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# taz.de -- Iran, Gaspreise und russische Mobilmachung: Biden kann jeden Erfolg…
> Die Gaspreise sind so beständig wie das Wetter. Nancy Faser geht durch
> ein Initationsritual im Innenministerium. Knight Rider feiert 40.
> Geburtstag.
Bild: Vergangene Woche verkündete Biden, dass die Pandemie vorbei sei
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?
Friedrich Küppersbusch: Mobilmachung in Russland.
Und was wird besser in dieser?
Debilmachung hakt auch.
Im Iran halten die gewaltsamen [1][Proteste nach dem Tod von Mahsa Zhina
Amini] an. Gibt es Chancen auf Reformen?
Mit dem Kopftuch durch die Wand: Nein. Die USA haben das Atomabkommen
zertrumpelt, Europa und Biden versuchten gerade, es wieder hinzustellen.
Vielleicht ringen sich die Mullahs einen Tadel für die mörderische
Sittenpolizei ab – langfristig verkeilen sich Menschenrechtspolitik und
Diplomatie gegeneinander.
Der Europäische Gerichtshof hat über die [2][Vorratsdatenspeicherung]
entschieden. Die deutschen Regelungen sind unzulässig. Faeser kann aber
nicht loslassen. Halten Sie manchmal auch an schlechten Angewohnheiten
fest?
KandidatInnen für den Innenjob müssen ein blutrünstiges und steinzeitliches
Initiationsritual durchlaufen: Die Asche der Verstorbenen schnupfen, Köpper
von der Klippe und fehlerfrei „Einsatz der Bundeswehr im Inneren“ fordern.
Die Vorratsdatenspeicherung ersetzt dabei einen älteren Ritus, so oft mit
dem Schädel vor die Wand zu hämmern, bis die Wand sich entschuldigt.
Schweden und Frankreich hatten sich beim EuGH die rote Karte abgeholt,
bevor Deutschland 2015 versuchte, den Ball mit der Hand ins Tor zu werfen.
Das Gericht empfiehlt, per „Quick Freeze“ nur die Daten konkret
Verdächtiger kurz zu speichern, vor Freigabe schaut ein Richter drauf. Und
die [3][„Login-Falle“]: Plattformbetreiber müssen die Klarnamen übler User
an die Polizei geben. Das ist Status Koalitionsvertrag Ampel.
Innenministerin Faeser hingegen fuchtelt mit einem Seehofer-Relikt herum:
Bei Kindesmissbrauch müsse man doch und so. Dabei benennt sie keinen Fall,
bei dem das der Polizei geholfen hätte. Volkskundler sprechen hier von
Verhorstung.
[4][Die Gasumlage wird wieder fraglich]. Wirtschaftsminister Habeck ist
trotzdem optimistisch mit Blick auf den Winter. Sie auch?
Ja, ich guck auch gern „Astro TV“. Da könnte Habeck mit den Engeln
channeln, was ungefähr so zuverlässig werden dürfte wie alle Prognosen
jetzt: Die „gut gefüllten Gasspeicher“ reichen „zwei bis drei
durchschnittliche Wintermonate“. Der unvergessene HaJo Friedrichs
moderierte das „Wetter“ in den „Tagesthemen“ mal so an: „Morgen gibt …
auch wieder ein Wetter. Vielleicht sogar dieses.“ Mehr weiß derzeit
niemand. Die Verstaatlichung von Uniper greift circa im Januar. Raucht die
Firma vorher ab, müssten, Modell Habeck, weitere Steuern fließen – oder,
Modell Lindner, die Kunden das per Umlage bezahlen. Man darf also
optimistisch sein, dass man es irgendwie sowieso bezahlt.
Am Freitag fanden [5][Scheinreferenden] über einen Russlandbeitritt in
besetzten ukrainischen Gebieten statt. Olaf Scholz warf Putin blanken
Imperialismus vor. Haben Sie ihm auch was vorzuwerfen?
Das „Minsk 2“-Abkommen sah auch Wahlen und Referenden über den Status der
Ostukraine vor. Dafür sollte die Ukraine ihre Verfassung ändern und
Russland die Zugehörigkeit der Gebiete zur Ukraine akzeptieren. Beide
unterschrieben und scherten sich fortan einen Dreck drum. So gesehen
logisch, dass nun die Garanten von „Minsk“, Frankreich und Deutschland,
wortgleich Russlands „blanken Imperialismus“ geißeln. Wer bisher träumte,
den Ausgang aus der Katastrophe am Eingang zu finden – etwa: „Minsk“ –,
kann raus zum Duschen. Irgendwann ein echtes Referendum zu akzeptieren
verlangte Putins Geständnis: Dies hier ist keins. Mit Sahra Wagenknecht:
Höchste Zeit für einen „beispiellosen Wirtschaftskrieg“. Man müsste sich…
schämen, wenn nicht.
Biden hat die Coronapandemie für beendet erklärt. Ist sie damit dann auch
vorbei?
[6][Präsident Biden] fightet um die Midterm-Wahlen gegen das Phantom Trump
und kann jeden Erfolg gebrauchen. Auch ausgedachten.
Die Serie „Knight Rider“ feiert ihren 40. Geburtstag. Die Autoindustrie
rechnet nicht vor 2030 mit autonomen Fahrzeugen. Haben Sie sich früher so
ein Auto gewünscht?
Nö. Ich fürchte, Automatisierung im Auto weckt Kastrationsängste, anders
ist der Erhalt von Schaltgetrieben kaum zu erklären. Auch ich bevorzugte
ein Navigationsgerät, dem ich ob meiner überlegenen Fährtenkenntnis
widersprechen und mit dem ich laut streiten könnte. Schließlich „Halt’s
Maul!“ und dann bieg ich falsch ab.
Und was machen die Borussen?
Nationalelf verliert mit nur einem Dortmunder. Gepflegtes Desinteresse
allerseits.
25 Sep 2022
## LINKS
[1] /Anhaltende-Proteste-in-Iran/!5883516
[2] /Dauerthema-Vorratsdatenspeicherung/!5881435
[3] https://www.sueddeutsche.de/politik/login-falle-klarnamenpflicht-1.5485602
[4] /Sinnhaftigkeit-der-Gasumlage/!5883536
[5] /Russische-Scheinreferenden-in-der-Ukraine/!5881427
[6] /Bundeskanzler-auf-Staatsbesuch/!5881383
## AUTOREN
Friedrich Küppersbusch
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