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# taz.de -- Nord-Derby in der Bundesliga: Zum Auftakt gute Stimmung
> In Wolfsburg trennen sich der VfL und Werder Bremen am ersten
> Bundesliga-Spieltag 2:2. Für Wolfsburg ist es ein schmeichelhaftes
> Ergebnis.
Bild: Zu spät: Mit 1:0 ging der VfL Wolfsburg in Führung
Wolfsburg taz | Es gibt ja viele Vorurteile, [1][was das Fußballpublikum in
Wolfsburg angeht.] Aber zum Saisonauftakt war die VW-Arena fast ausverkauft
und grün, so weit das Auge reichte. Es herrschte glänzende Stimmung.
Allerdings hauptsächlich durch die vielen Werder-Fans, die ihren Gastgebern
ein zackiges „Ihr seid scheiße wie der HSV“ entgegenschmetterten.
Das soll vermutlich eine Beleidigung darstellen. Dabei waren gar nicht
einmal [2][alle stimmgewaltigen Werder-Anhänger ins Stadion] gekommen, ein
paar hundert Ultras hatten offenbar aus Protest gegen Personenkontrollen
schon am Bahnhof wieder kehrtgemacht, andere probierten dort schmackige
Beleidigungsgesänge aus.
Das 2:2 ist ein schmeichelhaftes Ergebnis für den VfL Wolfsburg und ein
ärgerliches für den SV Werder. Oder wie Trainer Ole Werner sagte: „Ein
Punkt, der sich nach dem Spielverlauf wie zwei zu wenig anfühlt.“ Wenn man
einem Gast unbedingt signalisieren wollte, dass hier und heute etwas geht,
dann sollte man die Wolfsburger Zweikampfführung in der ersten Halbzeit
kopieren. Einen Großteil der Partie und über weite Strecken der zweiten
Hälfte brachte der VfL bei 1:2-Rückstand kein strukturiertes Offensivspiel
zustande und auch keine spontane Kreativität.
Am Ende brachte Trainer Niko Kovac als fünften Wechsel doch noch den
Rekonvaleszenten Max Kruse, der dann auch tatsächlich den Ausgleich
vorbereitete. Der ebenfalls eingewechselte Josuha Guilavogui traf im Stile
eines Guilavogui, also mit dem einen von hundert Versuchen, bei dem er den
Ball mit dem Vollspann ins Tor wuchtet (84.). Niclas Füllkrug (21.) und
Leonardo Bittencourt (23.) erzielten die Tore für Werder, Lukas Nmecha
(11.) hatte den VfL in Führung gebracht.
## Werder spielt mutig
Man darf nicht [3][zu erstaunt tun über Werder Bremen] und den
strukturierten (3-2-2-2), kontrollierten und gleichzeitig mutigen Fußball,
den Trainer Ole Werner spielen ließ. Immerhin absolviert der Aufsteiger das
58. Jahr in der Bundesliga, das ist gemeinsam mit den Bayern Spitze. Aber
man darf auch nicht vergessen, dass der frühere europäische Spitzenclub
inzwischen ein Kleinclub ist, überholt von früheren Zwergen wie dem SC
Freiburg und restrukturierten Traditionsclubs wie Eintracht Frankfurt oder
Mönchengladbach.
Werder konnte insgesamt vier Millionen Euro in Ablöse investieren, alle in
den dänischen Mittelfeldspieler Jens Stage, muss im Wesentlichen dem
Aufstiegsteam vertrauen und hoffen, dass seine Aufstiegstorjäger Marvin
Ducksch und Füllkrug (zusammen 40 Zweitligatore) auch in der Bundesliga
treffen, was Füllkrug schon mal selbstbewusst gelang, als er die
Abstimmungsprobleme in der VfL-Abwehr erspähte und ausnutzte.
Man habe heute lernen müssen, dass „eine Unachtsamkeit reicht, um ein Tor
zu kassieren“, sagte Ole Werner mit Bezug auf den späten Ausgleich. „Ich
glaube trotzdem, dass wir heute gesehen haben, dass man mit der Art und
Weise, wie wir Fußball spielen wollen, erfolgreich Spiele bestreiten kann.“
Was die VW-Tochter VfL Fußball GmbH angeht, so hat der neue Trainer Niko
Kovac, 50, eine Titelprämie im Vertrag, was zumindest für den Fall der
Meisterschaft angesichts der Dominanz des FC Bayern jeder Manager anderer
Teams gefahrlos in beliebiger Höhe versprechen kann. Der VfL war nach zwei
starken Jahren und Champions-League-Teilnahme auf Rang 12 abgestürzt,
Chefstratege Jörg Schmadtke hatte sich nach dem Glücksgriff Oliver Glasner
mit zwei Trainern (van Bommel, Kohlfeldt) verschätzt.
## Was macht Max Kruse?
Wie immer in der Honeymoon-Phase sind alle Beteiligten voller Hoffnungen
und guter Worte, mit Kovac herrsche „Aufbruchstimmung“, er habe eine „kla…
Linie“, es werde „intensiver“ trainiert, was man halt so sagt und sehnlich
wünscht, dass es wahr wird. Der VfL hat seinen wichtigsten Powerspieler
verloren, den Ballgewinner Xaver Schlager.
Und jedenfalls nach Ansicht der ersten beiden Pflichtspiele (das erste war
ein mühsames 1:0 im Pokal bei Viertligist Jena) sein mehrjähriges
Lösungsproblem im Ballbesitzspiel noch längst nicht überwunden. Zwar hat
man jede Menge kreative Offensivdribbler auf potenziell gehobenem Niveau
(Brekalo, Marmoush, Waldschmitt, Kaminski, Philipp), aber so richtig hat
sich noch keiner als Unterschiedspieler kenntlich gemacht.
Abgesehen von dem wirklich solitären Fußballer Max Kruse, der, wie Bild
berichtet, in kürzester Zeit auf 300 Stundenkilometer beschleunigen kann.
Allerdings braucht er dazu die Hilfe eines 800-PS-Benziners aus seiner
Fahrzeug-Sammlung. Kruse ist 34, war noch nie der Schnellste und
Athletischste, aber er hat seit seiner Rückkehr im Januar in seinen guten
Spielen oder Momenten die losen Fäden beim VfL zusammengebunden. Bei Union
Berlin hatte er nach einer guten Zeit den Rückhalt des Trainers verloren,
man wird sehen, wie Kovac und er harmonieren.
Auf die Frage, warum Kruse eigentlich erst nach 75 Minuten gekommen sei,
sagte Kovac: „Weil ich ihn erst nach 75 Minuten gebracht habe.“ Somit mögen
nach einem Spieltag fast alle Fragen offen sein, aber das ist damit schon
mal klar.
7 Aug 2022
## LINKS
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## AUTOREN
Peter Unfried
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