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# taz.de -- Drogenpolitik der Bundesregierung: Legalize it? Das reicht nicht
> Party-Legalisierung wie die FDP sie will, kann nicht die Lösung für den
> Umgang mit Drogen sein. Menschen müssen auch fürsorglich konsumieren
> können.
Bild: Schön einen rauchen in Porto, Portugal
Entspannt im Sommer an einem schattigen Plätzchen eine Tüte rauchen: So und
ähnlich sind die Vorstellungen derjenigen, die auf die Legalisierung von
Cannabis hoffen. [1][Die FDP hat es in ihrem Bundestagswahlkampf geschafft,
Jugendliche mit dem Versprechen der Legalisierung auf sich aufmerksam zu
machen.] Auch Schmerzpatient*innen hoffen auf Entkriminalisierung. Der
Null-Toleranz-Ansatz, durch den bestimmte Drogen derart illegalisiert
werden, dass Menschen weltweit unter der Kriminalisierung leiden, ist ja
auch gescheitert.
Ein Freund, der bei den UN gegen Drogenhandel gearbeitet hat, wurde auf
einer Party mal gefragt, ob er koksen würde. Es war ihm etwas unangenehm,
darüber zu sprechen, [2][weil er beim Feiern nicht moralisch werden
wollte,] und er schüttelte nur den Kopf und sagte: „It costs lives“ – es
kostet Leben.
Die Aussage hätte die Stimmung auf einer FDP-Wahlkampfparty möglicherweise
getrübt. Auf der WG-Party in Berlin-Kreuzberg, wo eh niemand gekokst hat,
weil Cannabis als die sympathischere Droge gilt, war das nicht der Fall.
Dabei hat der Kokainkonsum unter jungen Menschen während der Pandemie
zugenommen. 16.000 Kilo Koks, so viel wie noch nie in Europa, wurden 2021
im Hamburger Hafen beschlagnahmt. Sogenannte Koks-Taxis liefern schnell
überall hin, warum nicht auch in eine Parteizentrale. Und während sich die
einen auf Bundestagstoiletten die Nase wund ziehen, struggeln die anderen
mit der Abhängigkeit von Heroin.
## Cannabis-Businesses
Um die 95 Prozent des Heroins in Europa stammt aus Afghanistan. Bis das
Heroin in Europa angekommen ist, haben Tausende Menschen ihr Leben aufs
Spiel gesetzt und verloren. Auch deswegen ist man sich in der Wissenschaft
weitestgehend einig, dass auch harte Drogen entkriminalisiert werden
sollten. Doch damit wäre es nicht getan.
Während die Cannabis-Businesses schon in den Startlöchern stecken, die uns
wahrscheinlich überteuertes Gras verkaufen wollen, ist das Problem mit der
fehlenden Arbeitserlaubnis für einige Dealer noch nicht gelöst. Eine
Legalisierung, wie die FDP beziehungsweise die Bundesregierung sie will,
kann also nicht die Lösung sein. Wenn Menschen aufgrund von Abhängigkeit
auf harte Drogen angewiesen sind, dann müssen sie fürsorglich konsumieren
können.
In Schottland, wo es europaweit vor Schweden, Norwegen und Irland die
meisten Drogentoten gibt, sind sogenannte Fixerstuben, die den hygienischen
Konsum ermöglichen, verboten. Portugal hat seine Drogenpolitik so geändert,
dass der persönliche Besitz von Drogen nicht mehr zur Gefängnisstrafe oder
zu einem Eintrag in die Polizeiakte führt. Seitdem gibt es weniger
Drogentote, weniger Menschen in Gefängnissen, weniger Fälle von HIV und der
Konsum ist nicht angestiegen. Wäre es nicht nice, wenn Drogenpolitik nicht
profitorientiert wäre und nicht an den Grenzen Deutschlands aufhören würde?
Die Tüte im Park würde dann auch viel besser schmecken.
7 Sep 2022
## LINKS
[1] /FDP-beschliesst-Wahlprogramm/!5772489
[2] /Kolumne-Besser/!5085446
## AUTOREN
Amina Aziz
## TAGS
Kolumne La dolce Vita
Drogenpolitik
FDP
Cannabis
Cannabis
Niederlande
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