Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Angriff in Südspanien: Kirchendiener stirbt durch Machete
> In Algeciras hat ein bewaffneter Mann in zwei Kirchen einen Menschen
> getötet und weitere verletzt. Die Behörden ermitteln wegen Terrorismus.
Bild: Schweigeminute in Algeciras für den getöteten Mesner
Madrid taz | Die südpanische Stadt Algeciras ist in Trauer. Seit gestern
Abend hängen die Fahnen auf halbmast, nachdem ein Mann zwei Kirchen
überfallen hatte. Mit einer Machete tötete er den Mesner (Kirchendiener) in
der einen und verletzte den Priester sowie drei Gläubige in der anderen.
Die Polizei verhaftete kurz darauf den mutmaßlichen Täter, einen
25-Jährigen marokkanischer Herkunft. Das oberste Strafgericht Spaniens, die
Audiencia Nacional in Madrid, leitete Ermittlungen wegen Terrorismus
islamistischer Prägung ein.
Der Angriff begann – so die polizeilichen Ermittlungen, auf die sich die
örtliche Presse beruft – gegen 18.30 Uhr. Der Täter betrat die Kapelle San
Isidro im Zentrum der andalusischen Hafenstadt Algeciras. Er begann mit den
Anwesenden über Religion zu streiten: Er warf ihnen vor, ungläubig zu sein,
solange sie nicht zum Islam übertreten würden. Dann verließ er die Kirche.
Zurück auf der Straße, beschimpfte er Passanten: „Du arbeitest für Jesus
und Maria“, schrie er einen an.
Um 19.20 Uhr kehrte Kanjaa zurück. Er trug dieses Mal keine westliche
Straßenkleidung mehr, sondern eine Dschellaba – das typische Gewand
Nordafrikas – und war mit einer mit einem Totenkopf geschmückten Machete
bewaffnet. Er versuchte den Priester Antonio Rodríguez, der gerade eine
Messe abhielt, vom Altar zu vertreiben.
Als dieser sich wehrte, schlug er mit der Machete auf den 74-Jährigen ein
und verletzte ihn schwer. Dank der Erstversorgung durch einen
Polizeibeamten und einen Krankenpfleger, die bei der Messe anwesend waren,
konnte das Opfer stabilisiert werden. Der Priester ist mittlerweile nach
einer Notoperation außer Lebensgefahr.
Von der Kirche San Isidro begab sich der Täter in die nahe gelegene Kirche
Nuestra Señora de La Palma, die eine der größten der Stadt ist. Dort traf
er gegen 19.30 Uhr ein. „Er begann Gegenstände vom Altar zu werfen“, sagte
Pfarrer Juan José Marina zur Presse. Der Mesner, Diego Valencia, versuchte
ihn daran zu hindern. Der Täter schlug auf ihn mit der Machete ein. Dem
Mesner gelang es, auf die Straße zu flüchten, wo ihn der Angreifer einholte
und tötete. Dabei soll er immer wieder „Gott ist groß!“ und „Tod den
Christen!“ gerufen haben.
## Keine Vorstrafen, keine Komplizen
Danach versuchte der Angreifer noch eine weitere, nahe gelegene Kapelle zu
überfallen, fand sie jedoch geschlossen vor. Als die Polizei sich ihm in
den Weg stellte, kniete er nieder und ließ sich ohne weiteren Widerstand
festnehmen. Der Verhaftete hatte – so die bisherigen Ermittlungen – keine
Komplizen. Er hat keinerlei Vorstrafen oder polizeiliche Einträge.
Spanien ist geschockt. Ministerpräsident Pedro Sánchez sprach der Familie
des ermordeten Mesners sein Beileid aus. „Schrecklich und herzzerreißend“,
twitterte der Chef der andalusischen Regionalregierung Juanma Moreno. Und
mahnte: „Intoleranz wird niemals einen Platz in unserer Gesellschaft
haben.“
Auch die islamische Gemeinde in der Region Campo de Gibraltar, zu der
Algeciras gehört, verurteilte den Anschlag: „Diese kriminellen Handlungen
beeinträchtigen das Zusammenleben, das unsere Gesellschaft in Algeciras
immer prägte. (…) Diese verwerflichen Taten sind weit entfernt von unserer
Religion und von der muslimischen Gemeinschaft, die immer ein Beispiel des
Zusammenlebens und der Begegnung war.“
26 Jan 2023
## AUTOREN
Reiner Wandler
## TAGS
Schwerpunkt Islamistischer Terror
Spanien
Andalusien
GNS
Schwerpunkt Abtreibung
Katalonien
Spanien
## ARTIKEL ZUM THEMA
Schwangerschaftsabbrüche in Spanien: Vox macht auf Orbán
Die rechtsextreme Vox will in Castilla y León das Recht auf Abtreibung
einschränken. Schwangere sollen vor dem Abbruch den Embryo-Herzschlag
hören.
Strafreform in Spanien: Puigdemont kein „Aufständischer“
Die spanische Strafreform tritt am Donnerstag in Kraft. Die neue
Gesetzeslage verringert die Haftstrafen im Fall „Unabhängigkeit
Kataloniens“
Proteste in Spanien: Ohne Wasser Wüste
Landwirte in Spanien protestieren in Madrid: Die Regierung will ihnen
weniger Wasser zugestehen. Der Streit entzweit die politischen Lager.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.