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# taz.de -- Weiter Unruhen in Frankreich: Nacht mit etwas weniger Festnahmen
> Nach dem Tod eines 17-Jährigen kommt es in Frankreich die fünfte Nacht in
> Folge zu Krawallen. Der Innenminister spricht von „ruhigerer Nacht“ dank
> Polizei.
Bild: In der Nacht zum Sonntag waren erneut 45.000 Polizisten im Einsatz
Paris rtr/afp | In Frankreich hat es auch in der Nacht zu Sonntag
Ausschreitungen gegeben, allerdings sind diese laut Regierung weniger
massiv ausgefallen als in den Nächten zuvor. „Ruhigere Nacht dank des
entschlossenen Vorgehens der Polizei“, schrieb Innenminister Gérald
Darmanin am Sonntagmorgen auf Twitter.
Vor allem in der Region Paris und in Marseille kam es [1][die fünfte Nacht
in Folge] zu Krawallen. 719 Menschen seien festgenommen worden, 45
Polizisten und Gendarmen seien verletzt worden, teilte das französische
Innenministerium in einer vorläufigen Bilanz mit. 577 Fahrzeuge und 74
Gebäude seien in Brand gesetzt worden. 871 Feuer auf Straßen wurden den
Angaben zufolge gezählt.
Am Tag zuvor waren es im ganzen Land mehr als 1300 Festnahmen gewesen.
Ausgelöst wurden die Krawalle durch den Tod eines 17-Jährigen
nordafrikanischer Abstammung, der am Dienstag von einem Polizisten bei
einer Verkehrskontrolle erschossen worden war. Nahel M. wurde am Samstag
[2][in Nanterre, einem Vorort von Paris, beigesetzt]. Hunderte Menschen
nahmen am Gottesdienst in der Moschee von Nanterre teil.
Laut Innenministerium waren in der Nacht zu Sonntag erneut rund 45.000
Gendarmen und Polizisten im Einsatz. In Marseille, Lyon und Grenoble wurden
die Sicherheitskräfte verstärkt. Örtliche Behörden im gesamten Land hatten
Demonstrationen verboten und angeordnet, dass die öffentlichen
Verkehrsmittel am Abend nicht mehr fahren dürfen. Wegen der Ausschreitungen
hatte Präsident Emmanuel Macron am Samstag kurzfristig seinen
Deutschland-Besuch abgesagt, der an diesem Sonntag beginnen sollte.
In Paris hatten sich am Samstagabend in der Nähe der Prachtstraße
Champs-Elysées [3][zahlreiche überwiegend junge Menschen versammelt]. Ihnen
stand ein Großaufgebot der Polizei gegenüber. Im Außenbezirk von Paris
wurde in der Stadt L’Haÿ-les-Roses das Haus des Bürgermeisters, Vincent
Jeanbrun, angegriffen. Aus seinem Umfeld hieß es, gegen ein Uhr in der
Nacht seien mehrere Personen mit einem Fahrzeug gewaltsam durch das Tor des
Hauses eingedrungen. Sie hätten dieses Auto und das des Bürgermeisters
sowie Mülleimer in Brand gesteckt.
## Hunderte zerstörte Läden und Restaurants
Es gelang den Eindringlingen demnach nicht, das Haus zu betreten, aber sie
seien der Frau und den beiden etwa zehnjährigen Kindern des Bürgermeisters
in ihren Garten hinter dem Haus gefolgt. Die Familie habe sich in das
Nachbargrundstück retten können, die Frau habe sich verletzt. Jeanbrun
selbst habe sich zu dem Zeitpunkt im Rathaus aufgehalten. In der im
Département Val-de-Marne gelegenen Stadt war es auch in den vergangenen
Nächten zu Krawallen gekommen.
In der Innenstadt von Marseille kam es in der Nacht zu Zusammenstößen
zwischen Protestierenden und der Polizei, die Tränengas einsetzte. Etliche
Menschen versuchten, Geschäfte zu plündern. In Frankreichs zweitgrößter
Stadt leben zahlreiche Menschen nordafrikanischer Herkunft. Nahel M. hat
marokkanische und algerische Wurzeln. Auch in Nizza sowie in Straßburg kam
es vereinzelt zu Zusammenstößen.
Viele Menschen aus armen Stadtvierteln, in denen Bevölkerungsgruppen
unterschiedlicher ethnischer Herkunft leben, fühlen sich benachteiligt und
von der Regierung vernachlässigt. Seit langem häufen sich zudem Beschwerden
über Polizeigewalt und Rassismus.
Bei den seit Tagen andauernden Krawallen ist erheblicher Sachschaden
entstanden. Finanzminister Bruno Le Maire gab am Samstag bekannt, seit
Dienstag seien mehr als 700 Läden, Supermärkte, Restaurants und
Bankfilialen geplündert oder sogar zerstört worden.
2 Jul 2023
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