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# taz.de -- Plastikmüll beim Berlin-Marathon: Nachhaltig ist nur der Muskelkat…
> Der Berlin-Marathon ist ein großartiges Sportfest – das unglaublich viel
> Plastikmüll produziert. Besonders die Einwegbecher sind ein Problem.
Bild: Viele Menschen machen viel Müll: 37.000 liefen den Berlin-Marathon 2022
Das Geräusch von Einwegplastikbechern, die unter Laufschuhen knirschen, ist
ein ziemlich markantes Geräusch. Wer, wie die Autorin, beim Berlin-Marathon
mitgelaufen ist, weiß: Die Verpflegungsstationen links und rechts am
Straßenrand, mit Wasser, Tee oder diesen furchtbar pappsüßen
Sportgetränken, kann man im Eifer des Gefechts kaum übersehen – aber
garantiert auch nicht überhören.
Der Berlin-Marathon, 37.000 Menschen rannten ihn am Sonntag, ist jedes Jahr
ein wahnsinnig tolles, großartiges Straßenfest – das einen wahnsinnig
großen Müllberg produziert. Etwa 1 Million Einweg-Plastikbecher werden an
die durstigen Läufer*innen im Ziel und zwischendurch auf der Strecke
gereicht, sagt Michael Gerlach, Umweltmanagement-Beauftragter beim
ausrichtenden Verein SCC Berlin.
Dazu kommen die Wärmeschutzfolien für die erschöpften Läufer*innen im
Ziel, die Plastiktüten mit Fressalien, die jede*r im Ziel bekommt, und
laut Gerlach [1][„15 große Mülltonnen“ an Kleidungsstücken]: Jacken,
Pullover, Schals, derer sich die Läufer*innen noch kurz vor dem Start
entledigen. Etwa 20 Prozent, schätzt Gerlach, könne über die Stadtmission
an Bedürftige gespendet werden. Der Rest werde, das immerhin,
weiterverarbeitet zu Putzlappen oder anderem. Wie groß der Abfallberg genau
ist, wisse man so kurz nach der Veranstaltung noch nicht: Abfallentsorger
Alba müsse die Zahlen erst auswerten.
Natürlich kann es sich eine Großveranstaltung im Jahr 2022 überhaupt nicht
mehr leisten, das Thema Nachhaltigkeit zu ignorieren. Weshalb auch der
Charlottenburger SCC sehr bemüht ist, allen an und auf der Strecke zu
signalisieren: Wir tun etwas.
Vier Tage lang konnte man mit der Startnummer kostenlos Bus und Bahn
fahren, sogar noch in der Tarifzone C. Die Äpfel für die
Läufer*innen-Verpflegung sind regional gewachsen, die Bananen wenigstens
Bio. Die Wärmeschutzfolien, das war neu dieses Jahr, sollte man nach
Gebrauch zurückgeben: Sie würden „zu Ballen gepresst und an den Hersteller
zurückgeführt“, der daraus wieder neue Folien produziere, informiert der
Ausrichter.
Und doch, sagt auch Gerlach: Das Recycling des Plastikmülls bleibe die
größte Herausforderung. „Die Wertstoffe müssen sortenrein sein. Wenn Sie da
eine Bananenschale im Plastikmüll haben, dann landet der Container im
Zweifel in der Müllverbrennung statt im Recycling.“
## Der Halbmarathon ist sauberer
Übrigens bemerke man da durchaus Unterschiede bei den großen
Laufveranstaltungen, die der SCC übers Jahr ausrichtet, sagt der
Umwelt-Beauftragte. „Beim Halbmarathon im Frühjahr haben wir ein eher
nationales Publikum und hier in Deutschland ist Mülltrennung ja sehr
verbreitet.“ Da lande an den Getränkestationen kaum ein Becher auf der
Straße – die Läufer*innen bemühten sich tatsächlich, das Plastik in die
großen Müllcontainer am Streckenrand zu schmeißen. Alles, was da drin
landet kann nämlich recyclet werden. Was die Alba-Männer und -Frauen
hingegen von der Straße kehren, landet in der Müllverbrennung.
Beim Marathon klappe das nicht so toll, auch weil das internationalere
Publikum mit der speziellen Technik der Mülltrennung „vielleicht nicht so
vertraut ist“, sagt Gerlach.
Nun will man im kommenden Jahr beim Halbmarathon einen Pilotversuch neu
auflegen: An einer Wasserstation sollen [2][Mehrwegbecher ausgegeben]
werden. Das Material zerbricht, wenn man drauftritt, so dass Becher, die
doch auf der Straße landen, nicht zu Stolperfallen werden. Ein ähnlicher
Pilot scheiterte allerdings schon mal an den Kosten. Jetzt will man es mit
einem anderen Hersteller nochmal probieren.
So richtig nachhaltig ist Marathonlaufen noch nicht. Aber niemand hat
gesagt, dass es ein Sprint wird, die Umwelt zu retten.
26 Sep 2022
## LINKS
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## AUTOREN
Anna Klöpper
## TAGS
Marathon
Plastikmüll
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