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# taz.de -- Werder Bremen verliert gegen Leipzig: Wieder auf Augenhöhe
> Nach dem 1:2 gegen RB Leipzig geht Werder Bremen mit zwei Niederlagen in
> die Winterpause. Trotzdem besteht für den Verein Grund zur Freude.
Bild: Werder-Stürmer Niclas Füllkrug gratuliert dem Torschützen zum 1:1, Chr…
Bremen taz | Selten wurde eine Fußballmannschaft nach einer Niederlage von
ihren Fans so gefeiert. Das 1:2 von Werder Bremen gegen RB Leipzig bildete
den stimmungsvollen Abschluss eines Fußball-Jahres, in dem Spielfreude und
Begeisterung an den Osterdeich zurückkehrt sind.
Die letzte Viertelstunde vor der überlangen Winterpause bis Mitte Januar
war der erneute Beweis für die wiedererlangte Wettbewerbsfähigkeit von
Werder in der 1. Bundesliga. Fast eine Viertelstunde schnürte der
Aufsteiger den Champions-League-Teilnehmer mit allen zur Verfügung
stehenden Offensivkräften in dessen Hälfte ein.
Obwohl die Leipziger von Trainer Marco Rose speziell auf Werders Stärke in
den letzten Minuten vorbereitet worden waren, erreichte Neu-Nationalspieler
Niclas Füllkrug noch zwei Flanken mit dem Kopf. Anders als bei seinem
Siegtreffer gegen Hertha BSC konnte er ihnen aber nicht die nötige Schärfe
und Präzision mitgeben.
So beendet Werder dieses Jahr zwar mit zwei Niederlagen – aber auch mit der
Gewissheit, als Mannschaft allen anderen außer dem FC Bayern München auf
Augenhöhe begegnen zu können. Punkte springen gegen die individuellen
Qualitäten wesentlich [1][teurerer Teams wie RB Leipzig] allerdings nur
heraus, wenn die eigene Fehlerquote möglichst gering gehalten wird. Das
gelang bei den Leipziger Treffern durch André Silva und Xaver Schlager eben
doch nicht ganz.
## 21 Punkte aus 15 Spieltagen
Dennoch hat Werder nach 15 Spieltagen schon 21 Punkte auf dem Konto, ist in
der oberen Tabellenhälfte platziert und gilt als bester Aufsteiger der
letzten Jahre. Anfang dieses Jahres lagen die Grün-Weißen noch auf Platz
sieben der 2. Liga – drei Ränge hinter dem späteren Mitaufsteiger und
jetzigen Tabellenletzten Schalke 04.
Über die Weichenstellungen auf diesem Weg sagte der Leiter Profifußball
Clemens Fritz vor kurzem: „Wir wollten den Kader so früh wie möglich
zusammen haben und punktuell so verstärken, dass es auf jeder Position
einen Konkurrenzkampf gibt. Die Überzeugung hat sich die Mannschaft dann
selbst erarbeitet.“
Diese Überzeugung in die eigene Stärke hat die Mannschaft anders als
Schalke 04 aus der [2][Aufstiegssaison] mit hinübergenommen. Während die
Blau-Weißen ihr Team seit dem Abstieg 2021 fast komplett ausgewechselt
haben, stehen bei Werder noch acht Akteure regelmäßig in der Startelf, die
den Abstieg zu verantworten hatten.
Ergänzt von bewährten Kräften wie Marvin Ducksch, Mitchell Weiser und
Anthony Jung bügelten sie die Scharte wieder aus und holten sich in einer
turbulenten Zweitliga-Saison verlorenes Selbstbewusstsein zurück.
Mittlerweile sind weitere Verstärkungen hinzugekommen, vor allem mit Amos
Pieper und Niklas Stark in der Abwehr. Sie wuchsen zu einer Gruppe
zusammen, die sich gegenseitig puscht, lobt, aber auch kritisiert und
miteinander streitet. Das funktioniert nur mit einem Trainer wie Ole
Werner, der die Dynamiken in seiner Mannschaft erkennt, mit ihnen arbeitet
und ihnen nicht den eigenen Machtanspruch überstülpt.
Bestes Beispiel für die dynamischen Wechselwirkungen in dieser Mannschaft
ist ihr neuer Star. Als 13-Jähriger kam Niclas Füllkrug einst zu Werder,
entwickelte sich später als Profi in Nürnberg und Hannover weiter, wurde
aber oft von Verletzungen zurückgeworfen. Vor knapp einem Jahr schmorte er
dann unter Ex-Trainer Markus Anfang auf der Ersatzbank und zoffte sich mit
Clemens Fritz so stark, dass er kurzzeitig vom Training suspendiert wurde.
Heute lebt er die von Fritz hervorgehobene Überzeugung so vor wie kein
anderer. Mit knapp 30 Jahren ist er zum kompletten Spieler geworden, zur
„Waffe von ganz seltener Qualität“, wie Trainer Ole Werner sagt. Mehr noch:
Landesweit wird er plötzlich als der lange vermisste Mittelstürmer alter
Uwe-Gerd-Horst-Rudi-Miro-Schule gehandelt. Nach seinem späten Siegtreffer
gegen Hertha BSC überboten sich seine Mitspieler in Superlativen. „Ich
stand dahinter und habe selten einen so hochspringen sehen“, sagt
Abwehrspieler Amos Pieper. „Das ist schon Wahnsinn.“
Folgerichtig waren gegen Leipzig alle Augen auf ihn gerichtet – den
zwischenzeitlichen Ausgleich machte allerdings der Inbegriff des Spielers,
der selten groß auffällt. Christian Groß erzielte mit 33 Jahren in seinem
50. Bundesliga-Spiel mit einem noch leicht abgefälschten Weitschuss in den
Winkel sein allererstes Tor als Profi überhaupt. „Ich kenne Grosso jetzt ja
auch schon ein paar Jahre, aber solch einen Schuss habe ich noch nie von
ihm gesehen“, staunte sein Kapitän Marco Friedl.
Es blieb der Ehrentreffer – er steht aber für das Potenzial dieser
Mannschaft. Und so schimmerte am Samstag um 17.20 Uhr trotz Niederlage auch
die Vorfreude auf einen Frühling ohne Abstiegskampf durchs Weserstadion.
Die Mannschaft ist zwar nicht so erwachsen, wie sie sich selbst teilweise
sieht – sonst wäre sie dem FC Bayern München [3][beim 1:6 am Dienstag]
nicht wie ein vor Kraft strotzender Halbstarker ins offene Messer gelaufen.
Aber sie ist reif genug, ihrem mutigen Spiel treu zu bleiben. Und nicht den
Versuch zu unternehmen, den Vorsprung auf die Abstiegsplätze ins Ziel
verwalten zu wollen. Das ist vor zwei Jahren schief gegangen. Zum Glück
sind noch genug Spieler da, die sich daran erinnern.
13 Nov 2022
## LINKS
[1] /RB-Leipzig/!t5013832
[2] /Aufstieg-perfekt/!5852390
[3] https://www.werder.de/aktuell/news/profis/20222023/stimmen-bayern-08112022
## AUTOREN
Ralf Lorenzen
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