Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Album und Tour von Düsseldorf Düsterboys: Take me higher
> „Duo Duo“ heißt das neue Album der Indie-Band The Düsseldorf Düsterboy…
> Darauf inszenieren sie Kammerpop als zärtliches Homerecording.
Bild: Zwei Musiker, eine Band: The Düsseldorf Düsterboys
„Manchmal fällt einem eine Zeile vor die Füße, man weiß gar nicht, wo die
herkommt“, sagt Peter Rubel, eine Hälfte des Duos The Düsseldorf
Düsterboys. Deren Musik klingt genauso unkalkuliert, wie der Sänger und
Gitarrist sein Songwriting beschreibt. „So viele Wolken / In meinem Zimmer
vergeht ein halber Tag“, singt Rubel im Auftaktsongs des neuen Albums „Duo
Duo“.
Dazu hört man akustische Gitarren, sachte Blasinstrumente, einen E-Bass,
Chöre, die kaum mehr als menschliche Stimmen zu erkennen sind, und ein
verfremdetes Glockenspiel. Dann setzt der mehrstimmige Gesang von Rubel und
seinem Partner Pedro Crescenti ein: „Take Me Hiiiiigher“, singen sie, sanft
und liebevoll intoniert.
Take Me Higher? „Das kommt aus einem popkulturellen Unterbewusstsein“,
erklären sie. „Das ist so ein Satz, der alles und nichts sagt, eine
Blaupause. Mal geht es um Drogen, mal geht es um Spirituelles. Es kann ganz
viel bedeuten. Und für uns bedeutet das auch alles.“
## Zusammen Musik machen
„Duo Duo“ ist [1][das zweite Album von Peter Rubel und Pedro Crescenti]
unter dem Namen The Düsseldorf Düsterboys nach ihrem Debütalbum „Nenn mich
Musik“ (2019). Zusammen Musik machen sie schon viel länger, ob bei ihrem
etwas rockigeren Projekt International Music oder eben zu zweit als The
Düsseldorf Düsterboys, von denen übrigens keiner aus Düsseldorf kommt. Sie
kommen aus Essen.
Bei ihrem Debüt waren noch ein Organist und ein Schlagzeuger dabei, „Duo
Duo“ haben Rubel und Crescenti nun zu zweit aufgenommen, mit einem analogen
Kassettenrekorder. „Ja, das ist teilweise extrem aufwendig und total
unhandlich“, sagt Crescenti. Und Rubel ergänzt: „Man muss eigentlich alles
mit den Ohren entscheiden. Man hat keinen Bildschirm vor sich, wo man dann
noch mal sieht, ob jetzt alles stimmt. Wir haben oft einfach die Mikrofone
hingestellt, aufgenommen und dann gehört, was wir besser machen können,
noch mal umgebaut und neu aufgenommen. Das entspricht unserer Idee, diese
Intimität als Duo einzufangen.“
Diese Intimität spiegelt sich auch in ihrem Harmoniegesang. Zärtlich
schieben sich herrlich unkonkrete, teilweise wunderschöne Zeilen
ineinander: „Ich hab’ dir was versprochen / Es liegt im nächsten Tal / Was
hart war, ist zerbrochen / Das Zarte ausgesprochen“, heißt es in „Das erste
Mal“. Oder: „Ich warte, dass der Salbei raucht / Weil ich dein Gegenüber
brauch’ / Denn ich weiß, was es heißt, ein Geist zu sein“, intonieren Rub…
und Crescenti gemeinsam in „Füße“.
## So hoch singen wie möglich
Dabei versuchen sie so hoch zu singen, wie sie können. Das muss nicht
perfekt sein. Vielmehr passt das Unperfekte zur poetischen Uneindeutigkeit
ihres Schreibens. Denn immer wieder, wenn ihre Texte zu romantisch zu
werden drohen, brechen sie diese und dichten ins fast schon Dadaistische:
„Ist der Horizont gerade? / Ja, das ist er, ach, wie schade / Ich wollt’,
er wär gewellt / Oder vertikal.“
Ihre Texte sind dabei so abstrahiert, dass sie fast märchenhaft wirken. In
„Lavendeltreppen“ beschwören sie schließlich tatsächlich ein Schloss
herauf. Die Bildhaftigkeit des Liedes sei dabei schon im Poetischen der
Musik angelegt, meinen The Düsseldorf Düsterboys.
Denn in das Zusammenspiel aus Gitarren, zweistimmigem Gesang und sanftem
Rhythmus schiebt sich nach drei Minuten ein Streichorchester, ein Spiel mit
den Hörgewohnheiten: „Wir hatten die Vorstellung, die auf der Gitarre
entstandene Melodie auf Streicher zu instrumentieren und zwar in mehreren
Oktavlagen. Und damit dann irgendwie so Assoziationen in Richtung Ägypten
der 1950er-Jahre herzustellen. Als Kontrast, weil der Song das bis dahin
überhaupt nicht andeutet.“
## Die Ohren spitzen
Diese große Komposition ist auch deshalb eine solche Überraschung auf „Duo
Duo“, weil die Songs sonst im kleinen Raum, nur zwischen Rubel und
Crescenti, entstanden sind, einem Raum, den man den Songs auch oft anhört.
„Bei unserer Arbeitsweise fällt ganz viel weg, wird minimalistischer“, sagt
Rubel. „Aber das heißt nicht, dass weniger passiert, sondern dass man die
Ohren spitzen muss für die kleinen Sachen, die dann passieren.“
Die kleinen Sachen geschehen auf „Duo Duo“ im Hintergrund: So hört man mal
eine Zigarette, die gedreht und angezündet wird, mal das Knarzen von
aneinandergeriebenen Qigong-Kugeln, eigentlich zur Reha nach einem
Knochenbruch gedacht. Und immer wieder das Rauschen ihrer Aufnahmegeräte.
Im Kleinen sollen sich neue Welten eröffnen, das wünschen sich Pedro
Crescenti und Peter Rubel. Was ihnen jedoch mit „Duo Duo“ gelingt, ist
nicht weniger, als mit jedem ihrer Songs uns eine neue Welt zu schenken.
14 Oct 2022
## LINKS
[1] /Vier-Bilanzen-des-Popjahres-2021/!5822496
## AUTOREN
Diviam Hoffmann
## TAGS
Indiepop
Essen
Düsseldorf
Die Nerven
Musik
Pop
## ARTIKEL ZUM THEMA
Neues Album von Rockband Die Nerven: „Für Spotify zu unangenehm“
Das Lärmrocktrio Die Nerven über Tourneen seit Corona, die Magie von
kollektiven Konzerterfahrungen und seinen eigenen ökologischen Fußabdruck.
Neues Album der Band Mutter: Freundlich, vernuschelt, krank
Die Existenzphilosophen des Noiserock sind wieder da. Das neue Album der
Berliner Band Mutter heißt „Ich könnte du sein, aber du niemals ich“.
Neues Album von Jens Friebe: Haltung bewahren
Zwischen Dandy und Handwerker: Der Berliner Popstar Jens Friebe
veröffentlicht mit „Wir sind schön“ ein nüchternes und zugleich elegantes
Album.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.