# taz.de -- Kanye West und Antisemitismus: Endlich Konsequenzen | |
> Lange wurde das Verhalten von Rapper Kanye West entschuldigt. Mit den | |
> jüngsten antisemitischen Äußerungen hat er aber eine rote Linie | |
> überschritten. | |
Bild: Auf einen konnte sich Kanye West immer verlassen: Donald Trump | |
Eines der Anliegen meiner Kolumne ist es, zu zeigen, dass Celebrity-Kultur | |
nicht abgekoppelt von uns in Klatschportalen existiert, sondern Relevanz | |
haben kann. Manchmal ist der Einfluss aber so groß, dass er selbst mich | |
überrascht: Vor wenigen Tagen hängten Neonazis der Gruppe Goyim Defense | |
League Banner [1][mit der Aufschrift „Kanye was right about the Jews“] an | |
eine Highway-Brücke in Los Angeles und hoben den rechten Arm. Es war ein | |
negatives Highlight in einer Serie von unter anderem antisemitischen | |
Aktionen, die in den vergangenen Wochen rund um Kanye West eskaliert sind. | |
Der Rapper, auch bekannt als Ye, wird von White Supremacists hofiert und | |
wurde kürzlich etwa in die Talkshow von Tucker Carlson eingeladen. | |
Unvergessen seine (temporäre) Unterstützung für Donald Trump und Aussagen | |
wie, dass 400 Jahre Sklaverei eine Entscheidung („choice“) gewesen seien. | |
Doch jetzt ist der Bogen überspannt. Er zeigte sich auf einer Fashionshow | |
mit der Schwarzen rechten Aktivistin Candace Owens in „White Lives | |
Matter“-Shirts und sagte später, George Floyd sei an einer | |
Fentanyl-Überdosis gestorben, weswegen er von [2][Floyds Familie auf 250 | |
Millionen Dollar] verklagt wird. | |
Danach überschlugen sich die Meldungen. Ye äußerte sich auf Twitter und | |
Instagram wiederholt antisemitisch und wurde von sämtlichen sozialen Medien | |
gesperrt, woraufhin er bekannt gab, das rechtsradikale Netzwerk Parler | |
kaufen zu wollen. Werbepartner Adidas, ein deutsches Unternehmen mit | |
Nazivergangenheit, kündigte schließlich die Zusammenarbeit mit dem Rapper. | |
Das Holocaust Museum in L.A., das ihn zu einem privaten Rundgang einlud, | |
wurde [3][bedroht]. Und dann meldete [4][CNN], dass er geplant habe, sein | |
Album „Ye“ (2018) eigentlich „Hitler“ zu nennen. Das zeigt: Es sind kei… | |
einzelnen Episoden. Kanye ist antisemitisch. | |
## Versuche, sein Verhalten zu entschuldigen | |
Stellt sich die Frage: Warum hat man ihm jahrelang so viel durchgehen | |
lassen (in alle Richtungen – nicht zu vergessen, wie viele Monate er Kim | |
Kardashian nach der Trennung belästigte und dass er in einem Musikvideo | |
Pete Davidsons Mord nachstellte)? Ich denke, das hat mehrere Gründe. Zum | |
einen, weil er ein genialer Musiker ist. Und weil es extrem heikel ist, | |
wenn Nichtschwarze (wie ich) eine Schwarze Person kritisieren. Zuletzt | |
wurde seine bipolare Störung als Entschuldigung herangezogen. Aber das | |
funktioniert nicht mehr. Sie mag zwar erklären, warum Ye innerhalb | |
kürzester Zeit seine ominöse „Donda Academy“ schließen wollte und dann | |
[5][das Comeback verkündete], oder dass er nach dem geplatzten Adidas-Deal | |
in den Büros von Skechers auftauchte. | |
Antisemitismus aber lässt sich nicht damit erklären – andernfalls | |
verharmlost es ihn und beleidigt Menschen mit Mental-Health-Problemen. | |
Deshalb ist es richtig, dass endlich, gerade mit [6][der enormen Zunahme an | |
Antisemitismus] in den USA und in [7][Deutschland], Konsequenzen gezogen | |
werden. | |
31 Oct 2022 | |
## LINKS | |
[1] https://twitter.com/shannonrwatts/status/1584061780568834051?s=20&t=SgF… | |
[2] https://www.npr.org/2022/10/19/1129747423/kanye-west-george-floyd-lawsuit | |
[3] https://www.independent.co.uk/news/world/americas/kanye-west-holocaust-muse… | |
[4] https://edition.cnn.com/2022/10/27/entertainment/kanye-west-hitler-album/in… | |
[5] https://www.tmz.com/2022/10/27/kanye-west-donda-academy-opens-shut-down/ | |
[6] https://www.pbs.org/newshour/show/jewish-americans-are-terrified-amid-risin… | |
[7] https://de.statista.com/infografik/22240/anzahl-der-antisemitischen-gewaltt… | |
## AUTOREN | |
Isabella Caldart | |
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