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# taz.de -- Weil er sein Rad mitnehmen wollte: S-Bahn-Wache misshandelt Fahrgast
> In Hamburg wurde Oktay C. von DB-Sicherheitsmännern mit Gewalt zu Boden
> gebracht. Die Bahn weist den Vorwurf des Rassismus zurück.
Bild: Manchmal auch eine Gefahr für die Fahrgäste: Hamburger-S-Bahnwache
Hamburg taz | Oktay C. wird von Sicherheitsleuten aus dem Zug gezogen und
ruft aufgebracht: „Fass mich nicht an!“. Er wird gegen eine Wand gedrückt,
auf den Kopf geschlagen und mit Gewalt zu Boden gebracht. Mehrere
Sicherheitsmänner knien auf ihm. Diese Szene ereignete sich vor kanpp einer
Woche auf dem Bahnsteig des Hamburger S-Bahnhofes Stellingen und [1][wurde
per Video von einer Passagierin festgehalten.]
Der 50-jährige Schauspieler war mit seiner Lebensgefährtin auf dem Rückweg
von einer Trauerfeier. Mit ihren Fahrrädern wollten sie in die S-Bahn
einsteigen. „Zunächst wurden wir von einem freundlichen Wachmann in den
hinteren Teil des Gleises geschickt“, sagt Oktay C.. Dort sei ihnen der
Zutritt von einem anderen Wachmann verweigert worden, als die S-Bahn
einfuhr. Der Zug solle erstmal voll werden.
Wie sich Oktay C. erinnert, war in dem Waggon zunächst niemand, genau wie
im unmittelbaren Wartebereich. Aus Angst seine Kinder nicht rechtzeitig
abholen zu können und die S-Bahn davonfahren zu sehen, stieg das Paar ein,
woran es nicht gehindert worden sein soll. „Dann wurden wir aufgefordert,
wieder auszusteigen“, sagt C.. „Auf meine Nachfrage warum, wurde nur ‚Weil
ich es sage‘ erwidert.“
Er nehme oft sein Rad in der Bahn mit und wisse, wie er es ordnungsgemäß
abzustellen habe. „Unsere Räder hätten keine Passagiere am Ein- und
Aussteigen gehindert“, versichert Oktay C. In dem Video steht ein Rad im
Eingangsbereich, es sieht aber so aus, als ob man noch links und rechts
daran vorbeigehen könnte. Schließlich sei er von dem Wachmann „Taugenichts�…
genannt worden, sagt C..
## Gegen den Oberkörper getreten
Daraufhin wurde er von mehreren Sicherheitskräften aus der Bahn gezerrt und
es kam zu der Situation auf dem Bahnsteig. Als Oktay C. Auf dem Boden lag,
soll er nur schwer Luft bekommen haben. Er habe ein Herzproblem und es
wurde von beiden Seiten gegen seinen Körper gedrückt. Die Sicherheitsmänner
sollen außerdem mit ihren Knien gegen seinen Oberkörper getreten haben, ihm
den Arm verdreht und Handschellen angelegt haben.
Von der Polizei fühlt er sich alleine gelassen. Statt ihm zu helfen, habe
sie bei der Fixierung am Boden geholfen. Dass er gesagt habe, bloß mit dem
Rad eingestiegen zu sein und den Vorfall erklären zu wollen, sei nicht
beachtet worden. Schließlich sei er auf Anweisung eines Polizisten wieder
losgelassen worden.
Da es sich um ein laufendes Ermittlungsverfahren handelt, will sich die
[2][Bundespolizei] nicht äußern. Es müssten erst die Kameras auf dem
Bahnsteig und in der S-Bahn ausgewertet werden.
Eine Sprecherin der Deutschen Bahn (DB) weist darauf hin, dass es an dem
Sonntag [3][im Volksparkstadion ein Fußballspiel] gegeben habe, sodass der
S-Bahnsteig in Stellingen sehr voll und die Züge ausgelastet gewesen seien.
Eine Fahrradmitnahme habe daher nicht gewährleistet werden können.
## Anzeige nicht aufgenommen
Außerdem hätten die Personen im Zug ihre Fahrräder in die Türbereiche
gestellt, sodass der Wagen nicht mehr für weitere Fahrgäste begehbar
gewesen sei. Den Vorwurf des Rassismus weist die Sprecherin zurück. Die
[4][Sicherheitskräfte der S-Bahnwache hätten Anzeigen wegen Beleidigung und
Körperverletzung gestellt]. Wenn Sicherheitskräfte Personen am Boden
festhielten, geschehe das zu ihrem eigenen Schutz, also wenn von einer
Person eine akute Gefahr ausgehe.
Oktay C. sagt, seine Anzeige gegen die Sicherheitsmänner habe die Polizei
aufgrund der stressigen Situation nicht aufnehmen wollen. Auch wenn er dies
verstehen könne, fragt sich C., „warum sie dann eine Anzeige des
Sicherheitsmannes wegen Körperverletzung gegen mich aufnehmen konnte“.
Ob die Staatsanwaltschaft gegen die Wachmänner bereits ermittelt, wurde bis
Redaktionsschluss auf Anfrage nicht beantwortet. Oktay C. will zeitnah eine
Anzeige wegen Nötigung, Beleidigung und Körperverletzung stellen.
Oktay C. sieht in dem Vorfall zwar ein rassistisches Motiv, möchte aber
lieber von Machtmissbrauch sprechen. [5][Derartige Vorfälle träfen immer
die Schwächeren der Gesellschaft]. Deshalb hat er eine Petition mit dem
Titel „Ich bin kein Einzelfall! Brutaler Angriff der Hamburger S-Bahn-Wache
muss Folgen haben!“ gestartet, die bis jetzt von mehr als 5.000 Menschen
unterschrieben wurde. Er fordert darin unter anderem die pädagogische
Schulung von Sicherheitspersonal.
4 Feb 2023
## LINKS
[1] https://www.instagram.com/reel/CoFDJc9AMqr/?igshid=YmMyMTA2M2Y%3D
[2] /Bilanz-von-2022/!5910288
[3] /Fahrscheinkontrollen-in-Hamburg/!5904897
[4] https://s-bahn.hamburg/magazin/s-bahn/menschen/ein-tag-mit-12-die-tagschich…
[5] /Fahrscheinkontrollen-in-Hamburg/!5904897
## AUTOREN
Nina Spannuth
## TAGS
Fahrrad
Wachschutz
Deutsche Bahn
S-Bahn
ÖPNV
Sicherheitsdienst
Verkehr
Mobilitätsgesetz
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