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# taz.de -- Kinoempfehlungen für Berlin: Bis heute währende Strahlkraft
> Das Baylon Mitte präsentiert eine Reihe mit Marilyn Monroes besten
> Filmen. Das Zeughauskino zeigt Komödien aus der frühen deutschen
> Tonfilmzeit.
Bild: „Niagara“ (USA 1953, R: Henry Hathaway ), mit Marilyn Monroe und Jean…
Bei ihren männlichen Schauspielkollegen war Marilyn Monroe nicht sonderlich
beliebt: Nicht nur, dass ihre notorische Unzuverlässigkeit die Dreharbeiten
ständig verzögerte, auch von ihrem viel gerühmten Sexappeal waren sie nur
wenig überzeugt: „Es ist, als ob man Hitler küsst“, befand Tony Curtis,
Monroes Co-Star aus Billy Wilders frenetischer Komödie „Manche mögen’s
heiß“, einst in einem oft kolportierten Bonmot.
Das Kinopublikum sah das zweifellos anders – offenbar hatte sich Marilyn
ihre bis heute währende Strahlkraft für die Kinoleinwand aufgespart. [1][Im
Babylon Mitte präsentiert eine Filmreihe jetzt noch einmal Monroes beste
Werke], und der mir liebste ist gar nicht unbedingt der offensichtlichste:
Henry Hathaways Thriller „Niagara“ entstand 1953 und war Monroes erster
großer Erfolg in einer Hauptrolle, die sie hier neben der nicht minder
brillanten Jean Peters spielt.
Marilyn verkörpert Rose Loomis, die mithilfe eines Liebhabers ihren
nervenkranken Mann George (Joseph Cotten) an den Niagara-Fällen in den
Orkus schicken will, eine Geschichte, in die zusehends auch Polly Cutler
(Peters) aus dem Ferienbungalow nebenan verwickelt wird, weil ihr Ehemann
sowieso nie Zeit für sie hat.
„Niagara“ ist ein düsterer Film in leuchtend klaren Farben vor
spektakulärer Naturkulisse, ein ebenso spannender wie boshafter Thriller,
in dem die Grundpfeiler des westlichen Wertesystems konsequent ad absurdum
geführt werden: vom beruflichen Erfolg bis zur glücklichen Ehe ist hier
alles nur Lug und Schein (3. 4., 18 Uhr, Babylon Mitte).
Nicht mit den Superstars, sondern mit den charakterstarken
Nebendarsteller:innen befasst sich eine [2][Filmreihe im
Zeughauskino]: „Lob der Charge“ bezieht sich auf einen gleichnamigen
Artikel des Filmkritikers und -theoretikers Rudolf Arnheim, und präsentiert
im April Komödien aus der frühen deutschen Tonfilmzeit, die nicht zuletzt
geprägt waren von unverwechselbaren Schauspieler:innen wie Adele
Sandrock, Kurt Gerron, Felix Bressart und Szöke Szakall.
Sie avancierten in kleineren Rollen zu wahren Publikumslieblingen und
drückten einer (bis zum Machtantritt der Nationalsozialisten 1933
währenden) Ära ihren Stempel auf. [3][Eröffnet wird die Reihe am 1. April]
mit „Ein ausgekochter Junge“ von Regisseur Erich Schönfelder, in dem ein
durch eine Jahrmarktshypnose zusammengeführtes Paar Zuflucht in der Villa
Waldfrieden sucht.
Dort machen sich alsbald die seltsamsten Bewohner und Besucher bemerkbar.
Darunter ein wahnsinniger russischer Anarchist (Karl Huszár-Puffy) und der
Besitzer eines Modehauses – gespielt von Julius Falkenstein (Eröffnung, 1.
4., 20 Uhr, „Ein ausgekochter Junge“).
Im bulgarischen Bergdorf Pirin leben von einstmals 1.800 Einwohnern heute
nicht einmal mehr 180, die meisten von ihnen sind alte Witwen mit einigen
erwachsenen, unverheirateten Söhnen. Frauen im heiratsfähigen Alter gibt es
nicht mehr.
Die bulgarisch-deutsche Regisseurin Eliza Petkova porträtiert die
Titelheld:innen ihres Films „Bürgermeister, Schäfer, Witwe, Drache“ mit
sanfter Empathie: Menschen, die sich mit mildem Fatalismus eingerichtet
haben in einer verschwindenden bäuerlichen Welt. Der Film ist auffallend
schön fotografiert und kadriert (Kamera: Constanze Schmitt); für das
Gesamtpaket gab es 2022 beim Festival Max Ophüls Preis in Saarbrücken den
Preis der Filmkritik (1. 4., 15.45 Uhr, 4. 4., 20.45 Uhr, [4][Kino
Krokodil]).
30 Mar 2023
## LINKS
[1] https://babylonberlin.eu/programm/festivals/marilyn-monroe/5643-marilyn-mon…
[2] https://www.dhm.de/zeughauskino/filmreihe/lob-der-charge/
[3] https://www.dhm.de/zeughauskino/vorfuehrung/ein-ausgekochter-junge-9799/
[4] https://kino-krokodil.de/film/buergermeister-schaefer-witwe-drache-%D0%BA%D…
## AUTOREN
Lars Penning
## TAGS
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