# taz.de -- Freibäder in Berlin: Ausweispflicht bei Freibadbesuchen | |
> Nach den Krawallen in Freibädern gibt es in Berlin seit dem Wochenende | |
> eine neue Einlassregelung. Dafür machen das Columbiabad und die | |
> Großrutsche wieder auf. | |
Bild: Die Ruhe vor dem Sturm? Blick auf das geschlossene Columbiabad | |
BERLIN taz | „Und nun bitte noch den Ausweis.“ Die Frage des Personals am | |
Eingang des Freibads am Humboldthain ist höflich, kommt für viele aber | |
vollkommen überraschend. Es ist Samstag, Tag eins der neuen Einlassregelung | |
in den Berliner Bädern. Kaum einer, der den automatischen Kassenschalter | |
passiert, hat ein Personaldokument dabei. Aber die Badevorfreude bekommt | |
keinen Dämpfer. Freundlich werden auch die, die keinen Ausweis dabeihaben, | |
in das Bad gewunken. | |
[1][Auf Veranlassung des CDU-SPD-Senats] haben die Berliner Bäder ihre | |
Einlassregelungen verschärft. Hintergrund waren [2][gewaltsame | |
Ausschreitungen von Badegästen im Neuköllner Columbiabad]. Nachdem sich das | |
Personal massenhaft krankgemeldet hatte, war das Bad die gesamte vergangene | |
Woche geschlossen gewesen. | |
Die neue Regelung gilt seit Samstag in allen Berliner Frei- und | |
Sommerbädern: Eintritt werde nur noch gegen Vorlage eines | |
Lichtbildausweises gewährt, das könne ein Personalausweis, Führerschein | |
oder Schülerausweis sein, teilten die Bäder-Betriebe mit. Zudem würden | |
weniger Besucherinnen und Besucher in die Bäder hineingelassen. Die | |
Entscheidung, ob und wann es Einlassstopps gibt, träfen die Bäder | |
eigenständig. Das Sicherheitspersonal sei in allen Bädern aufgestockt | |
worden. | |
Angesichts der zu erwartenden Temperaturen von bis zu 35 Grad war es am | |
Samstag ratsam, frühzeitig ins Schwimmbad zu gehen. Der Andrang war so | |
groß, dass einige Bäder bereits am frühen Nachmittag einen Einlassstopp | |
verhängten. Sommerbäder wie Wuhlheide, am Insulaner, Humboldthain, | |
Gropiusstadt, Seestraße und Pankow ließen deutlich früher als in den | |
Vorjahren keine Besucher mehr rein. Laut Bäder-Betriebe kam es deshalb zu | |
keinen nennenswerten Vorfällen. | |
## Mobile Wachen vor den Bädern | |
Nach der Schließung des Sommerbads am Insulaner habe die Mobile | |
Polizeiwache angesichts Unmutsäußerungen von Wartenden Unterstützung | |
angefordert. Die Lage habe sich aber schnell beruhigt. Auf dem Vorplatz | |
stationierte Mobile Wachen unterstützen die Bäder an publikumsreichen Tagen | |
künftig verstärkt. Weitere Maßnahmen „zur Befriedung“ seien in Arbeit, | |
teilten die Bäder-Betriebe mit. Innensenatorin Iris Spranger (SPD) kündigte | |
vergangene Woche Videoüberwachung an den Eingängen an. | |
Auf Kritik stoßen die Maßnahmen bei der Linkspartei. „Billigen Aktivismus“ | |
des Regierenden Bürgermeisters Kai Wegner (CDU) nannte der innenpolitische | |
Sprecher Niklas Schrader das am Sonntag auf taz-Nachfrage. [3][Wenn eine | |
kleine Minderheit in den Bädern aus der Rolle falle, „warum sollen dann | |
alle bestraft werden?“] Bäder seien Teil der Daseinsvorsorge, der Zugang | |
müsse für alle niedrigschwelllig sein. | |
Lange Schlangen an den Eingängen infolge von Ausweiskontrollen würden die | |
Gemüter ganz sicher nicht beruhigen. Der Senat solle lieber für | |
ausreichendes Personal sorgen, so Schrader. Und die Vorhaben des | |
Jugendgipfels endlich umsetzen, „da ist nämlich auch nach Monaten immer | |
noch kein Geld geflossen“. | |
Die gute Nachricht: Das Columbiabad macht am Montag wieder auf. Das gilt | |
auch für den Sprungturm und die Großrutsche, die mit 83 Metern die längste | |
in Berlin ist. Ob und wie lange, liegt im Ermessen der Badleitung. Beides | |
war aufgrund wiederkehrender Auseindersetzungen seit dem 22. Juni | |
geschlossen gewesen. Auch im Freibad Pankow ist die Rutsche wieder offen. | |
16 Jul 2023 | |
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## AUTOREN | |
Plutonia Plarre | |
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Jugendgewalt | |
Carsten Linnemann | |
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