| # taz.de -- Fridays-for-Future-Kongress: Welt retten, nächster Anlauf | |
| > Nach dem gescheiterten Klima-Entscheid in Berlin sieht sich die | |
| > Klimabewegung in der Defensive. Nur: Wie lassen sich Mehrheiten gewinnen? | |
| > Ein Kongress diskutiert. | |
| Bild: Gar nicht mehr so einfach mit dem Klimaprotest: Luise Neubauer bei einer … | |
| Berlin taz | Die Klimabewegung hat es im Moment nicht leicht. Die Anmeldung | |
| von Protestaktionen wird immer schwieriger, die Polizeipräsenz bei | |
| Demonstrationen stärker und der Ton gegen die Bewegung rauer. So zumindest | |
| schilderte es Klimaaktivistin Luisa Neubauer zu Beginn der | |
| Podiumsdiskussion „Shrinking Spaces for Climate Action“ in der taz Kantine | |
| am Samstagabend. Hier diskutierten verschiedene Expert*innen aus den | |
| Bereichen Klima, Demokratie und Recht vor allem die Frage, wie sich die | |
| Klimabewegung den Raum zurückerobern kann – auf der Straße und im | |
| öffentlichen Diskurs. | |
| Zu den diskutierten Punkten gehörte zum Beispiel das veränderte | |
| Versammlungsgesetz in NRW. Dort darf die Polizei seit Ende 2021 | |
| Demonstrationen per Video überwachen. Versammlungen auf Autobahnen sind | |
| komplett verboten. Auch scheint grundsätzlich die Unterstützung der breiten | |
| Bevölkerung für die Bewegung zu schwinden. Diesen Eindruck vermittelt der | |
| gescheiterte Klima-Volksentscheid in Berlin sowie die Beschlüsse des | |
| Koalitionsausschusses. | |
| Es sei kein Zufall, dass die Kritik an Klimaschutzmaßnahmen lauter wird und | |
| die Bewegung mit ihren Forderungen in Ungnade fällt. Alles ein Teil einer | |
| „kommunikativen Gegenkampagne“, meint Christoph Bautz, Geschäftsführer der | |
| Organisation Campact. Geführt würde diese Kampagne von jenen, deren | |
| Interessen von der Klimabewegung bedroht werden. Im Fokus stünden dabei | |
| etwa zugespitzte Botschaften über Verbotspolitik und Vergleiche der | |
| Bewegung mit der RAF oder Taliban, die ein Zerrbild der Bewegung | |
| skizzierten. | |
| Auch Pauline Brünger, Sprecherin bei Fridays for Future, beobachtet diese | |
| Entwicklung. „Die Klimabewegung hat zwar die besseren Argumente, aber der | |
| Gegenseite gelingt es momentan, Menschen zu emotionalisieren“, sagt sie. | |
| Das trage auch dazu bei, dass sich Politiker zum ersten Mal seit 2019 offen | |
| gegen Klimaschutz aussprechen können, ohne negative Konsequenzen befürchten | |
| zu müssen. Noch zur vergangenen Bundestagswahl sei das undenkbar gewesen. | |
| Die Bewegung müsse das ernst nehmen und anerkennen, dass sie für Mehrheiten | |
| kämpfen muss, so Brünger. | |
| ## Neue Verbündete und Protestformen | |
| Nur, wie? Zu den Antworten der Panelrunde auf diese Frage gehört zum | |
| Beispiel die Zusammenarbeit mit neuen Verbündeten – etwa mit Gewerkschaften | |
| und deren Mitgliedern. Außerdem sollten „Windows of Opportunity“ (der | |
| nächste Hitzesommer kommt bestimmt) klug genutzt werden, um die | |
| Dringlichkeit der Krise und die Handlungsoptionen klar zu kommunizieren. | |
| Auch neue Protestformen könnten der Bewegung guttun. Grundvoraussetzung sei | |
| aber, so Ulf Buermeyer, Jurist und Vorsitzender der Gesellschaft für | |
| Freiheitsrechte, dass die Protestfreiheit der Bewegung nicht eingeschränkt | |
| wird. „Es gibt eine traditionelle Skepsis von Behörden gegenüber der | |
| unmittelbaren Demokratie in Form von Demonstrationen und Blockaden“, so | |
| Buermeyer. „Versammlungen sind aber ein wichtiger Teil der Demokratie – sie | |
| machen sie lebendig. Statt die Versammlungsfreiheit einzuschränken, sollte | |
| man also vielleicht lieber darüber nachdenken, sie zu erweitern“. | |
| Es sei wichtig, die Erfahrungen in der Bewegung zu besprechen, da sie | |
| „nicht nur individuell sind“, so Pauline Brünger am Ende des Abends. Die | |
| Probleme müsse man benennen und ein öffentliches Bewusstsein dafür | |
| schaffen. „Wenn die Freiheit der Klimabewegung eingeschränkt wird, schränkt | |
| das auch zivilgesellschaftliches Engagement insgesamt ein“. | |
| Transparenzhinweis: Die Paneldiskussion fand im Rahmen eines eintägigen | |
| Kongresses von Fridays for Future statt, den die taz Panter Stiftung | |
| unterstützt hat. | |
| 2 Apr 2023 | |
| ## AUTOREN | |
| Lena Wrba | |
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