# taz.de -- Baerbock besucht Äthiopien: Kooperation nach Friedensabkommen | |
> Zwei Tage lang besucht die Außenministerin den ostafrikanischen Staat. | |
> Auch China und Russland spielen bei den Gesprächen eine wichtige Rolle. | |
Bild: Gemeinsam trafen Baerbock und Colonna in der Hauptstadt Addis Abeba Präs… | |
Addis Abeba dpa | Deutschland und Frankreich haben Äthiopien nach dem | |
Friedensabkommen für die Unruheregion Tigray eine verstärkte Zusammenarbeit | |
angeboten. Es sei wichtig, dass Europa nun „schnell Gesicht zeigt“, | |
erklärte Außenministerin Annalena Baerbock, die am frühen Donnerstagmorgen | |
zu einem zweitägigen Besuch in Äthiopien eingetroffen war. Die | |
Grünen-Politikerin wird in dem Land am Horn von Afrika von ihrer | |
französischen Kollegin Catherine Colonna begleitet. | |
Die äthiopische Regierung hatte im November ein Friedensabkommen mit der | |
Rebellengruppe Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) geschlossen. Bei den | |
[1][Kämpfen in der nördlichen Region Äthiopiens] starben nach UN-Angaben | |
seit November 2020 mehrere Hunderttausend Menschen. Am Mittwoch erklärte | |
ein Sprecher der Rebellen, die Tigray-Rebellen hätten damit begonnen, ihre | |
schweren Waffen abzugeben. Das war ein [2][Schlüsselpunkt des Abkommens zur | |
Beendigung des tödlichen Konflikts] im Norden Äthiopiens. | |
Hintergrund des Besuchs sind auch die sich durch den russischen Krieg in | |
der Ukraine verschärfende Nahrungsmittelkrise sowie verstärkte chinesische | |
Bemühungen um mehr Einfluss in dem Land. Äthiopien ist mit rund 120 | |
Millionen Einwohnern nach Nigeria der zweitbevölkerungsreichste Staat | |
Afrikas und eines der ärmsten Länder der Welt. | |
Gemeinsam trafen Baerbock und Colonna in der Hauptstadt Addis Abeba | |
Präsidentin Sahle-Work Zewde, die seit 2018 erstes weibliches | |
Staatsoberhaupt ist. Anschließend sollte es eine Unterredung mit | |
Ministerpräsident Abiy Ahmed geben. Am frühen Abend (Ortszeit) standen | |
Gespräche mit Außenminister Demeke Mekonnen und seinem Justizkollegen | |
Gedion Timotheos auf dem Programm. | |
## Russlands Krieg verschärft Dürrefolgen in Äthiopien | |
Nach dem Ausfall der fünften Regenzeit hintereinander herrscht eine | |
dramatische Dürre in Äthiopien. Das Land ist stark von Weizen und | |
Düngemitteln aus der Ukraine und Russland abhängig. | |
Baerbock und Colonna wollten am Nachmittag in der Stadt Adama einen Komplex | |
des UN-Welternährungsprogrammes (WFP) besichtigen, in dem aus der Ukraine | |
geliefertes Getreide lagert. Es ist das größte WFP-Lager in Äthiopien mit | |
einer Kapazität von 218.000 Tonnen. Aus der Ukraine waren über Dschibuti | |
Ende Dezember 25.000 Tonnen Weizen geliefert worden, die dort auf die | |
Verteilung warten. Nach dem WFP-System wird das Getreide monatlich | |
verteilt. | |
Die Welthungerhilfe warnte, in [3][Äthiopien hätten rund 22 Millionen | |
Menschen zu wenig zu essen]. Die humanitäre Krise habe mehrere Ursachen, | |
sagte Abaynah Demeke vom Landesbüro der Organisation in Äthiopien der dpa: | |
Naturkatastrophen wie Heuschreckenplagen, Dürren und Überflutungen. Aber | |
auch die Corona-Pandemie und Cholera-Ausbrüche hätten das Land geschwächt. | |
Hinzu kämen die vielen ethnischen Konflikte. | |
Angesichts von Kriegsverbrechen, die nach UN-Ansicht vonseiten der | |
äthiopischen Regierung wie der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) in | |
dem [4][zwei Jahre andauernden Konflikt] begangen wurden, betonte Baerbock: | |
„Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass der Weg zum Frieden selten | |
schnurgerade verläuft und dass die Aufarbeitung von | |
Menschenrechtsverbrechen unerlässlich ist für Versöhnung.“ | |
## China bemüht sich um noch stärkeren Einfluss | |
Colonna sagte, im Zentrum der Gespräche stünden die Rolle Afrikas in der | |
Weltordnungspolitik und die Anstrengungen der EU und der | |
Regionalorganisation Afrikanische Union (AU), um die Auswirkungen des | |
Kriegs in der Ukraine zu bekämpfen. Mit AU-Kommissionschef Moussa Faki | |
Mahamat wollen sich die Ministerinnen am Freitag treffen. | |
Hinter dem Anliegen, rasch für die EU Gesicht in Äthiopien zu zeigen, | |
dürften auch verstärkte chinesische Bemühungen um Einfluss in dem Land | |
stecken. Erst am Dienstag war Chinas neuer Außenminister Qin Gang auf | |
seiner ersten Auslandsreise zu Besuch in Addis Abeba. China will sich am | |
Wiederaufbauprozess im Land beteiligen. | |
12 Jan 2023 | |
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