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# taz.de -- Regierungsbildung in Großbritannien: Vielfältiger denn je
> Im Kabinett der neuen Regierungschefin Liz Truss werden Schlüsselposten
> erstmals nicht mit weißen Männern besetzt sein. Wirtschaftsrefromen haben
> Priorität.
Bild: Die neue Regierungschefin Liz Truss, kurz vor ihrer ersten Rede an die Na…
London/Berlin rtr | Die [1][neue britische Premierministerin Liz Truss] hat
in ihrer ersten Rede nach der Ernennung drei Prioritäten für ihre Regierung
genannt. Im Zuge von Wirtschaftsreformen werde sie die Steuern senken, um
harte Arbeit zu belohnen, sagte die 47-Jährige am Dienstagnachmittag vor
ihrem Amtssitz in London. Weiter werde sie noch diese Woche Maßnahmen gegen
die Energiekrise einleiten.
Ihre Regierung werde dabei sicherstellen, dass die Menschen nicht mit
unbezahlbaren Rechnungen konfrontiert würden. Als dritten Punkt nannte
Truss Reformen beim Gesundheitssystem NHS. „Gemeinsam können wir den Sturm
überstehen“, erklärte sie.
[2][Truss bezieht die Downing Street 10 in einer kritischen Phase].
Großbritannien ist mit einer galoppierenden Inflation konfrontiert und
droht in eine Rezession zu stürzen. Millionen Brit*innen haben Angst, im
bevorstehenden Winter ihre Strom- und Erdgasrechnungen nicht mehr bezahlen
zu können. Hinzu kommen Unsicherheiten durch den Krieg in der Ukraine, die
Corona-Pandemie und der anhaltende Streit mit der Europäischen Union über
den Brexit. Auch die Beziehungen zum traditionell engen Verbündeten USA
gestalten sich schwierig.
Nach Truss' Ernennung standen dabei zunächst zwei Themen im Vordergrund:
Das neue Kabinett sowie ihre Pläne zur Bewältigung der Energiekrise. Am
Abend wurde bekannt, dass ihr enger Verbündeter Kwasi Kwarteng Finanz- und
James Cleverley Außenminister wird. Zudem übernimmt Suella Braverman das
Innenresort. Zusammen mit Truss selbst ist damit zum ersten Mal in der
Geschichte des Königreiches keiner der vier wichtigsten Regierungsposten
mit einem weißen Mann besetzt.
## Größere Vielfalt
Die Tories haben in den vergangenen Jahren gezielt versucht, eine größere
Vielfalt in ihren Reihen zu fördern. Die Parteibasis besteht dabei zu einem
Viertel aus Frauen, sechs Prozent gehören Minderheiten an. Weiter hieß es
zum Kabinett, Ben Wallace werde Verteidigungsminister bleiben.
Truss hatte im Vorfeld wiederholt Steuerkürzungen versprochen und
angekündigt, als eine ihrer ersten Maßnahmen einen Plan zur Bewältigung der
Energiekrise vorzulegen. Dieser wurde für Donnerstag erwartet.
Medienberichten zufolge will sie Unternehmen mit einem Hilfspaket im Umfang
von 40 Milliarden Pfund unter die Arme greifen. Im Gespräch ist auch eine
Deckelung der Energiekosten, um einen Anstieg der Rechnungen zu stoppen.
Die Umsetzung eines solchen Vorhabens könnte nach Angaben eines Insiders
bis zu 100 Milliarden Pfund kosten.
Wie Großbritannien das finanziell stemmen soll, war nicht klar. Unter
Fachleuten machte sich Skepsis breit, ob etwa die Inflation nicht noch
befeuert werden könnte. Einige Investoren zogen sich zuletzt aus Anlagen in
Pfund zurück. Allein im August verlor die britische Währung vier Prozent
zum Dollar. Für 20-jährige britische Staatsanleihen war es nach Daten von
Refinitiv und der Bank of England der schlimmste Monat seit etwa 1978.
Die Konservative Partei hatte Truss nach dem Rückzug von Boris Johnson zur
Vorsitzenden gewählt. Das sichert der 47-Jährigen wie in Großbritannien
üblich auch den Posten als Regierungschefin, da die Tories derzeit im
Unterhaus eine Mehrheit haben. Der formelle Wechsel an der Regierungsspitze
wurde am Dienstagvormittag mit einer Abschiedsrede Johnsons eingeleitet.
Darin rief er die Mitglieder der Tories noch einmal dazu auf, sich hinter
seine Nachfolgerin zu stellen.
7 Sep 2022
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