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# taz.de -- Krieg in Sudan: Bundeswehr nachträglich mit Mandat
> Nach Ende der Evakuierungsaktion der Bundeswehr gibt der Bundestag sein
> Okay für den Einsatz in Sudan. Dort gehen die Kämpfe trotz Feuerpause
> weiter.
Bild: Rauch steigt auf über dem sudanesischen Khartum. Die Kämpfe halten an
## USA und Afrikanische Union für Ende der Kämpfe
Die USA und die Afrikanische Union (AU) wollen sich weiter gemeinsam für
ein sofortiges Ende der Kämpfe in Sudan und ungehinderten Zugang zu
humanitärer Hilfe einsetzen. US-Außenminister Antony Blinken sprach am
Mittwoch mit dem Vorsitzenden der AU-Kommission, Moussa Faki Mahamat, über
die Zusammenarbeit zwischen den USA und der AU, wie das Ministerium
mitteilte. Ziel sei es, eine dauerhafte Einstellung der seit knapp zwei
Wochen andauernden Kämpfe in dem nordostafrikanischen Land zu erreichen.
Beide seien sich einig, dass die AU dabei weiterhin eine führende Rolle
spielen müsse.
In Sudan kämpft De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan mithilfe des
Militärs gegen seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo. Dieser ist
Anführer der einflussreichen paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces
(RSF).
Trotz einer Waffenruhe kam es auch in der Nacht zum Donnerstag in Teilen
des Landes erneut zu Gefechten. Bei den Kämpfen kamen nach Angaben der
Weltgesundheitsorganisation bisher mindestens 460 Menschen ums Leben, fast
4.100 wurden verletzt. Die tatsächliche Zahl der Opfer dürfte aber deutlich
höher liegen. Diverse Länder, darunter auch Deutschland, brachten bereits
Hunderte eigene Staatsbürger und Menschen aus anderen Ländern in
Sicherheit. (dpa)
## Bundestag erteilt Bundeswehr nachträglich Mandat
Die Bundeswehr hat nach eigenen Angaben bei der in der Nacht zu Ende
gegangenen Evakuierungsaktion in Sudan mehr als 700 Menschen aus dem
Bürgerkriegsland gebracht. Der sechste und bis auf Weiteres letzte Flug
habe 78 Menschen nach Jordanien in Sicherheit gebracht, erklärte das
Bundesverteidigungsministerium am Mittwoch im Onlinedienst Twitter. Unter
den ausgeflogenen Menschen seien rund 200 Deutsche. Der Bundestag erteilte
dem Einsatz am Abend nachträglich sein Mandat.
Wegen der akuten Gefahrensituation war die Bundeswehr-Mission am Sonntag
zunächst ohne die eigentlich erforderliche parlamentarische Zustimmung
gestartet worden. In solchen Fällen ist auch eine nachträgliche
parlamentarische Mandatierung möglich. Der Bundestag stimmte dem
Mandatsantrag der Bundesregierung am Abend mit großer Mehrheit aus
Koalition und Union zu.
Zur Absicherung ihres Evakuierungseinsatzes war die Bundeswehr nach Angaben
des Befehlshabers auch mit Waffen zur Panzerabwehr ausgerüstet. Die Kräfte
seien so aufgestellt gewesen, „dass wir jederzeit ein Gefecht hätten
aufnehmen und uns verteidigen können und dabei durchhaltefähig gewesen
wären“, sagte Generalmajor Dirk Faust der Bild. „Wir hatten alle
Fähigkeiten, die erforderlich sind, um uns gegen stärkere Feindkräfte vor
Ort durchzusetzen – von der Handwaffe bis hin zur Panzerabwehrfähigkeit.“
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und Verteidigungsminister
Boris Pistorius (SPD) hatten am Dienstag das Ende der Evakuierungsaktion
verkündet. Allerdings hält sich die Bundesregierung die Möglichkeit offen,
die Mission in Sudan noch bis Ende Mai fortzuführen beziehungsweise
wiederaufzunehmen, falls dafür Bedarf besteht – der Bundestag erteilte ihr
in seinem Mandat eine entsprechende Genehmigung. Bis zu 1.600 Soldatinnen
und Soldaten sollen sich daran beteiligen können.
In Sudan verbliebene Deutsche sollen nach Angaben der Bundesregierung in
den kommenden Tagen mithilfe von Partnerländern evakuiert werden, sofern
sie dies wollen. (afp/dpa)
## Trotz Feuerpause halten Kämpfe an
Der von schweren Kämpfen erschütterte Sudan kommt trotz einer Feuerpause
nicht zur Ruhe. Am Mittwoch flogen Kampfflugzeuge der Armee über die
nördlichen Vororte der Hauptstadt Khartum, wo sie von den RSF beschossen
wurden, wie Augenzeugen berichteten. Der östliche Stadtrand von Khartum war
Ziel von Luftangriffen und im Süden Khartums kam es nahe einem Haus von
RSF-Anführer Mohamed Hamdan Daglo zu Gefechten mit Maschinengewehren, wie
weitere Augenzeugen berichteten.
Die Armee erklärte am Mittwoch, sie werde einen Vertreter zu Verhandlungen
mit der RSF nach Juba, der Hauptstadt des benachbarten Südsudan, schicken.
Ziel der Gespräche sei es, „die Waffenruhe um 72 Stunden zu verlängern“.
(afp)
## Pro Asyl fordert Aussetzung von Abschiebungen nach Sudan
Die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl forderte die Bundesregierung am
Mittwoch auf, Abschiebungen in den Sudan sofort zu stoppen und auch die
Ablehnung von Asylanträgen von Sudanesen auszusetzen. „Es ist inakzeptabel,
dass Menschen angedroht wird, in ein Land abgeschoben zu werden, in dem sie
um ihr Leben fürchten müssen“, erklärte der flüchtlingspolitische Sprecher
von Pro Asyl, Tareq Alaows. Der Organisation zufolge leben in Deutschland
viele Menschen aus dem Sudan in einem „unsicheren Duldungsstatus“. (afp)
27 Apr 2023
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