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# taz.de -- Kinoempfehlungen für Berlin: Von einer Reise und einem Lied
> „Hallelujah: Leonard Cohen, a Journey, a Song“ erzählt vom Werdegang
> eines großen Musikers. „Moonage Daydream“ vom Leben der Kunstfigur Dawid
> Bowie.
Bild: „Hallelujah: Leonard Cohen, a Journey, a Song“ (2021)
Ob man an Heiligabend der Tradition folgt und mit Familie, Geschenken und
Glühwein am Weihnachtsbaum hockt, oder ob man sich dem bewusst verweigert,
ist natürlich Ansichtssache. Hängt vielleicht auch von der Familie (oder
den zu erwartenden Geschenken) ab.
Die Verweigerer mögen in der Minderzahl sein, aber es gibt sie zweifellos,
ebenso wie diejenigen Menschen, die gar keine Verwandten mehr haben, mit
denen sie überhaupt irgendwo sitzen könnten. Da muss ein Alternativprogramm
her. Wie etwa einen Film namens „Hallelujah“ gucken.
Das klingt ja schon einmal nicht ganz unpassend religiös, aber weil es in
dem US-amerikanischen Dokumentarfilm um einen Song des kanadischen
Singer-Songwriters Leonard Cohen geht, einem Juden, der zwischenzeitlich
auch einige Jahre in einem Zen-Kloster verbracht hat, ist das ein eher
kompliziertes Thema. Wen es dringlich interessiert, der sei an dieser
Stelle auf die Studie „From This Broken Hill I Sing to You: God, Sex, and
Politics in the Work of Leonard Cohen“ von Marcia Pally verwiesen.
In „Hallelujah: Leonard Cohen, a Journey, a Song“ konzentrieren sich Daniel
Geller und Dayna Goldfine vor allem auf Cohens von 1967 bis zu seinem Tod
2016 währenden musikalischen Werdegang, um dann mittendrin bei seinem wohl
berühmtesten Song anzukommen: „Hallelujah“, 1984 auf dem Album „Various
Positions“ erschienen, das Cohens US-amerikanische Plattenfirma mangels
kommerzieller Perspektive nicht einmal veröffentlichen wollte.
Sehr detailliert und mit vielerlei interessanten Materialien (etwa Cohens
eigenen Notizbüchern und Gesprächen mit dem Plattenproduzenten John
Lissauer) verfolgt der Film die Entstehung des Songs mit seinen immer
wieder veränderten Strophen, sowie die Wirkungsgeschichte durch die
unzähligen Coverversionen anderer Künstler:innen.
Dabei überzeugt „Hallelujah“ (der Film) gerade mit der Genauigkeit und dem
detailverliebten Interesse, mit denen die Filmemacher:innen hier mehr
als nur an der Oberfläche kratzen (24. 12. 19.30 Uhr, 25.-26. 12., 13.30
Uhr, [1][fsk Kino], 22. 12., 25. 12. & 27.12., 15 Uhr,
[2][Bundesplatz-Kino]).
In der Weihnachtszeit auch immer wieder gern gesehen ist der
skurril-makabre Puppenanimationsfilm „Nightmare Before Christmas“ (1993)
von Henry Selick, in dem das Gerippe Jack Skellington von seinem bisherigen
Job als Halloween-Organisator die Nase voll hat und – nachdem er den
Weihnachtsmann gekidnappt hat – stattdessen die weihnachtliche Bescherung
übernimmt.
Nur dass er den Sinn des Festes nicht so richtig versteht: Da finden die
lieben Kleinen dann unter dem Baum als Geschenke Schrumpfköpfe und allerlei
Monster vor. Ausdrucksstarke Puppen, mit Liebe zum gruseligen Detail
gestalteten Dekors und mitreißende Songs machen den Film zu einem Klassiker
(22.-23. 12., 18.15 Uhr, [3][Babylon Mitte]).
Wie kann man einem so vielschichtigen Künstler wie David Bowie in einem
Dokumentarfilm gerecht werden? Wo doch ein nicht geringer Teil seiner
Faszination darin lag, dass er sich als Persönlichkeit wie als Musiker
immer wieder neu erfand, dabei aber lange Zeit als Mensch hinter all diesen
Figuren von Ziggy Stardust bis zum Thin White Duke verschwand?
Regisseur Brett Morgen versucht es in „Moonage Daydream“ mit einer
rauschhaften Kollage des Archivmaterials, zu dem er nach Bowies Tod 2016
Zugang bekam, und schafft dabei ein eigenes Kunstwerk, in dem Bowie
gleichwohl in den Interviewpassagen auch als selbstreflexiver Künstler
spürbar wird (22. & 27. 12., 17 Uhr, 23. 12., 21 Uhr, [4][Filmmuseum
Potsdam]).
22 Dec 2022
## LINKS
[1] https://fsk-kino.peripherfilm.de/
[2] http://www.bundesplatz-kino.de/
[3] https://babylonberlin.eu/programm
[4] https://www.filmmuseum-potsdam.de/
## AUTOREN
Lars Penning
## TAGS
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