# taz.de -- Die Wochenvorschau für Berlin: Ein langer Atem ist gefragt | |
> Am Freitag laden Fridays for Future mal wieder zum Mitstreiken ein. Die | |
> rot-grün-rote Koalition diskutiert weiter über Entlastungen in der | |
> Energiekrise. | |
Bild: Bleibt ein Thema: Wie organisiert Berlin die Nachfolge des 9-Euro-Tickets… | |
Diese Woche verlangt einen langen Atem, und dabei steht der Berlin-Marathon | |
erst ganz am Ende: Am Sonntag rennen wieder Zehntausende Menschen im | |
Laufschritt durch die Stadt, und seit der Pandemie zum ersten Mal wieder | |
ganz ohne Corona-Auflagen. Keine Masken mehr bis zur Startlinie und danach, | |
das gibt zumindest wieder schöne Bilder. | |
Dass das Virus trotzdem noch unter uns ist, könnte man derzeit fast | |
vergessen. [1][Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD)] musste gerade | |
Prügel aus den Ländern einstecken, weil der schleswig-holsteinischen | |
Bildungsministerin die Testmodalitäten für Schulkinder zunächst zunächst | |
nicht passten, andere Länderfürsten beschwerten sich über andere Details. | |
Aber genau da verliert sich die Debatte auch gerade: in den Details. Hoffen | |
wir, dass das so bleiben kann. | |
Was nicht so bleiben darf: Der Klimawandel schreitet auch vier Jahre nach | |
der Gründung von Fridays for Future weitgehend unbehelligt von ernst | |
gemeinten politischen Maßnahmen voran. Die Aktivist*innen von | |
[2][Extinction Rebellion, kurz XR], wollen das nicht akzeptieren. Die | |
Gruppe hat sich in den vergangenen Jahren als radikaler Arm der | |
Klimabewegung etabliert – wobei ihnen die Letzte Generation mit ihren | |
Autobahnblockaden und Hungerstreiks in Bundestagswahlkampfzeiten die | |
mediale Aufmerksamkeit ordentlich streitig macht. | |
Aber gut, in den Zielen ist man ja vereint, da ist es vielleicht auch egal, | |
wer die größere Aufmerksamkeit bekommt: die Treibhaus-Emissionen in null | |
Komma nix auf nettonull bringen, jedenfalls vor 2045, wie es die | |
Bundesregierung anvisiert. | |
Am Montag und Dienstag plant XR – nach einer Auftakt-Demo-Party am | |
Schlesischen Tor – wieder Aktionen, alle streng geheim, damit die Polizei | |
ihnen nicht kurz vor knapp dazwischenfunkt wie im letzten Jahr – aber | |
Sekundenkleber könnte durchaus wieder mit im Spiel sein. Eine gewisse | |
Vorliebe für festgeklebte Hände und Füße hat XR mit der Letzten Generation | |
gemein. Wer nicht gleich mit so hartem Stoff hantieren will: XR hat ein | |
Klima-Protestcamp im Invalidenpark aufgebaut. Im Infozelt vorbeischauen tut | |
garantiert nicht weh. | |
Etwas anschlussfähiger ist dann am Freitag der große [3][weltweite | |
Klimastreik-Aktionstag], da wird auch Fridays for Future wieder mit | |
Familienanschluss um 12 Uhr vom Invalidenpark aus durch die Stadt | |
demonstrieren. | |
Corona, Klima, was fehlt noch im Krisen-Dreiklang? Ach ja, genau, der | |
Krieg. Am Montag will sich der rot-grün-rote Koalitionsauschuss | |
zusammenfinden, um über den lange angekündigten [4][Energie-Härtefallfonds | |
des Landes] zu beraten. 380 Millionen Euro soll es in jedem Fall zu | |
verteilen geben, aber der grüne Finanzsenator Daniel Wesener hat bereits | |
deutlich gemacht, dass er da noch Spielraum sieht. | |
Wer das Geld bekommen soll und zu welchen Konditionen, um die steigenden | |
Energie- und Lebensmittelpreis abzufedern, das ist nun die Frage. | |
[5][Sozialverbände verweisen auf gestiegene Anfragen vor allem von | |
Rentner*innen in ihren Anlaufstellen] in den Bezirken – und auch | |
Familien mit geringem Einkommen kämen vermehrt. Die Berliner Linken-Chefin | |
Katina Schubert sagte kürzlich auch, man müsse – Härtefalltaschengeld hin | |
oder her – langfristige Entlastung schaffen. | |
[6][Schubert denkt dabei an eine Art Sozial-Stromtarif], über den sie gern | |
mit ihren Koalitionspartnern reden will. Auch die Frage nach einem | |
Kündigungsmoratorium für Mieter*innen, die ihre Energieskosten nicht mehr | |
zahlen können, könnte laut Tagesspiegel auf der Tagesordnung stehen – | |
allerdings könnte Berlin da wohl nur bei den landeseigenen | |
Wohnungsbaugesellschaften aktiv werden. | |
Beim Sozialticket S, mit dem man in Berlin derzeit mobil mit den | |
Öffentlichen unterwegs sein kann, haben – in seltener Eintracht – | |
Linksfraktion wie FDP in jedem Fall noch mal Gesprächsbedarf angemeldet, | |
weil der Unterschied zum gerade beschlossenen 29-Euro-Billigticket ab | |
Oktober beiden zu gering erscheint. Das sogenannte S-Ticket kostet nämlich | |
auch 27,50 Euro. | |
Soziale Gerechtigkeit, Klimagerechtigkeit – die wirklich wichtigen Sachen | |
bleiben einfach ein Marathon. | |
19 Sep 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Nachrichten-in-der-Coronakrise/!5881343 | |
[2] /Proteste-der-Klimabewegung-in-Berlin/!5877590 | |
[3] https://fridaysforfuture.berlin/ | |
[4] /Energiekrise-in-Berlin/!5877891 | |
[5] /Altersarmut-in-Berlin/!5877986 | |
[6] /Kritik-am-Entlastungspaket-des-Bundes/!5876340 | |
## AUTOREN | |
Anna Klöpper | |
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