# taz.de -- Pokalschreck RB Leipzig scheitert: Glückliche Verliererinnen | |
> Im DFB-Pokalhalbfinale scheiden die Fußballerinnen vom Zweitligisten RB | |
> Leipzig aus und beweisen Erstligareife. Verbesserungsbedarf gibt es im | |
> Umfeld. | |
Bild: Knappes Duell: Leipzigs Luca Graf (l.) und Freiburgs Annabel Schasching i… | |
Das Tor hatte sich angebahnt und kam trotzdem überraschend. Die | |
Nachspielzeit war schon lange angebrochen, die Verlängerung schien sicher. | |
Da flankte die Freiburgerin Cora Zicai von links in Leipzigs Strafraum zu | |
ihrer Kapitänin Hasret Kayıkçı. Die streckte sich und beförderte den Ball | |
ins Netz. [1][Oft hatte Freiburg] es da schon versucht, lange konnte | |
Leipzig mithalten. Am Ende reichte es nicht. Etwas später ertönte der | |
Schlusspfiff. | |
Es gibt wenige Fußballspiele, nach denen beide Team mit ihren jeweiligen | |
Fans feiern. Das DFB-Pokalhalbfinale am Sonntagabend zwischen dem | |
Zweitligisten RB Leipzig und dem Erstligisten SC Freiburg war ein solches. | |
Denn trotz Niederlage hatten auch die Leipzigerinnen Grund zur Freude. Der | |
Aufstieg in die erste Bundesliga stand am Sonntag kurz vor dem Halbfinale | |
fest, nachdem der größte Konkurrent, der FSV Gütersloh, sein Ligaspiel | |
verloren hatte. RB Leipzig ist sechs Spieltage vor Saisonschluss nicht mehr | |
von der Tabellenspitze zu verdrängen. Deshalb zogen am Ende die | |
Spielerinnen beider Teams vorbereitete Feier-T-Shirts an, sprangen und | |
jubelten unter dem Flutlicht, Arm in Arm vor ihren Fans. | |
Der Rahmen war durchaus stimmungsvoll. Alle 1.800 Plätze auf dem Nebenplatz | |
des RB-Trainingszentrums waren besetzt. Das große Leipziger Zentralstadion, | |
das 47.000 Zuschauer*innen Platz bietet, steht in Sichtweite, blieb aber | |
an diesem Abend leer. Laut Verein entschied sich das Team für den kleineren | |
Platz. | |
Verglichen mit dem bisherigen Liga-Alltag ist dieser Umzug schon ein | |
Fortschritt. Normalerweise spielen die Leipzigerinnen im mehr als 10 | |
Kilometer entfernten Markranstädt vor durchschnittlich 300 Zuschauer*innen. | |
[2][Gemessen an den Entwicklungen im Frauenfußball,] insbesondere im | |
letzten Jahr, wirkte dieses DFB-Pokalhalbfinale wiederum etwas | |
zurückgeblieben. Die TV-Übertragungsqualität mutete wegen der wenigen | |
Kameraplätze eher amateurhaft an. Ihre Erstligaspiele sollen die Frauen | |
von RB Leipzig kommende Saison ebenfalls auf diesem Platz bestreiten. | |
## Glaube ans Finale | |
Zuversichtlich gingen die RB-Fußballerinnen in die Partie gegen Freiburg. | |
Sie hatten schon zuvor gegen die Erstligisten Eintracht Frankfurt (2:1) und | |
die SGS Essen (6:1) für zwei große Pokalüberraschungen gesorgt. Schon mit | |
dem Einzug ins Halbfinale hatte die 2016 gegründete Frauenabteilung des | |
Leipziger Brausevereins die eigenen Erwartungen übertroffen. Da war die | |
Niederlage offensichtlich verkraftbar, auch wenn Leipzigs Kapitänin Johanna | |
Kaiser kurz nach dem Abpfiff am Spielfeldrand sagte: „Jetzt unmittelbar | |
nach dem Spiel ist die Enttäuschung schon groß.“ Sie habe daran geglaubt, | |
dass ihr Team in das Finale einziehen könne. | |
SC Freiburgs Trainerin Theresa Merk mahnte vor dem Spiel: „Wir haben | |
Respekt, dennoch müssen wir uns nicht kleiner machen, als wir sind.“ Am | |
Sonntag in Leipzig war dieser „Respekt“ vor allem in den Anfangsminuten | |
sichtbar. Doch nach fast einer halben Stunde verlagerte der SC das Spiel in | |
die RB-Hälfte. Die Leipzigerinnen hielten zwar dagegen, aber bis zum Ende | |
bestimmte Freiburg weitestgehend das Spiel. | |
Ein besorgtes Raunen ging in der 28. Minute durch die RB-Fans, als die | |
Freiburgerin Judith Steinert in hohem Tempo von rechts nahezu ungehindert | |
auf das Tor zu lief und abzog – aber ihr Schuss ging über die Latte. Keine | |
fünf Minuten später setzte sich ihre Teamkollegin Marie Müller auf der | |
linken Seite gefährlich durch, doch RB-Kapitänin Johanna Kaiser wehrte mit | |
dem Oberschenkel ab. | |
## Die Pokalreise war sensationell | |
Während der SC Freiburg etliche Chancen vergab, war die RB-Rekordkulisse | |
schnell zu begeistern. „Hipp, Hipp, Hurra!“, tönt es von den Rängen, als | |
einmal Leipzigs Jenny Hipp geschickt den Ball eroberte. Kurz vor Schluss, | |
in der 88. Minute, musste Leipzigs Torhüterin Elvira Herzog blutend vom | |
Platz. Eine Mitspielerin hatte sie bei einer Abwehraktion mit den Stollen | |
am Kopf getroffen. Für die letzten Minuten stand Gina Schüller für RB | |
Leipzig im Tor – und kassierte in der Nachspielzeit das einzige Tor. | |
So spät zu verlieren, sei besonders ärgerlich, räumte Leipzigs Trainer | |
Saban Uzun nach dem Spiel ein. Er habe auf einen „Lucky Punch“ seines Teams | |
gehofft. Aber er resümierte zufrieden: „Die Pokalreise war sensationell. | |
Wir haben gezeigt, dass wir mit Erstligisten mithalten können.“ Viola | |
Odebrecht, Leiterin des Frauenfußballs, hat angekündigt, keine großen Namen | |
wie Alexandra Popp einkaufen zu wollen. | |
Trotzdem will der Verein sich in den nächsten Monaten verstärken, um | |
langfristig [3][an der Bundesligaspitze den VfL Wolfsburg und FC Bayern] | |
anzugreifen. Auf Wolfsburg wird Freiburg, wie schon im Jahr 2019, im | |
Pokalfinale als krasser Außenseiter treffen. Vermutlich wird man das Spiel | |
lange ausgeglichen halten wollen, in der Hoffnung auf einen Lucky Punch. | |
17 Apr 2023 | |
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## AUTOREN | |
David Muschenich | |
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