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# taz.de -- Söders Absage an eine Kanzlerkandidatur: Nie und immer
> CSU-Chef Markus Söder beteuert, nicht Kanzler werden zu wollen. Aber
> Obacht: Der Bayer ist nicht nur sehr beliebt beim Volk, sondern auch sehr
> wankelmütig.
Bild: Was will uns der Bayerische Ministerpräsident hier sagen?
Stell dir vor, der populärste Politiker der Opposition verzichtet auf die
Kanzlerkandidatur – und keine Sau interessiert’s. So geschehen am
Dienstagabend: [1][Markus Söder] erklärte hoch und heilig, das Thema sei
für ihn erledigt, bei der nächsten Bundestagswahl stehe er nicht zur
Verfügung. Dass diese Absage kaum eine Meldung wert war, sagt wenig über
die wahren Aussichten und Absichten in der Union, aber viel über die
Glaubwürdigkeit des CSU-Chefs, die inzwischen gegen null tendiert.
Das war vor nicht allzu langer Zeit noch anders. Auf dem Höhepunkt der
Coronawellen hing halb Deutschland, auch viele Linksliberale
eingeschlossen, an den Lippen des bayerischen Ministerpräsidenten, der
täglich schärfere Maßnahmen gegen das Virus verkündete als die zögerlichen
Waschlappen im Bund. Toller Mann, konsequent und tatkräftig, so einen
bräuchte es auch in Berlin, so damals der Tenor, der [2][Söder] dazu
verleitete, vergeblich nach dem Kanzleramt zu greifen.
Mittlerweile hat sich herumgesprochen, dass die Aussagen des Franken die
Haltbarkeit eines frischen Joghurts haben. Auch die naiven Söder-Gläubigen
aus der Coronazeit haben das erkannt, denn noch schneller, als die
allgemeine Stimmung kippte, war auch ihm Corona wieder wurscht. Egal, um
was es geht, Atomkraft, Flüchtlings- oder Klimaschutz, von Söder kommt
stets ein beherztes Ja, dann ein genauso lautes Nein und bei Gelegenheit
wieder ein vollkommen überzeugtes Ja.
Ja, Söder dreht sich schneller als jedes Windrad, das er unbedingt
verhindern möchte, weil es [3][das schöne Bayernland] verschandelt –
jedenfalls bis zur Landtagswahl im Herbst. Falls er dann mit den Grünen
koaliert, was er derzeit kategorisch ausschließt, wird Söder sofort
Windkraftweltmeister.
Der Witz ist nur: Das alles scheint ihm nicht zu schaden. Immer das zu
sagen, was die Mehrheit gerade will, muss in einer Demokratie kein Nachteil
sein. Und falls Söder vor der nächsten Wahl immer noch in den Umfragen weit
vor Merz und Wüst liegt, wird es sich die CDU gut überlegen, ob sie wieder
verlieren oder diesmal den chancenreichsten Kandidaten bitten möchte. Söder
wird dann schon ein Grund einfallen, warum er das schon immer wollte.
3 May 2023
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## AUTOREN
Lukas Wallraff
## TAGS
Kanzlerkandidatur
CDU/CSU
Markus Söder
Kanzlerkandidatur
Bayern
Schwerpunkt Atomkraft
CDU/CSU
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