# taz.de -- Aussicht auf friedliche Zeiten: Nie mehr Krieg | |
> Endlich! Im Jahr 2042 wird der Krieg höchstoffiziell abgeschafft. Wurde | |
> auch Zeit, schließlich brachte so ein Krieg bislang nur Nachteile mit | |
> sich. | |
Bild: Mykolajiw im Oktober 2022: ein zerstörter russischer Panzer nahe der Fro… | |
Früher wollten alle wissen, was sie erwartet, heute haben die meisten schon | |
von der Gegenwart genug. Wir blicken trotzdem einmal im Monat immer ein | |
Jahr voraus | |
Wir schreiben das Jahr 2042. Bei einem Treffen der G195-Regierungschefs in | |
Wolkenkuckucksheim ob der Zauder einigt man sich auf ein Ende aller Kriege. | |
Die Welt atmet auf angesichts der längst überfälligen Entscheidung. Aber | |
was lange auf der Hand liegt, sieht man ja oft nicht, wenn diese Hand zu | |
schmutzig ist. Wie kamen die Schnellmerker denn nun trotzdem auf diesen | |
Geistesblitz? | |
Um es kurz zu machen: Krieg hat sich nicht bewährt. Bei einer gründlichen | |
Analyse sämtlicher Kriege der vergangenen 7.000 Jahre ergaben sich | |
ausschließlich Nachteile – auch für die jeweiligen Aggressoren. Bei jedem | |
Krieg waren hinterher durch die Bank die Leute tot, verletzt, traumatisiert | |
oder anderweitig unhappy. Die Sachen waren kaputt, das Essen knapp und das | |
Geld alle. | |
Man konstatierte also, dass Kriege nach einem frappierend gleichen Muster | |
zu verlaufen scheinen, das sich verlässlich reproduzierte, egal, wie oft | |
man es versuchte: Unter dem Strich war das Ergebnis jedes Mal scheiße. | |
## One car down | |
Alle noch so ambitionierten Versuche, Krieg nachhaltig zu gestalten, ein | |
wenig Spaß dabei zu haben, auch mal das Gute daran zu sehen, sich nur die | |
Rosinen herauszupicken, oder sonst wie an den festgefressenen | |
Stellschrauben von good old brother war zu drehen, sind gescheitert. Es | |
findet sich einfach ums Verrecken nichts Gutes, schon verrückt, denn selbst | |
ein Vulkanausbruch hinterlässt wenigstens fruchtbaren Boden, und nach einem | |
Autounfall ist immerhin ein Auto weniger auf der Straße. | |
Aber beim Krieg: wirklich komplette Fehlanzeige. Cui bono? Nemini bono! Und | |
die wenigen, die dennoch Freude daran hatten, waren ausnahmslos | |
Arschlöcher. Das kann kaum mehr Zufall sein, da schält sich schon ein | |
klarer Zusammenhang heraus. Denn wenn Arschlöcher etwas gut finden, dann | |
ist das zwar nicht immer, doch recht häufig ein kleiner Fingerzeig darauf, | |
dass es objektiv eher nicht so gut ist. | |
„Aus einem Arschloch kommt selten etwas Gutes“, sagt auch mein polnischer | |
Futurologe Zbigniew, während er bei mir zu Hause den [1][Kalender für 2043] | |
aufhängt, und schon mal meine Termine für das ganze Jahr einträgt: Muttis | |
Geburtstag und die zahnärztliche Kontrolluntersuchung. Mit Arschlöchern | |
kennt er sich aus; die fielen lange mit in seinen Kompetenzbereich. Mein | |
früherer Urologe sattelte nämlich erst auf Futurologe um, als er sich nicht | |
mehr so gut bücken konnte. | |
Die Staaten sind sich jedenfalls ungewohnt einig. Wer von ihnen jetzt noch | |
einen Krieg beginnt, wird sofort von allen anderen angegriffen. Das heißt | |
dann aber nicht Krieg, sondern „[2][Spezialoperation]“. | |
28 Dec 2022 | |
## LINKS | |
[1] https://www.kalender-365.eu/kalender-2043.html | |
[2] /-Nachrichten-im-Ukraine-Krieg-/!5904518 | |
## AUTOREN | |
Uli Hannemann | |
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