# taz.de -- Die Wahrheit: Trubel mit Tomatensaft | |
> Neues aus Neuseeland: Besuch von einer transphoben Britin. Es sollte ein | |
> Debakel werden. Mit Demonstrationen und politischem Nachspiel. | |
Was für ein Wochenende! Welche Dramen! Wir haben Posie Parker überlebt – | |
und sind sie schneller als gedacht wieder losgeworden. Die blondgefärbte | |
Britin heißt eigentlich Kellie-Jay Keen-Minshull, ist bekannte TERF | |
(trans-phobe Feministin) und gute Freundin von J.K. Rowling. Parker war auf | |
internationaler Tournee, letzte Station Aotearoa. Trans-AktivistInnen waren | |
dagegen, dass sie überhaupt ins Land kommt. Bei ihrem Auftritt in | |
Australien zuvor zeigten einige Fans den Hitlergruß. | |
Der Immigrationsminister fand jedoch keinen legalen Grund, ihr die Einreise | |
zu verweigern, so sehr er auch Parkers Ansichten verabscheut. Dem Ganzen | |
ging bereits ein anderes Debakel voraus: In der Woche zuvor wurde Pride | |
Week gefeiert. Die Bücherei in Christchurch hatte eine Veranstaltung namens | |
„Drag Queen Storytime“ im Regenbogenprogramm, wo Dragqueens Kindern | |
Geschichten vorlasen. Das löste bei einigen Bürgern schrille Panik aus. Es | |
gab Proteste von Ultrarechten, die Plakate hochhielten, auf denen die | |
queeren Märchentanten „pädophil“ genannt wurden. | |
Kim Hill, Neuseelands gefürchtetste Radioreporterin, grillte Posie Parker | |
vor ihrem Auftritt in Auckland live in ihrer Sendung. Die Schlachtbank | |
stand bereit. Hill entlockte der selbsterklärten Frauenrechtlerin | |
Verschwörungstheorien über Milliardäre, die angeblich an „Big Pharma“ und | |
„Transgenderism“ verdienten. Die Anti-Trans-Aktivistin beklagte, dass sie | |
10.000 Dollar verloren hätte, weil ihre Security-Firma abgesprungen sei. | |
Das Mitleid hielt sich in Grenzen. | |
Wenige Stunden später traf Parker in Auckland ein. Im Mt Albert Park waren | |
jedoch nur wenige ihrer Unterstützer, dafür aber Tausende von | |
Gegendemonstranten. Es dauerte nicht lange, bis alles eskalierte. Parker | |
wurde niedergebrüllt und mit Tomatensaft übergossen. Verstört ließ sie sich | |
von ihren Helfern durch das Protestgewühl zum Auto bringen und direkt zum | |
Flughafen fahren. Ihre nächste Station, Wellington, sagte sie ab. Sie | |
verließ umgehend das Land, das sie als „schrecklich“ bezeichnete. | |
Der Vorfall hatte ein politisches Nachspiel. Marama Davidson, Maori, | |
Grünen-Parteichefin und Ministerin, hatte bei der aggressiven Demo | |
hochemotional verkündet, dass die meiste Gewalt nicht von Parkers Gegnern, | |
sondern von „weißen Cis-Männern“ ausginge. Das deckt sich jedoch nicht ga… | |
mit der Statistik. Konservative und Liberale forderten ihren Rücktritt: | |
Dieser starke Spruch sei falsch und rassistisch. | |
Der Premierminister stellte sich vor Davidson, auch wenn er die Äußerung | |
„unglücklich“ fand. Schuld an allem waren fundamentalistische Christen: Die | |
Destiny Church, eine Sekte rund um den homophoben „Apostel“ Brian Tamaki, | |
war mit Motorrädern aufgefahren, um die Demonstranten einzuschüchtern. Die | |
Ministerin wurde an einer Kreuzung von einem der Biker aus Versehen | |
angefahren. Sie sei verwirrt gewesen. Darauf einen Tomatensaft! | |
30 Mar 2023 | |
## AUTOREN | |
Anke Richter | |
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