# taz.de -- Gegen Verkehrsversuch im Graefekiez: CDU: Keine Experimente! | |
> Für einen Einwohnerantrag sammelt die CDU 1.600 Unterschriften. Es geht | |
> gegen das Experiment, Parkplätze zeitweilig aus dem Graefekiez zu | |
> verbannen. | |
Bild: Viel Grün und auch viel Blech: der Graefekiez im Sommer | |
Berlin taz | Mit breitem Strahlen im Gesicht haben der CDU-Kreischef von | |
Friedrichshain-Kreuzberg, Timur Husein, und der CDU-Abgeordnete Kurt | |
Wansner am Montagabend dem Vorsitzenden der BVV im ehemaligen Rathaus | |
Kreuzberg an der Yorckstraße mehrere Aktenordner überreicht. Inhalt: über | |
1.600 Unterschriften für einen Einwohnerantrag gegen den geplanten | |
Verkehrsversuch im Graefekiez. | |
[1][Der Versuch sieht die temporäre Abschaffung der meisten Parkplätze | |
vor], unter den AnwohnerInnen ist die Idee nicht unumstritten. Ob und wann | |
genau er startet, weiß noch niemand, laut der Sprecherin des Bezirksamts | |
Friedrichshain-Kreuzberg befindet sich das zuständige Straßen- und | |
Grünflächenamt noch in der „Phase der Grundlagenermittlung“. | |
Die „Leute wollen sich von SPD/GRÜNE nicht bevormunden lassen. Mobilität | |
nur mit, nicht gegen Menschen“, [2][twitterte Husein am Dienstag]. Seinen | |
Angaben zufolge wurden die Unterschriften im Graefekiez gesammelt – | |
unterstützen können einen Einwohnerantrag allerdings alle, die im Bezirk | |
gemeldet sind. | |
1.000 gültige Unterschriften sind dafür ausreichend, dass die BVV sich mit | |
dem Antrag befassen und darüber abstimmen muss. Dass die CDU die Sammlung | |
maßgeblich betrieben hat, hat Kreischef Husein in der Vergangenheit damit | |
begründet, dass „sehr viele Anwohner“ mit dem Wunsch nach Unterstützung a… | |
die Partei zugekommen seien. | |
Ende Juni hatte die BVV Friedrichshain-Kreuzberg mit ihrer Mehrheit aus | |
Grünen und SPD das Bezirksamt beauftragt, einen sechs- bis zwölfmonatigen | |
„Feldversuch zur Neugestaltung des öffentlichen Raums“ unter Begleitung des | |
Wissenschaftszentrums Berlin (WZB) durchzuführen. In diesem Zeitraum würden | |
alle Straßen im Graefekiez als Spielstraßen ausgewiesen – das Befahren | |
bliebe möglich, die Parkmöglichkeiten fielen dagegen weg. Ausnahmen gäbe es | |
nur für AnwohnerInnen mit Beeinträchtigungen oder Carsharing-Firmen. | |
## Skepsis auch bei der Linken | |
Allerdings stimmten nicht nur CDU und FDP gegen den Antrag, sondern auch | |
die Linke als zweitstärkste BVV-Fraktion. Sie hatte gefordert, zunächst | |
mittels einer postalischen Befragung ein Meinungsbild der unmittelbar | |
Betroffenen zu erheben. Zu diesen gehörten auch die Menschen in den | |
angrenzenden Vierteln, wo sich der Parkplatzdruck durch den Feldversuch | |
verstärken werde, oder die Beschäftigten des Klinikums am Urban. | |
Wie die Berliner Morgenpost berichtet, hat auch Anwohner Walter Momper | |
(SPD) den Antrag unterstützt – und sein Okay gegeben, dass das öffentlich | |
gemacht wird. Es ist nicht das erste Mal, dass der einstige Regierende | |
Bürgermeister (1989–1991) und spätere Präsident des Abgeordnetenhauses sich | |
gegen verkehrliche Maßnahmen im Kiez einsetzt: Im Jahr 2001 gelang es ihm | |
und einigen anderen Immobilieneigentümern, die Anlage asphaltierter | |
Radstreifen auf dem Kopfsteinpflaster der Fichtestraße zu verhindern. Zu | |
befürchten sei eine „Verschandelung“ des Straßenbildes, so sein Argument | |
damals. | |
29 Nov 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Parkplatzfreier-Kiez-in-Berlin-geplant/!5851517 | |
[2] https://twitter.com/TimurHusein/status/1597522982368182272 | |
## AUTOREN | |
Claudius Prößer | |
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