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# taz.de -- Krieg in Sudan: Ein verhinderbarer Krieg
> Viel zu oft wacht die internationale Gemeinschaft viel zu spät auf.
> Rechtzeitige Intervention hätte das Blutvergießen in Sudan aufhalten
> können.
Bild: Freude in Khartum im Juli 2019, als sich die Sudanesen Hoffnung auf freie…
Wir hätten heute keinen Krieg in Sudan, hätte die internationale
Gemeinschaft und auch Europa die drohenden Anzeichen dafür früher
wahrgenommen. Nach dem Sturz des [1][Langzeitdiktators Omar al-Bashir] 2019
war es die sudanesische Massenprotestbewegung, die dem Militär damals ein
Übergangsabkommen abgetrotzt hatte, in dem die Männer mit den Waffen
innerhalb von drei Jahren ihre Macht an eine zivile Regierung übergeben
sollten, um anschließend demokratische Wahlen abzuhalten.
Es war ein Sieg der arabischen Zivilgesellschaft, in Zeiten, als die
arabischen Autokraten in anderen Staaten der Region nach dem [2][Arabischen
Frühling] das Rad mit Hilfe ihrer Repression schon längst wieder
zurückgedreht hatten. Die sudanesische Protestbewegung hatte das praktisch
allein geschafft. International interessierte sich damals kaum jemand für
Sudan.
Mit Ausnahme der autokratischen arabischen Staaten wie den Vereinigten
Arabischen Emiraten und Ägypten, die mit allen Mitteln sicherstellen
wollten, dass es in Sudan kein demokratisches Experiment geben wird. Ihnen
überließ die internationale Gemeinschaft die Einflussnahme auf Sudan fast
komplett und warf damit die Protestbewegung den Generälen zum Fraß vor.
Selbst als dann das Militär ihres Chefs Abdelfattah Burhan und dessen
Stellvertreter und Paramilitärkommandant Mohammed Hamdan Dagalo, alias
Hemetti, sich im Oktober 2022 wieder an die alleinige Macht putschten,
blieb die internationale Reaktion verhalten. Die weltweite Pandemie und
später der Ukrainekrieg beschäftigte die Gemüter. Wen kümmerte Sudan. Es
gab keine ernsthafte Sanktionierung der Putschisten. Man ließ sich durch
die Hinhaltetaktik und die Lippenbekenntnissen der Generäle im Sudan
einlullen, dass sie irgendwann die Macht abgeben werden.
## Humanitäre Katastrophe
Und man ließ Ägypten und die Emirate gewähren, ihre jeweiligen Generäle zu
unterstützen. Dass die sich irgendwann einmal gegenseitig an die Kehlen
gehen und um die Alleinherrschaft kämpfen werden, war absehbar. Nun ist es
zu spät. Der Krieg führt jeden Tag mehr zu einer [3][humanitären
Katastrophe]. Doch auch das wird langsam ad acta gelegt, denn die eigenen
Staatsangehörigen sind evakuiert.
Aufwachen werden dann alle, wenn eintreffen wird, wovor das
UN-Flüchtlingswerk UNHCR heute schon warnt: dass der Konflikt über
[4][800.000 Flüchtlinge] produzieren könnte. Wenn die sich dann nicht nur
in die afrikanischen Nachbarländer, sondern auch nach Europa aufmachen,
wird der Aufschrei groß sein. Haltet sie ab, haltet sie ab, werden sie
rufen.
Derweil hätte man das alles verhindern können, hätte man die zivile
sudanesische Protestbewegung und ihren Kampf um Veränderung ernsthaft
unterstützt, die Putschisten sanktioniert und die arabischen Autokraten
gewarnt, von Sudan ihre Finger zu lassen. Das wäre eine aktive europäische
Außenpolitik gewesen. Stattdessen werden wir einmal mehr auf die nächste
Flüchtlingswelle aus Afrika reagieren und auch das eher hilflos.
3 May 2023
## LINKS
[1] /Sudans-Ex-Diktator-Omar-al-Baschir/!5788399
[2] /Zehn-Jahre-Arabischer-Fruehling/!t5007858
[3] /Krieg-in-Sudan/!5931321
[4] https://www.deutschlandfunk.de/unhcr-bereitet-sich-auf-bis-zu-800-000-fluec…
## AUTOREN
Karim El-Gawhary
## TAGS
Warlord
Bürgerkrieg
Schwerpunkt Flucht
Schwerpunkt Krieg in Sudan
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Sudan
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