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# taz.de -- Kondomkauf mit meiner Frau: Passt die Größe?
> Meine Frau schleppte mich in eine Apotheke, um gemeinsam mit mir Kondome
> einzukaufen. Kann es etwas Peinlicheres geben?
Bild: Geschmacksrichtung? Größe? Kondomkauf kann kompliziert werden
„Osman, wir haben keine Kondome mehr“, sagt meine Frau plötzlich beim
Einkaufen.
„Eminanim, schämst du dich nicht, als eine ehrbare türkische Frau, mitten
auf der Straße solche Schweinereien in den Mund zu nehmen?“, frage ich
empört.
„Was ist denn dabei, Osman. Ich sag doch nur, dass wir keine [1][Kondome]
mehr haben. Die Zehner-Packung, die du in der Hochzeitsnacht vor dreißig
Jahren gekauft hast, ist jetzt alle.“
„Du bist aber verschwenderisch. Wie sollen wir denn so unsere Kredite
abbezahlen?“
„Osman, ich vermute, dass Hatice mehr als die Hälfte davon geklaut hat.“
„Was macht denn ein achtjähriges Mädchen mit Kondomen? Warum kaufst du ihr
nicht ein paar bunte Luftballons zum Spielen?“
„Sie verkauft die Dinger ihrem Bruder Mehmet, wenn der mal unerwartet
Besuch bekommt.“
„Bei Allah, was für Familienverhältnisse? Der kommunistische Sohn geht mit
wildfremden Frauen ins Bett. Die kleine Tochter handelt mit Kondomen und
die Mutter denkt sogar beim Einkaufen nur an Sex.“
„Osman, hör auf, das klären wir später. Dort in der Apotheke können wir
Kondome kaufen“, zischt sie und zerrt mich dahin.
„Was kann ich für Sie tun?“, empfängt uns der weißhaarige Apotheker
freundlich.
„Ach, wir schauen uns nur mal so um“, sage ich und werde rot.
„Osman, hier kann man sich nicht umschauen. Du bist nicht im Museum“,
zischt meine Frau.
„Wir hätten gerne die Packung Aspirin da drüben“, rufe ich laut.
„Bitteschön. Ist das alles?“
„Ööh, und dann möchte ich noch das Medikament mit der blauen Packung.“
„Mein Herr, das ist ein Mittel gegen die [2][Taucherkrankheit].“
„Ja, das ist genau das, was ich schon immer gesucht habe!“
„Osman, sag endlich, was du haben willst!“
„Und meine Frau will auch noch Kondome haben“, rufe ich und atme
erleichtert auf.
„Erdbeere, Banane, Kirsch?“, fragt der Mann.
„Wenn wir Obst wollten, dann wären wir doch zum Türken gegangen“, sage ic…
„Ich frag ja nur, was für einen Geschmack Sie haben wollen. Erdbeere,
Banane, Kirsch?“
„Haben Sie auch welche mit Wassermelonen-Geschmack?“, fragt Eminanim
erfreut.
„Wie groß?“, fragt der Apotheker plötzlich. Auf eine so intime Frage war
ich absolut nicht vorbereitet. Die Situation wird immer peinlicher. Die
beiden Frauen und der neu reingekommene Handwerker im blauen Arbeitsanzug
schauen mich interessiert-fragend an:
[3][„Wie groß?“]
„Vielleicht sechs oder sieben“, ruft Eminanim.
Ich kann den Menschen in der Apotheke nicht mehr in die Augen schauen. Ich
versinke vor Scham.
„Sechs oder sieben? Das ist ja nicht besonders viel“, grinst der Apotheker.
„Nein, nicht doch! Neun oder zehn, vielleicht sogar zwölf!“, rufe ich mit
gequälter Stimme.
„So viel nun auch wieder nicht“, sagt Eminanim lachend.
„Also gut, das reicht! Jetzt messe ich nach“, zische ich mit meinem
ruinierten männlichen Stolz und schnappe mir den Zollstock von dem
Handwerker.
„Osman, mein Gott, bist du aber blöd! Der Herr wollte doch nur wissen, wie
groß die Packung sein soll. Und ich sagte, für die nächsten Jahre reichen
sieben oder acht Stück. Mach endlich deine Hose wieder zu!“
6 Nov 2022
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## AUTOREN
Osman Engin
## TAGS
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Sexualität
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