# taz.de -- Eskalation im Gazastreifen: Denn sie wissen, was sie tun | |
> Drei Monate vor den Wahlen haben die Angriffe Israels im Gazastreifen | |
> einen seltsamen Beigeschmack. Regierungschef Lapid gibt sich als | |
> Hardliner. | |
Bild: Gaza-Stadt am 6. August 2022 | |
Israel ist kriegserfahren im Konflikt mit den islamistischen Bewegungen im | |
Gazastreifen. Politik und Militär wissen, was zu erwarten ist, wenn man | |
Waffenlager bombardiert oder einen der führenden Köpfe „präventiv | |
exekutiert“. Umgekehrt dürften die Kämpfer des Islamischen Dschihads keine | |
Zweifel darüber haben, welche Risiken man mit Mörsergranaten auf das Umland | |
des Gazastreifens oder Raketen auf Jerusalem eingeht. [1][Die gegnerischen | |
Parteien kennen sich zu gut], um noch überrascht zu sein. | |
So drängt sich der Gedanke auf, dass beide Seiten begründet motiviert sind | |
für ihr gewaltsames Vorgehen. Bei den [2][palästinensischen Extremisten] | |
reicht oft schon das Kommando aus Teheran, dem Hauptfinanzier, um Juden und | |
Jüdinnen zu ermorden. In diesem Fall war zudem einer ihrer Anführer im | |
Westjordanland verhaftet und schließlich ein Militärchef des Dschihads im | |
Gazastreifen getötet worden. Da war Rache geradezu programmiert. | |
Es wirkt nicht wie ein Zufall, dass die israelischen SoldatInnen gerade | |
jetzt auszogen, um Dschihadisten im Westjordanland dingfest zu machen, und | |
dass die Luftwaffe das Kommando zur „präventiven Exekution“ bekam. | |
Stattdessen kommt der unschöne Verdacht auf, es könne mit den für den 1. | |
November geplanten Parlamentswahlen zusammenhängen. | |
Kaum zwei Monate ist Jair Lapid Regierungschef und möchte es gern über den | |
Wahltermin hinaus bleiben. Will er den WählerInnen ein Signal geben, dass | |
er in Sachen Kriegsführung genauso brachial vorgeht wie sein größter | |
Konkurrent, nämlich Mr. Security, [3][Benjamin Netanjahu]? Auch die | |
Rhetorik von Lapids sozialdemokratischen Verbündeten erinnert an die Zeit, | |
als Netanjahu regierte. Dazu kommt, dass gerade jetzt Tausende [4][radikal | |
nationalistische Israelis auf den Tempelberg] ziehen. | |
Stärke zeigen für WählerInnenstimmen – wie armselig wäre das und wie | |
riskant. Ob gezielt provoziert oder nicht – die Botschaft dürfte bei den | |
WählerInnen angekommen sein. Jetzt aber gilt es, ein rasches Ende der | |
Eskalation zu bewirken. Je länger die Kampfhandlungen andauern, desto | |
größer ist die Gefahr, dass die Hamas nicht länger stillhält. Die | |
islamistische Führung im Gazastreifen will offensichtlich nicht mitkämpfen. | |
Das ist eine Chance. Es zeigt, dass es sich lohnt, wenn Israel mehr | |
palästinensische Arbeiter einreisen lässt und mehr Waren, auch Baumaterial, | |
in den Gazastreifen liefert. Hier gilt es, den nächsten Schritt zu tun und | |
die pragmatischeren Kräfte im Gazastreifen zu unterstützen. Wer etwas zu | |
verlieren hat, greift nicht so schnell zu den Waffen. | |
7 Aug 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Nach-dem-Gazakrieg/!5769878 | |
[2] /Konflikt-im-Nahen-Osten/!5037915 | |
[3] /Israels-Premier-Benjamin-Netanjahu/!5758158 | |
[4] https://www.timesofisrael.com/far-right-mk-ben-gvir-to-visit-temple-mount-f… | |
## AUTOREN | |
Susanne Knaul | |
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