# taz.de -- Teuerung in der Eurozone: Inflationsrate sinkt deutlich | |
> Die Teuerung in der Eurozone schwächt sich auf 9,2 Prozent ab. Das liegt | |
> auch an der Übernahme der Dezember-Gasrechnung in Deutschland. | |
Bild: Nicht mehr ganz so teuer: der Einkauf im Supermarkt | |
FRANKFURT rtr | Ein nachlassender Preisschub bei Energie hat die Inflation | |
im Euro-Raum zum Jahresende unerwartet deutlich sinken lassen. Im Dezember | |
kletterten die Verbraucherpreise binnen Jahresfrist um 9,2 Prozent, wie das | |
Statistikamt Eurostat am Freitag in einer ersten Schätzung mitteilte. Noch | |
im November hatte die Teuerungsrate bei 10,1 Prozent gelegen, im Oktober | |
bei 10,6 Prozent. Die [1][Inflation] hat sich damit bereits den zweiten | |
Monat in Folge abgeschwächt. Für die Europäische Zentralbank (EZB) bedeutet | |
dies aber noch keine Entwarnung: Denn wenn Energie aus der Berechnung | |
herausgenommen wird, hat sich die Teuerung im Dezember sogar noch | |
verstärkt. | |
Von einer [2][echten Entspannung] an der Preisfront könne keine Rede sein, | |
kommentierte der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, die neuen | |
Daten. „Die Inflation im Euroraum ist nur deshalb deutlich gefallen, weil | |
Kraftstoffe und Heizöl billiger geworden sind und die deutsche Regierung im | |
Dezember die Gas-Abschlagszahlungen für viele Bürger übernommen hat“, | |
merkte er an. Die sogenannte Kerninflation, in der die schwankungsreichen | |
Preise für Energie und Lebensmittel, Alkohol und Tabak ausgeklammert | |
bleiben, erhöhte sich sogar auf 5,2 Prozent im Dezember von 5,0 Prozent im | |
November. | |
Auch Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe, | |
bleibt vorsichtig: „Die Inflationsrate sinkt, der Inflationskampf ist aber | |
noch nicht gewonnen“, sagte er. Wegen wegfallender staatlicher Hilfen drohe | |
bereits für Januar eine Gegenbewegung. „Immerhin scheint der | |
Inflationsgipfel überwunden.“ Da die Inflationsrate weiterhin sehr hoch | |
sei, werde die EZB im Februar wohl erneut einen großen Zinsschritt | |
beschließen. Trotz des Inflationsrückgangs ist die Teuerung im Euro-Raum | |
immer noch mehr als viermal so hoch wie das mittelfristige Ziel der EZB von | |
zwei Prozent. Dieses Niveau erachten die Währungshüter als angemessen für | |
die Wirtschaft in der 20-Länder-Gemeinschaft. | |
Die Energiepreise heizten die Inflation zwar auch im Dezember an. Der | |
Preisanstieg fiel aber mit 25,7 Prozent nicht mehr ganz so stark aus wie in | |
den Monaten zuvor. Noch im November hatte sich Energie um 34,9 Prozent | |
verteuert, im Oktober waren es sogar 41,5 Prozent gewesen. Die Preise für | |
andere wichtige Inflationskomponenten legten dagegen sogar etwas stärker zu | |
als noch zuletzt. So verteuerten sich Lebensmittel, Alkohol und Tabak im | |
Dezember um 13,8 Prozent nach 13,6 Prozent im November. Die Preise für | |
Industriegüter ohne Energie nahmen im Dezember um 6,4 Prozent zu. Im | |
November hatte das Plus noch bei 6,1 Prozent gelegen. Dienstleistungen | |
verteuerten sich im Dezember um 4,4 Prozent nach 4,2 Prozent im November. | |
## EZB vermutet Zins-Höchststand im Sommer | |
EZB-Chefin [3][Christine Lagarde] signalisierte zuletzt, dass die EZB ihren | |
Kurs der Zinserhöhungen auch im neuen Jahr fortsetzen wird. Nach den | |
jüngsten Wirtschaftsprognosen der EZB-Volkswirte wird die Inflation selbst | |
2025 noch mit 2,3 Prozent über der Zielmarke der Währungshüter liegen. Im | |
Kampf gegen den hohen Preisdruck hatte die Notenbank auf ihrer Zinssitzung | |
im Dezember die Schlüsselsätze um 0,50 Prozentpunkte erhöht. | |
Damit nahm sie nach zwei Jumbo-Zinsschritten im September und Oktober um | |
jeweils 0,75 Prozentpunkte den Fuß etwas vom Gas. Lagarde stellte in | |
Aussicht, dass auf den kommenden Sitzungen der Takt von Anhebungen um einen | |
halben Prozentpunkt voraussichtlich beibehalten werde. Das nächste | |
EZB-Zinstreffen ist am 2. Februar. | |
Die Euro-Notenbank hat seit dem Juli die Zinsen bereits vier Mal in Folge | |
angehoben. Der an den Finanzmärkten maßgebliche Einlagensatz, den Banken | |
für das Parken überschüssiger Gelder bei der Notenbank erhalten, liegt | |
aktuell bei 2,00 Prozent. Der Leitzins beträgt 2,5 Prozent. | |
Frankreichs Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau erwartet, dass die | |
Zinsen der EZB im Sommer ihren höchsten Stand erreichen werden. Auf welches | |
Zinsniveau die Sätze voraussichtlich steigen werden, sagte er in einer | |
Ansprache zum neuen Jahr aber nicht: „Wir müssen pragmatisch sein und uns | |
von den vorliegenden Daten, einschließlich der Kern-Inflation, leiten | |
lassen, ohne einen Fetischismus für allzu mechanische Erhöhungen.“ | |
6 Jan 2023 | |
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