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# taz.de -- Warnstreiks im öffentlichen Dienst: Der Müll bleibt liegen
> Zahlreiche Beschäftigte des öffentlichen Dienstes legen ihre Arbeit
> nieder. Bestreikt werden etwa Stadtreinigung, Wasserbetriebe und
> Krankenhäuser.
Bild: Hört man das Tröten bis in die Chefetage?
Berlin taz | Orangener Rauch aus einem Nebeltopf und viel Gejohle empfängt
die etwa 500 Beschäftigten der Berliner Wasserbetriebe. Gerade trifft ihre
Streikdemo auf die etwa 300 Kolleg:innen der Berliner Stadtreinigung,
die vor der BSR-Hauptverwaltung in der Ringbahnstraße ebenfalls streiken.
„Schön, dass ihr da seid!“, ruft ein Redner vom Podium in Richtung des
Meeres aus gelben Verdi-Westen, die die Beschäftigten der Wasserbetriebe
tragen. Auf dem Fronttransparent des Demozugs ist zu lesen: „Zusammen geht
mehr“.
Zahlreiche Beschäftigte von Einrichtungen des öffentlichen Dienstes haben
am Montag ihre Arbeit niedergelegt. Auch am Dienstag sind etliche
Warnstreiks geplant. Neben den Beschäftigten von BSR und den
Wasserbetrieben streikten laut Verdi etwa 1.000 Beschäftigte [1][der
kommunalen Kliniken Charité und Vivantes] sowie des Jüdischen Krankenhauses
im Wedding.
Am Platz des Volksaufstandes in Mitte versammelten sich laut Verdi 100
Beschäftigte verschiedener Ministerien, der Bundeswehr und des
Robert-Koch-Instituts. Einige Stadtbäder hätten vom frühen Morgen bis in
den Vormittag schließen müssen. Ebenfalls ihre Arbeit niedergelegt haben
demnach Beschäftigte des Studierendenwerks und der Hochschule für Technik
und Wirtschaft.
## Müll wird nicht abgeholt
Der Landesfachbereichsleiter bei Verdi für Ver- und Entsorgung, Marcus
Borck, sagte der taz, am deutlichsten bemerkbar machen werde sich der
Streik der BSR. „Heute und morgen wird in der Stadt kein Müll abgeholt,
auch die Straßenreinigung fällt flach.“ Am Mittwoch sei dann Feiertag, wo
auch nicht gearbeitet werde. „Das wird kaum zu übersehen sein“, so Borck.
An den Krankenhäusern wären zahlreiche planbare Operationen verschoben
worden, sagte Gewerkschaftssekretärin Gisela Neunhöffer der taz. Am
Jüdischen Krankenhaus hätten 3 von 12 Stationen schließen müssen. Sie
kritisierte die Geschäftsführung von Vivantes, die trotz der
Streikankündigungen von Verdi die Stationen nicht gesperrt habe, sodass
Pflegende kurzfristig von anderen Stationen einspringen mussten.
Der Warnstreik ist ein Muskelzucken der Gewerkschaft in der
Auseinandersetzung um den Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes, [2][der
derzeit bundesweit ausgehandelt wird]. Wegen der überall steigenden Preise
fordert Verdi 10,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 500 Euro mehr für
alle Beschäftigten und 200 Euro mehr für Azubis. Ein erstes Angebot des
Bundes lehnte Verdi ab. Die Arbeitgeber hatten 3 Prozent mehr Gehalt zum 1.
Oktober 2023, 2 Prozent zum 1. Juni 2024 und zwei einmalige Zahlungen in
Höhe von 1.500 Euro im Mai 2023 und 1.000 Euro im Januar 2024 geboten.
## Unbefristeter Streik?
„Unsere Arbeitgeber, die Politiker, erhöhen sich laufend die Diäten, aber
wir müssen für jeden Inflationsausgleich kämpfen“, sagt ein Beschäftigter
der BSR auf der Streikkundgebung wütend. „Essen gehen ist einfach nicht
mehr drin. Hauptsächlich ernähre ich mich inzwischen von Nudeln“, erzählt
ein Azubi der Wasserbetriebe der taz. Noch schlimmer sei es aber für die
Kolleg:innen mit Kindern. Auch um sie zu unterstützen, beteiligt sich
der junge Mann am Streik.
Streiken sei bei der Stadtreinigung kein Vergnüngen, schließlich müsste man
den angestauten Müll auch wieder wegmachen, sagt ein Beschäfter der BSR. Ob
er dennoch bereit sei, zur Not auch unbefristet zu streiken? „Keine Frage,
sofort“, antwortet er.
6 Mar 2023
## LINKS
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## AUTOREN
Timm Kühn
## TAGS
Streik
Verdi
Berliner Wasserbetriebe
BSR
Krankenhäuser
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Verdi
Schwerpunkt Fridays For Future
Inflation
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