# taz.de -- Proteste in Peru halten an: Mindestens zwei Tote | |
> In Lima demonstrieren Tausende Menschen gegen die Regierung von | |
> Präsidentin Dina Boluarte. Es kommt zu massiven Konfrontationen mit der | |
> Polizei. | |
Bild: Großdemo in Lima: Die Proteste gegen die Regierung in Peru reißen nicht… | |
LIMA ap/epd | Bei [1][Großprotesten] gegen Perus Regierung ist es zu | |
Ausschreitungen mit mindestens zwei Toten gekommen. Organisationen von | |
Indigenen und Landarbeitern hatten am Donnerstag (Ortszeit) zu einem | |
Generalstreik und einem Sternmarsch nach Lima aufgerufen. Demonstranten | |
durchbrachen dabei von Sicherheitskräften errichtete Straßensperren, wie | |
die Tageszeitung La Republica berichtete. Es kam zu gewaltsamen | |
Auseinandersetzungen im Stadtzentrum von Lima. | |
Im Süden von Peru blieben in den Städten Puno, Arequipa, Ica und Cusco | |
Schulen und Universitäten geschlossen. Zeitweise wurde der Flugverkehr | |
ausgesetzt. | |
In Lima kam es zu schweren Zusammenstößen zwischen Protestierenden und der | |
Polizei. Sicherheitskräfte setzten am Donnerstag (Ortszeit) Tränengas ein, | |
um Tausende Demonstranten in Schach zu halten. In der historischen Altstadt | |
kam es dennoch zu Handgemengen zwischen beiden Seiten. Beamte hinderten die | |
Protestteilnehmer daran, vor den Kongress und andere Regierungsgebäude zu | |
ziehen oder in Geschäfts- und Wohnviertel zu gelangen. | |
Viele der Demonstranten reisten aus abgelegenen Andenregionen an. Sie | |
forderten den Rücktritt der neuen Präsidentin Dina Boluarte, die | |
Freilassung ihres Vorgängers Pedro Castillo sowie die Auflösung des | |
Kongresses und unverzügliche Neuwahlen. Castillo, erster Staatschef Perus | |
aus einer ländlich geprägten und vernachlässigten Anden-Region, war im | |
Dezember nach seinem Versuch gestürzt worden, das Parlament aufzulösen, um | |
einem Amtsenthebungsverfahren zuvorzukommen. | |
## Mehrheit steht hinter den Protesten | |
Boluarte hat den [2][Ausnahmezustand] in der Hauptstadt Lima und unter | |
anderem auch in Cusco, Puno und Callao erklärt. Dadurch werden Grundrechte | |
ausgesetzt und die Befugnisse der Sicherheitskräfte erweitert. So kann auch | |
das Militär eingreifen. | |
Angesichts der Gewalt der Sicherheitskräfte steht eine Mehrheit der | |
Bevölkerung hinter den Protesten. Laut dem Umfrageinstitut Ipsos lehnen 71 | |
Prozent die Regierung von Boluarte ab, 80 Prozent den Kongress. | |
„Wir haben straffällige Minister, Präsidenten, die morden, und wir leben | |
wie Tiere inmitten von so viel Reichtum, den sie uns jeden Tag stehlen“, | |
sagte Samuel Acero, ein Bauer, der ein regionales Protestkomitee für die | |
Andenstadt Cusco leitet. „Wir wollen, dass Dina Boluarte geht, sie hat uns | |
belogen“, sagte er. Die Wut auf die seit Dezember amtierende Staatschefin | |
zog sich wie ein roter Faden durch die Szenerie. Straßenverkäufer boten | |
T-Shirts feil, auf denen gegen Boluarte gewettert wird. | |
Die Proteste erstreckten sich bislang vor allem auf die südlichen Anden. | |
Mindestens 54 Menschen kamen im Zuge der Unruhen ums Leben, die meisten | |
davon bei Zusammenstößen mit den Sicherheitskräften. | |
20 Jan 2023 | |
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