| # taz.de -- Serie „Like a Loser“ in ZDF-Mediathek: Kein Verlierer | |
| > In „Like a Loser“ geht es um einen jungen Mann, der in sein Kinderzimmer | |
| > zurückkehrt. Der Serie gelingt, was deutsche Komödien sonst kaum | |
| > schaffen. | |
| Bild: „Like a loser“: Julian (Ben Münchow, l.) und Ernst (Diyar Ilhan, r.) | |
| Es kommt vor, dass einer Serie der eigene Titel ein wenig im Weg steht. | |
| „Like a Loser“ – ab dem 14. März [1][bei ZDFneo und auch in der Mediathek | |
| zu sehen] – klingt erst einmal wenig reizvoll. Aber vor allem geht er voll | |
| an der Sache vorbei. Denn dass sich hier jemand wie ein Loser fühlen oder | |
| als solcher abgestempelt würde, ist gar nicht der springende Punkt. | |
| Schon klar: Auf den ersten Blick sieht der neue Alltag von Julian (Ben | |
| Münchow) ein wenig aus wie der eines Versagers. Seine Band hat den | |
| Berufsmusiker rausgeschmissen, die Wohnung ist er auch los, und so kommt er | |
| mit seinen 31 Jahren wieder zu Hause bei seiner Mutter (Johanna Gastdorf) | |
| in der Provinz unter. Im alten Kinderzimmer wohlgemerkt, wo sich seit dem | |
| Abi praktisch nichts verändert zu haben scheint. | |
| Es ist nun allerdings nicht so, dass Julian an der Situation sonderlich zu | |
| knabbern hätte. Klar, dass Mutter ins Zimmer platzt, während er gerade | |
| masturbiert, ist nicht so richtig geil. Aber bis mittags schlafen und den | |
| Rest des Tages Videospiele zocken und kiffen – das dürfte für ihn, der im | |
| Herzen ohnehin noch Teenager zu sein scheint, eigentlich ewig so | |
| weitergehen. | |
| Selbst dass Frau Mama ihn dazu drängt, zumindest den Aushilfsjob als | |
| musikalische Hilfskraft an seinem einstigen Gymnasium anzunehmen, bringt | |
| eine nostalgische Rückbesinnung auf die Jugend mit sich. Denn beim | |
| unerwarteten Wiedersehen mit Jugendliebe Marie (Tinka Fürst) hätte Julian | |
| gar nichts dagegen, einfach wieder da anzuknüpfen, wo die Beziehung einst | |
| unerwartet abbrach. Dann kommt aber alles anders. Denn Marie hat einen | |
| 15-jährigen Sohn – und er ist der Vater. | |
| ## Ungewöhnliche Vater-Sohn-Begegnung | |
| Selbst im Umgang mit der unverhofften Elternschaft ist Julian dann | |
| allerdings alles andere als ein Verlierer. Im Gegenteil: Nach der ersten | |
| Verblüffung ist er höchst interessiert daran, den Nachwuchs kennenzulernen, | |
| und um allzu plumpe „Vater wider Willen“-Klischees macht „Like a Loser“ | |
| somit zum Glück einen weiten Bogen. Die allmähliche Annäherung zwischen | |
| diesen beiden Kindsköpfen ist das Herzstück dieser unerwartet charmanten | |
| Serie, die vom Autor*innen-Duo Sandra Schröder und Jonas Heicks sowie | |
| Regisseur Facundo Scalerandi verantwortet wurde. | |
| Dass der pubertierende Sohn (Diyar Ilhan) hier nun ausgerechnet den Namen | |
| Ernst trägt, ist die einzige große Unglaubwürdigkeit, die offenkundig | |
| lediglich dazu dienen soll, jeder der einzelnen Episoden nervige | |
| Wortspiel-Titel wie „Der Ernst des Lebens“ oder „Bierernst“ zu geben. So | |
| bemüht und peinlich ist der Rest von „Like a Loser“ glücklicherweise nich… | |
| „Like a Loser“ stürzt sich mit seiner ungewöhnlichen Vater-Sohn-Beziehung | |
| nicht in thematische Untiefen. In erster Linie geht es eben doch um den | |
| Humor. An dieser Hürde scheitern gerade hierzulande aber die meisten | |
| ähnlich gelagerten Projekte. Dieses hier ist mühelos amüsant, erstaunlich | |
| flott und auch liebenswert. | |
| Besonderes Lob gebührt dabei sowohl den Büchern von Schröder und Heicks als | |
| auch dem Ensemble, zu dem auch Tom Beck als Schuldirektor und Maries neuen | |
| Partner gehört. Gemeinsam [2][gelingt ihnen das, was in deutschen Komödien | |
| kaum je der Fall ist]: sowohl die Dialoge als auch die Figuren wirken | |
| stimmig, lässig und vor allem authentisch, fernab aller Fremdscham-Momente. | |
| Und so ist „Like a Loser“ am Ende wirklich das Gegenteil des eigenen | |
| Titels, nämlich vielmehr ein echter Gewinn. | |
| 13 Mar 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Patrick Heidmann | |
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