# taz.de -- Gefahrenabwehr bei der WM: Sicher ist sicher | |
> Katar kooperiert mit diversen Ländern, sogar mit der Nato, um für alle | |
> Gefahren gewappnet zu sein. Fast 50.000 Sicherheitskräfte sind im Land. | |
Bild: In Doha muss sich niemand Sorgen machen. Das wollen diese Männer am Rand… | |
DOHA taz | Vier Spiele an einem Tag in einer Stadt halb so groß wie Berlin, | |
das hat es bei einer Fußball-Weltmeisterschaft noch nie gegeben. Diesen | |
logistischen Albtraum bewältigen die Katarer mit einem hochmodernen | |
Metrosystem, das auf drei Linien, grün, gelb und rot, im Dreiminutentakt | |
verkehrt. | |
Das führt manchmal zu Menschentrauben, aber einerseits gibt es [1][den | |
„Metro Man“ und seine fleißigen Helfer aus Ostafrika], die mit | |
Lautsprechern („Metro? This way!“) und großen Schaumstoffhänden für Ordn… | |
im Chaos sorgen, andererseits haben die Veranstalter ewig lange Labyrinthe | |
aus Gattern vor den Metroeingängen aufgebaut. Und wer hereinwill, wo | |
„Exit“ draufsteht, hat keine Chance, auch wenn der „Entry“ Hunderte Met… | |
entfernt ist. Da kennen die Ordner keine Gnade. | |
Diese Menschenmassen, die sich auf relativ kleinem Raum ballen, sind | |
natürlich auch ein Sicherheitsproblem, das die Veranstalter überaus ernst | |
genommen haben, schließlich sind größere Konfliktzonen in der Region nicht | |
allzu weit entfernt. Vor der WM gingen Bilder um die Welt, die wohl | |
dokumentieren sollten, wie gut die Katarer vorbereitet sind auf alle | |
Eventualitäten: Ein Trupp zog in ABC-Anzügen durch die Stadien und scannte | |
mit irgendwas. Atomare Strahlung? Plastiksprengstoff? Ein neues Virus? | |
Es sah jedenfalls bedrohlich aus. Seit Jahren laufen die Vorbereitungen, | |
die WM sicher zu machen. [2][Die US-Amerikaner, die unweit von Doha eine | |
große Militärbasis unterhalten], unterstützen durch das | |
US-Heimatschutzministerium DHS. „Wir haben uns verpflichtet, eng mit Katar | |
zusammenzuarbeiten, um sicherzustellen, dass die Welt eine sichere | |
Weltmeisterschaft genießen kann“, sagte Rob Silvers, verantwortlich für | |
Strategie, Polizei und Pläne im DHS, in einem Interview. | |
## Geheimdienst im Einsatz | |
Die Heimatschützer haben Agenten der Transportation Security Agency (TSA) | |
entsandt, die bei der Gepäckkontrolle der Zuschauer helfen. Eine katarische | |
Delegation schaute sich im Vorfeld der Weltmeisterschaft mal an, wie das | |
Procedere auf einem US-Flughafen abläuft. Silvers sagte auch, dass die | |
Cybersecurity and Infrastructure Security Agency (CISA) Katar mit | |
„Cyberressourcen“ versorge. | |
„Wir unterstützen sie mit unserem Geheimdienst in bestimmten Details und in | |
der Koordinierung der Sicherheit des Großereignisses“, erklärt Silvers. | |
Der US-Geheimdienst leitet die Sicherheit beim Super Bowl der | |
American-Football-Spieler im Februar, sodass der Dienst über Fachwissen | |
mit großen Sportveranstaltungen in seinem Heimatland verfügt. | |
Die Nato mischt bei der WM auch mit. Das Militärbündnis schrieb vor der WM | |
in einer Pressemitteilung: „Die Unterstützung wird Schulungen gegen | |
Bedrohungen durch chemisches, biologisches, radiologisches und nukleares | |
Material umfassen, das von der Slowakei und dem Gemeinsamen | |
CBRN-Exzellenzzentrum der Nato in der Tschechischen Republik bereitgestellt | |
wird.“ Im Rahmen der Sicherheitshilfe hat Rumänien Schulungen zum Schutz | |
von VIPs und zur Verhinderung von Bedrohungen durch Sprengkörper angeboten. | |
Darüber hinaus trafen sich katarische und türkische Beamte in Doha, um, wie | |
es so schön heißt, sicherheitsrelevante Fragen zu diskutieren. | |
Süleyman Soylu, der Innenminister der Türkei, hatte bereits im Januar | |
angekündigt, 3.250 Sicherheitskräfte vorübergehend für die | |
Sportveranstaltung nach Katar zu schicken: 3.000 Bereitschaftspolizisten, | |
100 türkische Spezialeinheiten, 50 Bombenerkennungshunde und ihre | |
Hundeführer, 50 Bombenexperten und anderes Personal sind während des | |
gesamten Turniers etwa 45 Tage im Dienst. Zudem hat Ankara 677 katarische | |
Sicherheitsbeamte in 38 verschiedenen Berufsfeldern unterrichtet. Berichten | |
zufolge hat Marokko ein Team von Cybersicherheitsspezialisten nach Katar | |
entsandt. | |
Ben Wallace, der britische Verteidigungsminister, bestätigte im Mai, dass | |
die britische Royal Air Force und die Royal Navy während der WM für den | |
Antiterrorbereich verantwortlich sein würden. Wallace erklärte, dass | |
Großbritannien und Katar „sich zusammenschließen werden, um den Luftraum | |
abzusichern“. | |
Diese Art des Engagements haben sie nie zuvor einem WM-Ausrichter | |
offeriert. Khalifa bin Hamad al-Thani, Sicherheitschef der WM und Leiter | |
des International Police Coordination Centre (IPCC), glaubt, Katar habe die | |
Lage mit 32.000 Polizeibeamten und 17.000 privaten Sicherheitskräften im | |
Griff. „Die Möglichkeit“, sagt der alerte junge Mann, „dieses Turnier | |
auszurichten, bietet die einmalige Chance für uns Araber und Muslime, der | |
Welt das wahre Gesicht der arabischen und islamischen Kultur zu zeigen.“ | |
30 Nov 2022 | |
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## AUTOREN | |
Markus Völker | |
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