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# taz.de -- Sportmäzen Mateschitz ist tot: Ein Mann fürs Extreme
> Dietrich Mateschitz, der größte Sportsponsor der Gegenwart, ist
> gestorben. Der Getränkekrösus prägte den Spitzensport mehr als vielen
> lieb war.
Bild: Investor Mateschitz, hier mit RB-Geschäftsführer Mintzlaff, wollte zeig…
Der Schweizer Skifahrer Marco Odermatt, am Sonntagvormittag als Schnellster
auf dem Stuhl des Halbzeitführenden zum Ski-Weltcup-Auftakt im Riesenslalom
im Tiroler Sölden, zeigte auf das Red-Bull-Logo auf seinem Helm und machte
ein betrübtes Gesicht. Stunden später stieg der Niederländer Max Verstappen
mit schwarzer Schleife am Arm in Austin, Texas, als Weltmeister in seinen
Fomel-1-Boliden. Dietrich Mateschitz, Gründer eines Energy-Drink-Imperiums
und reichster Österreicher, war am Samstag im Alter von 78 Jahren
gestorben. „Ohne ihn würde ich jetzt hier nicht sitzen“, sagte Verstappen
zur Presse: „Er hat an mich und viele andere Fahrer als junge Athleten
geglaubt und hat so vielen so unglaubliche Möglichkeiten gegeben.“
Der drahtige Steirer mit dem markanten weißen Fünftagebart war
wahrscheinlich der wichtigste Sportsponsor der Gegenwart. Das Logo mit dem
roten Bullen ist aus der Welt des Spitzen- und Extremsports nicht
wegzudenken. Mateschitz, ein Mann der klein angefangen hat und schnell
reich geworden ist, hat stets auf Sieger gesetzt.
Je spektakulärer, desto besser. Denn die Schnellsten und Besten sind
hervorragende Werbeträger für das klebrige Prickelwasser, das jedes Jahr
weltweit Milliarden Euro umsetzt. Sebastian Vettel fuhr mit Red Bull Racing
viermal zum Formel-1-Weltmeistertitel. Marco Odermatt wurde letzte Saison
Ski-Weltcup-Gesamtsieger. Auch Lindsey Vonn, die erfolgreichste
Ski-Rennläuferin der Geschichte, trug die roten Bullen auf dem Helm.
Die Leidenschaft des Getränkekrösus galt auch den [1][Extremsportarten]:
Klippenspringer, Flugzeugakrobaten und Athleten mit dem Hang zum Eintrag in
das Guinness Buch der Rekorde begeisterten den Mäzen. Man erinnere sich an
den österreichischen Base-Jumper Felix Baumgartner, der vor zehn Jahren aus
der Stratosphäre in 39 Kilometer Höhe mit Fallschirm auf die Erde segelte.
Die 25 Millionen Dollar teure Rekordjagd soll einen Werbewert von einer
Milliarde gehabt haben. „Jedes unserer Engagements im Sport muss sich
ausnahmslos rational begründen“, erklärte Mateschitz in einem seiner raren
Interviews.
## Mit aggressivem Marketing
Im Fußball bedurfte es eines längeren Atems. Von der Übernahme des SV
Salzburg bis zur ersten Teilnahme von Red Bull Salzburg an der Champions
League sollten mehr als zehn Jahre vergehen. Heute ist RB Salzburg nicht
nur Serienmeister der österreichischen Liga, sondern auch Exporteur von
internationalen Stars wie Sadio Mané, Erling Haaland und Naby Keïta. [2][RB
Leipzig kämpft in Deutschland] zum Leidwesen vieler Kommerzkritiker um
Spitzenplätze und macht international eine gute Figur.
Der gelernte Betriebswirt aus St. Marein im Mürztal schlug sich als kleiner
Handelsvertreter von Konzernen wie Unilever und Jacobs durch, bis er 1982
in Thailand den lokalen Energy-Drink Krating Daeng (Roter Stier) entdeckte.
Er kam mit den Unternehmern Chaleo und Chalerm Yoovidhya ins Geschäft,
modifizierte die Formel des Getränks und gründete die Red Bull GmbH. Mit
einfallsreichem und aggressivem Marketing eroberte die blau-silberne Dose
den Weltmarkt. 1,6 Milliarden wurden vergangenes Jahr in Marketing
investiert. 9,8 Milliarden Dosen gingen weltweit über die Theke. In 72
Ländern beschäftigt der Konzern über 13.000 Angestellte. Das Vermögen des
Tycoons wird auf 25 bis 27 Milliarden Euro geschätzt.
Keine Freude hatte Mateschitz mit Gewerkschaften. Als die Belegschaft
[3][des Salzburger Privat-Kanals Servus TV] 2016 über die Gründung eines
Betriebsrats nachdachte, drohte er mit der Einstellung des auf Sport- und
Naturdokumentationen spezialisierten Senders. Bei der Diskussionsrunde
„Talk im Hangar 7“ auf Servus TV kommen regelmäßig Coronaleugner und
Vertreter von wissenschaftlich widerlegten Positionen zu Wort. Am Samstag
ist Mateschitz „nach langer schwerer Krankheit“, wie der Konzern mitteilte,
gestorben. Er hinterlässt eine junge Lebensgefährtin und einen 30-jährigen
Sohn.
23 Oct 2022
## LINKS
[1] /Extremsport-mit-Red-Bull/!5076602
[2] /DFB-Sieg-von-RB-Leipzig/!5853552
[3] /Umstrittenes-Sponsoring-von-Red-Bull-CEO/!5539841
## AUTOREN
Ralf Leonhard
## TAGS
Dietrich Mateschitz
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Fußball
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