# taz.de -- Schmähpreis für Mini-Pom-Bären: Weniger Fett, aber viel mehr Zuc… | |
> Hersteller Intersnack vermarktet die kleine Version der bärenförmigen | |
> Chips als gesund. Zu Unrecht, finden Verbraucherschützer:innen. | |
Bild: Goldener Windbeutel für „zuckrige Kinderwerbelüge“ | |
BERLIN AFP | Der Negativpreis [1][Goldener Windbeutel] geht in diesem Jahr | |
an die Ofenchips im Miniformat von Pom-Bär: In einer Umfrage der | |
Verbraucherschutzorganisation Foodwatch stimmte eine Mehrheit der | |
Verbraucherinnen und Verbraucher für das Produkt von Intersnack. | |
Der Hersteller bewerbe die Chips mit der Angabe „50 Prozent weniger Fett“ �… | |
er verschweige aber den [2][hohen Zuckergehalt], erklärte Foodwatch am | |
Dienstag. Die Ofenchips enthalten demnach etwa sechsmal so viel Zucker wie | |
die originalen Pom-Bären. | |
„Die Verbraucher:innen strafen Intersnack [3][für seine zuckrige | |
Kinder-Werbelüge ab]“, erklärte Rauna Bindewald von Foordwatch. Der | |
Hersteller wolle mit seinen fettreduzierten Chips offenbar | |
gesundheitsbewusste Eltern ansprechen. „Mit ‚50 Prozent weniger Fett‘ zu | |
werben und gleichzeitig den Zuckergehalt zu erhöhen – das passt nicht | |
zusammen.“ | |
Foodwatch hatte fünf Lebensmittel für den Goldenen Windbeutel nominiert. | |
Mehr als 50.000 Stimmen gingen seit dem 1. Juni ein – 28 Prozent davon | |
bekamen die Pom-Bär Ofen-Minis. Intersnack hält die Verleihung für | |
„ungerechtfertigt“, die Aussage von Foodwatch, es handele sich um eine | |
„dreiste Werbelüge“ sei „irreführend“. | |
## Platz 2 für Milch-Getränk | |
Der Gesamtzuckergehalt entstehe während des „natürlichen Backprozesses“, | |
die eigentliche Rezeptur enthalte hingegen nur einen kleinen Teil des | |
gesamten Zuckers. Das Unternehmen respektiere jedoch das | |
Abstimmungsergebnis. Dem „Wunsch nach noch mehr Transparenz wollen wir | |
zukünftig Rechnung tragen“, erklärte Intersnack auf Anfrage. Der | |
Herstellungsprozess der Ofenchips im Miniformat solle in Zukunft auf der | |
Verpackung klarer beschrieben werden. | |
Auf Platz zwei des Wettbewerbs um die „dreisteste Werbelüge“ landete der | |
Milchdrink Smooth Vanilla von Yfood, der als gesunde und vollwertige | |
Trinkmahlzeit mit vielen Proteinen, Ballaststoffen und Vitaminen beworben | |
wird. Auf der Packung steht „This is Food“. Die Kritik von Foodwatch: | |
„Tatsächlich handelt es sich schlicht um Milch mit Wasser und ein paar | |
zugesetzten Vitaminen, Mineralien und Süßstoff – überteuert verkauft für | |
3,99 Euro.“ | |
Das Münchener Unternehmen wies dies zurück, das zeige ein Blick auf die | |
Zutatenliste. Auch die anderen Kritikpunkte seien aus dem Zusammenhang | |
gerissen, erklärte Yfood auf Anfrage. Das Abstimmungsergebnis sehe das | |
Unternehmen als Chance, um über Smartfood aufzuklären. | |
Rund 20 Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher stimmten für den | |
Drittplatzierten, das Porridge von 3 Bears. Dabei handelt es sich um reine | |
Haferflocken, die jedoch sechsmal so teuer sind wie solche der Eigenmarken | |
der Supermärkte. Den Hinweis „ohne zugesetzten Zucker oder künstliche | |
Zusätze“ nannte Foodwatch eine Selbstverständlichkeit bei Haferflocken. | |
Der Hinweis „ohne Zuckerzusatz“ sei eine Abgrenzung zu anderen „klassisch… | |
Porridge-Mischungen“, erklärte 3 Bears auf Anfrage. Die Haferflocken seien | |
ein Premium-Produkt mit einem Premium-Preis. Der ergebe sich aus | |
hochqualitativen Zutaten, der Herkunft dieser, dem Produktionsverfahren und | |
der Tatsache, dass alle Prozesse in Deutschland stattfänden. | |
## Doppelt Nominiert | |
Der Hersteller Mondelez war gleich zweimal nominiert und landete mit einem | |
Philadelphia-Käse und den Tuc Bake Rolls auf den Plätzen vier und fünf. Der | |
Philadelphia erweckt nach Einschätzung von Foodwatch mit seiner Verpackung | |
den Eindruck, ein Ziegenkäseprodukt zu sein – ist aber ein Frischkäse aus | |
Kuhmilch mit einem Anteil von drei Prozent Ziegenfrischkäse sowie Aromen. | |
Durch die Packungsgestaltung soll die Sorte im Regal einfacher zu erkennen | |
sein, erklärte Mondelez. „Die Zutaten unserer Produkte weisen wir deutlich | |
auf den Verpackungen aus“, fuhr das Unternehmen fort. Bei den Bake Rolls | |
änderte der Hersteller die Marke von 7days auf Tuc, erhöhte den Preis und | |
verkleinerte den Inhalt der Packung. So ergab sich laut Foodwatch eine | |
versteckte Preiserhöhung von rund 139 Prozent. | |
Foodwatch vergab den Goldenen Windbeutel zum zwölften Mal. Die | |
Verbraucherorganisation engagiert sich seit langem gegen Etikettenschwindel | |
und fordert verbesserte Kennzeichnungsregeln. | |
27 Jun 2023 | |
## LINKS | |
[1] https://www.foodwatch.org/de/goldener-windbeutel-2023-verbraucherinnen-waeh… | |
[2] /Kinder-fragen-die-taz-antwortet/!5925359 | |
[3] /Minister-Oezdemir-bietet-Kompromiss-an/!5940124 | |
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