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# taz.de -- Meduza-Auswahl 1. bis 7. Juni: Angst, Demütigung, Nationalstolz
> Auch Leser von Meduza unterstützen den russischen Angriffskrieg. Im Land
> halten die Repressionen gegen Nawalny-Anhänger an. Texte aus dem
> Exilmedium.
Bild: St. Petersburg, 2. Juni: Blumentöpfe sind zu einem „Z“ arrangiert
Das [1][russisch-] und [2][englischsprachige] Portal Meduza zählt zu den
wichtigsten unabhängigen russischen Medien. [3][Im Januar 2023 wurde Meduza
in Russland komplett verboten]. Doch Meduza erhebt weiterhin seine Stimme
gegen den Krieg – aus dem Exil. Die taz präsentiert seit 1. März unter
[4][taz.de/meduza] immer mittwochs in einer wöchentlichen Auswahl, worüber
Meduza aktuell berichtet. Das Projekt wird von der [5][taz Panter Stiftung]
gefördert.
In der Woche vom 1. bis 7. Juni 2023 berichtete Meduza unter anderem über
folgende Themen:
## Krieg zu verlieren wäre „nationale Demütigung“
Ja, auch Meduza-Leser*innen unterstützen den russischen Angriffskrieg auf
die Ukraine. Warum? Das hat das Exilmedium seine Leserschaft gefragt und
anschließend [6][einen Überblick der gesendeten Rückmeldungen
veröffentlicht] (englischer Text). In nur wenigen Tagen erhielt Meduza
Hunderte von detaillierten Antworten. Sie werfen die Frage in den Raum,
inwiefern es überhaupt möglich sein könnte, das in Russland herrschende
Regime zu ändern, wenn die Menschen im Land dazu nicht bereit sind.
„Eine Niederlage Russlands würde eine nationale Demütigung bedeuten, die
wir nicht zulassen können“, schreibt etwa Andrej (35). „Den Krieg
unterstütze ich zwar nicht, aber leider steht die Existenz meines
Vaterlandes auf dem Spiel. Ich möchte nicht die Zerstörung meines Landes
erleben“, erklärt Sergey (38). Er unterstütze den Krieg, „weil der von
Selenski vorgelegte und vom „kollektiven Westen“ unterstützte
‚Friedensplan‘ mit hoher Wahrscheinlichkeit Russland so viel Schaden
zufügen wird, dass wir nicht sicher sein können, dass es überleben würde“,
schreibt Oleg (27).
## Mehr als 90 Festnahmen wegen Unterstützung von Nawalny
Die russische Zivilorganisation OVD dokumentierte mindestens 90 Festnahmen
bei Demonstrationen am vergangenen Samstag zur Unterstützung des russischen
Oppositionellen Alexej Nawalny. Der sitzt in Russland im Straflager in
Russland, und hatte am Samstag Geburtstag. Seit 12 Jahren dokumentiert die
Organisation politisch motivierte Verhaftungen.
[7][Meduza teilt in diesem Post] (englischer Text) Verlinkungen zu
verschiedenen journalistischen Stimmen, die sowohl in Moskau als auch in
Sankt Petersburg über die Protestaktionen berichteten. Sie zeigen die
Umstände, unter denen Menschen in Russland sich politisch versammeln:
Lastwagen der russischen Nationalgarde warteten in der Nähe der
Treffpunkten der Demonstranten, die Bereitschaftspolizei patrouillierte in
den umliegenden Straßen.
## Ein Film über Opfer „Bestrafungspsychatrie“ in der UdSSR
Im Mittelpunkt der Dokumentarserie „Dissidenten und Wahnsinn“ des
russischen Filmemachers Sergei Gindilis steht die “Bestrafungspsychiatrie“,
die während der Breschnew-Ära in großem Umfang gegen Andersdenkende im
sowjetischen Russland eingesetzt wurde. Leonid Breschnew war von 1964 bis
1982 Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU).
Die Serie wurde auf dem YouTube-Kanal des mit US-amerikanischen Geldern
finanzierten russisch- und englischsprachigen Medienportals Current Time
Doc veröffentlicht.
[8][Meduza sprach mit dem Regisseur Gindilis] (russischer Text) über die
Tausende von Dissidenten, die in den 1960er und 1980er auf Anweisungen des
sowjetischen In- und Auslandsgeheimdienstes KGB in psychiatrischen
Spezialkliniken zwangsbehandelt wurden. 2021 begann Gindilis mit seinem
Vater Jewgenij Gindilis an diesem historischen Projekt auf Basis von
Interviews und Archivdokumenten zu arbeiten. “Das Thema ist leider aus
vielen Gründen immer noch aktuell“, erzählt der Regisseur. Auch in Putins
Russland würden Dissidenten in Irrenhäuser gesteckt, so Gindilis.
## Wie Journalismus in Turkmenistan überdauert
Turkmenistan rangiert seit Jahren zuverlässig auf einem der letzten Plätzen
verschiedener Ranglisten über Demokratie, Korruption und Pressefreiheit.
Die Wahlen werden routinemäßig gefälscht, die Familie des ehemaligen und
aktuellen Präsidenten Berdimuhamedow beherrscht politischen und
wirtschaftlichen Institutionen, die Korruption im Land ist systematisch.
[9][Meduza sieht sich die Pressefreiheit im Land in dieser Reportage
genauer an] (englischer Text). Das Exilmedium interviewt den Journalisten
und Herausgeber von Turkmen.News, Ruslan Myatiev. 2010 erhielt er
politisches Asyl in Europa. Seine Eltern waren bereits als unabhängige
Journalist*innen tätig. „Mein Vater wurde auf der Straße angegriffen.
Jemand hat nachts Steine in unsere Wohnung geworfen“, erzählte er im
Gespräch mit Meduza. 2008 beschloss er, sein Land zu verlassen, um als
Journalist arbeiten zu können – denn die Menschenrechtslage verschlechtert
sich immer weiter. Turkmenische Journalist*innen leben aber auch im
Ausland nicht sicher: Fälle von grenzüberschreitender Repression gegen
unabhängige Journalist*innen und Oppositionelle häufen sich.
7 Jun 2023
## LINKS
[1] https://meduza.io/
[2] https://meduza.io/en
[3] /Russische-Medien-im-Exil/!5911767
[4] /Unser-Fenster-nach-Russland/!t5916992
[5] /Panter-Stiftung/!p4258/
[6] https://meduza.io/en/feature/2023/06/03/the-only-thing-worse-than-war-is-lo…
[7] https://meduza.io/en/news/2023/06/04/at-least-90-people-arrested-in-russia-…
[8] https://meduza.io/feature/2023/06/05/karatelnaya-psihiatriya-nikuda-ne-delas
[9] https://meduza.io/en/feature/2023/06/05/dogged-and-determined-reporters-how…
## AUTOREN
Gemma Teres Arilla
Tigran Petrosyan
## TAGS
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