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# taz.de -- Schulbesetzung in Göttingen: Wie man Radikalisierung einübt
> In Göttingen besetzten Klimaktivist*innen eine leere Schule. Dem
> Rektor fiel nichts besseres ein, als die Polizei zu rufen.
Bild: Nicht alleine: Klimaaktivist*innen der Gruppe „End Fossil: Occupy“ be…
Man fragt sich ja schon, was den wohl geritten hat. Die schlichte Nachricht
ist die: Am Montag [1][besetzten junge Klimaktivist*innen eine leere
Schule] in Göttingen. Leer, weil der Unterricht aufgrund der
flächendeckenden Blitzeiswarnungen ausgesetzt wurde. Der Schulleiter war
trotzdem an Bord. Und rief erst die Polizei und dann die Schuldezernentin
an.
Geht es noch armseliger? Landauf, landab, nein, eigentlich weltweit kommt
es zurzeit zur Besetzung von Schulen und Hörsälen. Auch in Göttingen, schon
im November. Die meisten verlaufen friedlich. Die Aktivist*innen nehmen
ein oder zwei Räume in Beschlag, organisieren Zusammenkünfte, Seminare,
Vorträge, machen ihre Standpunkte klar.
Einige sind – so hört man – sogar ausnehmend gut organisiert. Es gibt
Ansprechpartner*innen für besorgte Eltern, Unterstützer*innen von
außen, die kochen und Essen liefern, Reflexions- und Diskussionsrunden, in
denen gemeinsame Beschlüsse gefasst und Konflikte beigelegt werden.
Wünscht man sich nicht eigentlich genau das? Engagement, Leidenschaft,
demokratische Diskussionskultur, selbstständiges Handeln? Zumal ja niemand,
der noch alle Tassen im Schrank hat, die Ernsthaftigkeit und
[2][Dringlichkeit ihres Anliegens] leugnen kann? Was also bewegte den
Schulleiter des Felix-Klein-Gymnasiums in Göttingen?
## Sicherung durchgebrannt?
Was glaubte er in diesem Moment mit polizeilicher Hilfe verteidigen zu
müssen? Den nicht stattfindenden Schulbetrieb? Eine anstehende
Weihnachtsfeier? Die Unversehrtheit des Aula-Fußbodens? Sind ihm –
angesichts von Pandemierückständen, Krankheitsausfällen und noch x
anstehenden Klausuren – einfach die Sicherungen durchgebrannt? Ist er einem
archaischen Instinkt der Revierverteidigung erlegen? Man hätte ihn das gern
gefragt, aber natürlich geht er nicht ans Telefon und beantwortet gerade
auch keine E-Mails.
Er war wohl – das kann man dem Göttinger Tageblatt entnehmen – sauer, weil
„seine“ Schule schon ein paar Tage zuvor mit Graffiti beschmiert worden
war. Außerdem glaubte er unter den Aktivist*innen zu viele Schulfremde
erblickt zu haben.
Und den Hausmeister haben sie auch ausgetrickst! Nun ja. Ob bewusst oder
unbewusst, er hat jedenfalls ein Beispiel dafür geliefert, wie man es
lieber nicht macht. Schuldezernentin und Polizei gingen dann ins Gespräch
mit den Besetzer*innen und sahen von einer gewaltsamen Räumung erst
einmal ab.
Die – die Älteren unter uns erinnern sich – ist übrigens das sicherste
Mittel, eine rasche und umfassende Radikalisierung zu produzieren. Aber
vielleicht ist das ja auch die Absicht – genauso wie [3][bei dem Gefasel
von der Klima-RAF]. Wer immer nur über die Aktionsformen debattiert, spart
sich ja bequemerweise auch die Auseinandersetzung mit den politischen
Inhalten.
Aber schön, dass wir zumindest eine Frage endgültig geklärt haben: Nein,
[4][die freitäglichen Schulstreiks] waren keine blöde Ausrede, um die
Schule zu schwänzen. Diese Kids gehen da sogar bei Blitzeis hin, wenn es
Not tut – und bleiben über Nacht.
21 Dec 2022
## LINKS
[1] https://www.hna.de/lokales/goettingen/goettingen-ort28741/goettingen-schuel…
[2] /Artenschutzabkommen-von-Montreal/!5900620
[3] /Debatte-um-eine-gruene-RAF/!5898897
[4] /Schwerpunkt-Fridays-For-Future/!t5571786
## AUTOREN
Nadine Conti
## TAGS
Besetzung
Schule
Schwerpunkt Klimaproteste
Schwerpunkt Klimawandel
Hessen
Fossile Rohstoffe
IG
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