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# taz.de -- Tierschutzpartei im Berliner Wahlkampf: „Wir sind keine Ein-Thema…
> Aida Spiegeler Castañeda führt die Landesliste der Partei für Mensch,
> Umwelt, Tierschutz an. Im Wahlprogramm geht es auch um die soziale Frage.
Bild: Auch über das Wohl von Kühen wird in Wahlen entschieden, doch wählen d…
taz: Frau Spiegeler Castañeda, Ihre Partei ist die erfolgreichste
Kleinpartei in Berlin. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
Aida Spiegeler Castañeda: Zum einen sind Menschen offener geworden,
[1][sich kleinere Parteien anzuschauen]. Das hängt auch mit der
Politikverdrossenheit zusammen, die viele der großen Parteien auslösen.
Dann schaut man doch ein bisschen über den Tellerrand. Außerdem sind wir
keine Ein-Thema-Partei, sondern versuchen allen Aspekten gerecht zu werden.
Hinzu kommt, dass die ganze Bewegung rund um Fridays for Future und die
vegane Ernährung größer geworden ist. Das führt zu einem neuen Bewusstsein
im Umgang mit Tieren, Menschen und der Umwelt.
Der Name Tierschutzpartei klingt ja doch eher nach Ein-Thema-Partei …
Darüber haben wir uns viele, viele Gedanken gemacht. Leider können wir uns
nicht in M.U.T. [Mensch, Umwelt, Tierschutz – Anm. d. Red.] umbenennen, da
es bereits eine andere Kleinstpartei mit diesem Namen gibt. Ein neuer
Kurzname würde außerdem dazu führen, dass wir alte Wähler:innen
verlieren. Bei der hohen Anzahl an Kleinparteien steht der Name
Tierschutzpartei für sich. Diesen Wiedererkennungswert wollen wir nicht
aufs Spiel setzen. Trotzdem versuchen wir vermehrt, auf den langen Namen
unserer Partei „Mensch, Umwelt, Tierschutz“ hinzuweisen.
Was sind die zentralen Punkte im Wahlprogramm Ihrer Partei?
Uns geht es vor allem um die drei Themenblöcke Mensch, Umwelt und
Tierschutz. Diese hängen eng miteinander zusammen, daher wollen wir keine
einzelnen Themen herauspicken, sondern uns auf den Kontext konzentrieren.
Ein Beispiel dafür ist der Klimawandel, der stark mit der Massentierhaltung
zusammenhängt. Diesen großen unbequemen Punkt auszulassen entspricht nicht
unserem Ansatz. Wir können uns nicht um Menschen kümmern, wenn wir uns
nicht um das Klima kümmern.
Wofür steht die Tierschutzpartei in Berlin?
Berlin hat ein großes Verkehrsproblem, das sehe ich vor meiner Haustür in
Spandau. Viel wird gebaut, aber die Infrastruktur nicht mitgedacht. Bei den
Wohnungen wollen wir den Fokus auf den sozialen Wohnungsbau legen, damit
die Mieten nicht weiter in die Höhe gehen. Statt weiteren Boden zu
versiegeln, sind wir dafür, Wohnungen zu renovieren und den hohen
bestehenden Leerstand zu nutzen. Ein noch wichtigerer Punkt ist jedoch die
Schulpolitik. Wir setzen uns für einen Lehrplan ein, der das Fach
Umweltethik beinhaltet. Es ist wichtig von klein auf zu lernen, wie mit
unserer Umwelt umgegangen werden soll.
Ihr Wahlprogramm ähnelt inhaltlich dem der Grünen. Wie grenzt sich Ihre
Partei inhaltlich von anderen Parteien ab?
Ein großer Punkt ist für uns das Thema Konsequenz. Ich persönlich finde es
schwierig, im Vorfeld Entscheidungen zu treffen und dann nicht dazu zu
stehen. Das hat sich beispielsweise in der Reaktion der Grünen auf die
Räumung des Hambachers Forstes und nun auch in Lützerath gezeigt. Wir
stehen zu unseren Entscheidungen. Übergreifend kann man auch sagen, dass
wir unseren Fokus mehr auf die Ursachen bestimmter Probleme legen. Dazu
versuchen wir konkreter zu denken, auch wenn wir nicht unbedingt mehr
Erfahrung haben. Inhaltlich besteht der größte Unterschied vor allem [2][in
der Tierrechtspolitik].
Gibt es Wähler:innen, die Ihnen explizit wegen des Tierschutzes ihre Stimme
geben?
Ja, da gibt es tatsächlich viele Menschen, einfach weil dieses Thema für
sich steht. Ihnen sind Tiere sehr wichtig, also muss es jemanden geben, der
sich für sie einsetzt. Viele andere Themen werden zudem von mehreren
Parteien aufgegriffen, Tiere fallen in der Regel aber komplett heraus. Auch
hat Tierschutz mit sozialer Gerechtigkeit zu tun, denn unser Umgang mit
Tieren hat auch einen Einfluss auf uns selbst.
Wie verläuft der Wahlkampf im Vergleich zu 2021?
Die Stimmung ist sehr positiv, weil wir in Umfragen stetig gute Ergebnisse
erzielen, zum Teil liegen wir schon bei 4 Prozent. Wir hoffen auf mehr
Mandate auf Bezirksebene, eventuell auch auf den Einzug ins
Abgeordnetenhaus. Der Wahlkampf an sich ist sehr anstrengend, da ein
Großteil der Arbeit von Ehrenamtlichen übernommen wird. Jetzt ist alles
sehr kurzfristig, und es ist schwerer, die Leute zu motivieren, auf die
Straße zu gehen. Viele Ressourcen, wie etwa Plakate, können wir
wiederverwenden, die wurden, genau wie die Flyer aus Gründen des
Klimaschutzes, extra so gedruckt.
Insgesamt sind wir vom Kostenthema nicht so sehr betroffen, dass wir im
Vergleich zu 2021 nur noch ein Viertel unseres Budgets haben, merkt man
aber schon. Die Wahlwiederholung ist für uns ein zweischneidiges Schwert.
Wir hoffen aber, Aufmerksamkeit auf unsere Themen ziehen zu können, und
sehen die Wahl als Chance. Um es in einem Satz zu sagen: Es ist
anstrengend, es ist viel Arbeit, aber wir sind sehr optimistisch. Das macht
vieles wieder wett.
Wie schätzen Sie die Chancen ein, im Abgeordnetenhaus einen Sitz zu
erlangen?
Wenn die Umfragen bei 4 Prozent sind, hoffen wir auf Wähler:innen die
uns ihre Stimme geben, weil wir eine Chance auf einen Sitz im
Abgeordnetenhaus haben. Wir sind vorsichtig, realistisch und optimistisch
zugleich.
Auf Ihrer Website ist von einer historischen Wahl die Rede. Was meint
historisch?
Damit ist der mögliche Einzug ins Abgeordnetenhaus gemeint. Das wäre das
erste Mal, dass wir in einem Landtag landen.
31 Jan 2023
## LINKS
[1] /Wahlwiederholung-in-Berlin/!5907045
[2] /Freispruch-nach-Tierschutz-Skandal/!5908002
## AUTOREN
Leah Schmezer
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