# taz.de -- Irans Präsident besucht Afrika: Raisi verspricht Investitionen | |
> Bei der Tour des iranischen Präsidenten geht es ums Geschäft: | |
> Agrarexporte nach Iran, Investitionen in die Tech- und Öl-Industrie für | |
> Afrika. | |
Bild: Ugandas Präsident Museveni (re.) begrüßt seinen iranischen Kollegen in… | |
KAMPALA taz | Kenia, Uganda, Simbabwe – nacheinander wird in den drei | |
afrikanischen Staaten für Irans Präsidenten Ebrahim Raisi der rote Teppich | |
ausgerollt. Es ist für viele ein historisches Ereignis, dass sich das | |
Staatsoberhaupt der international geächteten Islamischen Republik Iran zu | |
einer Afrika-Tour aufmacht. Ganze elf Jahre ist es her, dass ein iranischer | |
Präsident den Kontinent besuchte. Im Vorfeld hatte Irans Außenministerium | |
erklärt, der Trip könnte ein „Wendepunkt“ werden für die Handelsbeziehun… | |
zwischen Afrika und Iran. | |
Bereits beim ersten Stopp in [1][Kenia], nach dem Treffen mit dem dortigen | |
Präsidenten William Ruto am Mittwoch, wird klar: Es geht vor allem ums | |
Geschäft. Die beiden Staatsoberhäupter unterzeichneten bei ihren Gesprächen | |
in der Hauptstadt Nairobi gleich fünf verschiedene Partnerschaftsabkommen | |
in den Bereichen Informations- und Kommunikationstechnologie, Fischerei, | |
Landwirtschaft sowie Investitionsförderung. | |
Kenias Präsident Ruto erklärte anschließend, er habe von Raisi die Zusage | |
erhalten, den Export von mehr Tee, Fleisch und landwirtschaftlichen | |
Produkten nach Iran zu erleichtern.[2][Iran] würde sich außerdem dafür | |
einsetzen, mehr Absatzmärkte für kenianische Exporte in anderen Ländern | |
Zentralasiens zu eröffnen. | |
Raisi versprach den jungen Kenianern Arbeitsplätze. Es sollen | |
Start-up-Unternehmen durch das iranische Innovationsinstitut gefördert, | |
ein Berufsschulzentrum aufgebaut werden. Iran will zudem in Zukunft in der | |
Küstenstadt Mombasa Autos bauen: „Iran verfolgt die Absicht, in Mombasa ein | |
Kraftfahrzeugmontagewerk zu errichten, um ein einheimisches iranisches | |
Fahrzeug herzustellen, das den Kiswahili-Namen ‚Kifaru‘ trägt“, bekundet | |
Kenias Präsident Ruto und versichert, dass iranischen Investoren und | |
Geschäftsleuten ein gutes Investitionsklima geboten werden solle. | |
## Uganda erhofft sich vor allem Hilfen für die Ölindustrie | |
Mit einem Tross iranischer Geschäftsleute im Schlepptau ging es am | |
Mittwochnachmittag weiter ins Nachbarland Uganda. Dort wurde Raisi bereits | |
von Ugandas Präsident Yoweri Museveni sehnlich erwartet. Denn dieser | |
erhofft sich von Iran Investitionen und Know-how beim Aufbau einer | |
Ölraffinerie im Westen des Landes. | |
Dort erschließt der französische Erdölmulti Total sowie der chinesische | |
Staatskonzern CNOOC derzeit die Ölfelder rund um den Albertsee an der | |
Grenze zur Demokratischen Republik Kongo. Zu Beginn des Jahres wurde der | |
Startknopf gedrückt, um eine 1.400 Kilometer lange Pipeline vom Albertsee | |
bis in die tansanischen Hafenstadt Tanga am Indischen Ozean zu verlegen – | |
ein umstrittenes Projekt. Erst vor wenigen Tagen hat die [3][internationale | |
Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch] Ugandas Regierung, sowie die | |
Ölfirmen angehalten, das Projekt aufgrund von Verstößen gegen die | |
Menschenrechte zu verschieben. In Frankreich läuft erneut ein Verfahren | |
gegen Total wegen mutmaßlicher Missachtung der Menschenrechtsstandards. | |
Teil von Präsident Musevenis lang gehegter Vision eines anstehenden Ölbooms | |
in Uganda ist der Bau einer Raffinerie, die zwischen 4 und 5 Milliarden | |
Dollar kosten soll. Denn nur wenn das zähflüssige Rohöl in Uganda | |
verarbeitet wird, können es die Ugander auch selbst konsumieren. Seit über | |
zehn Jahren verhandelt Uganda mit verschiedenen Investoren, darunter auch | |
russischen, doch alle sprangen bislang wieder ab. | |
Jetzt erhofft sich Museveni vom Iran Unterstützung. „Wir haben hier | |
überschneidende Interessen“, betonte Museveni in seiner Rede nach dem | |
Treffen. Die Präsidenten unterzeichneten in Uganda drei Abkommen in den | |
Bereichen Landwirtschaft, Sicherheit und Handel. Auch Uganda erhofft sich | |
im Iran einen Absatzmarkt vor allem für landwirtschaftliche Produkte. | |
Umgekehrt hatte Museveni bereits beim Besuch des iranischen | |
Vize-Außenministers in Uganda vergangenes Jahr betont, sein Land sei | |
bereit, Iran bei der Umgehung [4][westlicher Sanktionen] gegen das Regime | |
zu helfen. | |
14 Jul 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Kenias-Rodungsverbot-auf-der-Kippe/!5941829 | |
[2] /Kunst-von-Frauen-aus-Afghanistan-und-Iran/!5940319 | |
[3] https://www.hrw.org/report/2023/07/10/our-trust-broken/loss-land-and-liveli… | |
[4] /Sanktionen-gegen-iranisches-IT-Unternehmen/!5936034 | |
## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
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