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# taz.de -- Russlands Außenminister auf Afrikatour: Lawrow unter Freunden
> Der russische Außenminister besucht Ägypten, Äthiopien, Uganda und
> Kongo-Brazzaville. Die Intensivierung der Beziehungen nützt beiden
> Seiten.
Bild: Russlands Außenminister Sergej Lawrow bei Ugandas Präsident Yoweri Muse…
Kampala taz |Mit offenen Armen wurde am Montagabend Russlands Außenminister
Sergej Lawrow in Uganda empfangen. Sein ugandischer Amtskollege Jeje Odong
hatte ihm auf der Landebahn den Roten Teppich ausgerollt. Die beiden
Chefdiplomaten gaben sich einen freundschaftlichen Händedruck.
Für seine mehrtägige Afrikareise hat sich Lawrow vier strategisch wichtige
Stationen ausgesucht: die Republik Kongo (Kongo-Brazzaville), dessen
langjähriger Präsident [1][Denis Sassou-Nguesso] schon früher der
Sowjetunion freundschaftlich verbunden war, die ebenfalls traditionell mit
Moskau verbündete Regionalmacht Ägypten sowie Äthiopien, der Sitz der
[2][Afrikanischen Union (AU)]. Dazwischen macht er einen zweitägigen
Zwischenstopp am Victoriasee, um Ugandas Präsidenten [3][Yoweri Museveni]
zu treffen.
„Zukunftsorientierte Partnerschaft“ betitelte Russlands Außenminister
seinen [4][Leitartikel], der in den jeweiligen Staatszeitungen der zu
besuchenden Länder im Vorfeld abgedruckt wurde. Er betont die
jahrzehntelange „Freundschaft und Zusammenarbeit“ ohne koloniale
Vergangenheit und unterstreicht: „Unser Land zwingt niemandem etwas auf
oder sagt anderen, wie sie zu leben haben“ – ein eindeutiger Wink in
Richtung der westlichen Welt. Der Westen macht Russland verantwortlich für
die steigenden Getreide- und Ölpreise. In mehreren ugandischen Städten kam
es in den vergangenen Tagen deswegen zu Protesten.
Der Zeitpunkt der Reise ist kein Zufall. In diesen Tagen ist auch
Frankreichs Präsident [5][Emmanuel Macron auf Afrikatour]. Er besucht
Kamerun, Benin und Guinea-Bissau. In den Bürgerkriegsländern Mali und der
Zentralafrikanischen Republik rivalisieren Russland und Frankreich direkt
um Macht und Einfluss.
Auch der [6][US-Sondergesandte für das Horn von Afrika, Mike Hammer],
besucht dieser Tage Ägypten und Äthiopien. Die US-Regierung hat vergangene
Woche angekündigt, im Dezember in Washington einen Afrikagipfel abhalten zu
wollen. Als direkte Antwort darauf verkündete Lawrow in Kairo am Sonntag,
Russland werde Mitte nächsten Jahres ebenfalls einen Afrikagipfel
ausrichten. Der erste Russland-Afrika-Gipfel fand 2019 in Sotschi am
Schwarzen Meer statt.
Uganda ist derzeit eines der offen russlandfreundlichsten Länder Afrikas.
Im Juni unterschrieb die regierende NRM (Nationale Widerstandsbewegung) von
Präsident Museveni eine [7][Partnerschaftserklärung] mit Russlands
Regierungspartei Jedinaja Rossija von Präsident Wladimir Putin. Um dies
einzufädeln, absolvierte Museveni mehrere Online-Videokonferenzen mit
Russlands Ex-Präsidenten Dmitri Medwedew, Vorsitzender von Putins Partei
und dessen Sicherheitsrat.
Seit März sendet der russische Staatssender Russia Today in Englisch auf
der Frequenz des ugandischen Staatsfernsehens fünf Stunden täglich.
„Schaltet ein, wenn ihr unvoreingenommene Nachrichten über das
Weltgeschehen empfangen möchtet“, twitterte die russische Botschaft in
Uganda. Bereits 2017 und 2019 schlossen russische Staatskonzerne und
ugandische Firmen und Regierungsbehörden Verträge miteinander, auch in der
Entwicklung von Atomenergie.
Russland will die wirtschaftlichen Beziehungen nun offenbar mit Afrika
insgesamt ausbauen. Damit reagiert Moskau auf die Wirtschaftssanktionen aus
dem Westen. Ugandas Präsident hofft umgekehrt, politischen Rückhalt zu
erhalten. Der mittlerweile 77-jährige Museveni ist seit 36 Jahren im Amt;
es gibt deutliche Anzeichen, dass dessen Sohn [8][Muhoozi Kainerugaba] in
seine Fußstapfen treten will – eine dynastische Nachfolge, die westliche
Länder nicht gutheißen werden.
Der 48-jährige Muhoozi Kainerugaba ist bereits Ugandas Heereschef und einer
der höchsten Generäle des Landes – und ein richtiger Russland-Freund.
„Putin hat recht!“, twitterte er vier Tage nach dem russischen Einmarsch in
der Ukraine im Februar.
Uganda ist in der Region der Großen Seen ein militärisches Schwergewicht,
fast zu hundert Prozent ausgestattet mit russischem Kriegsgerät, darunter
teure Kampfjets und Kampfhubschrauber. Kainerugaba führt die Verhandlungen
mit den Nachbarländern über eine gemeinsame Militärintervention im Osten
der Demokratischen Republik Kongo, um Milizen dort zu entwaffnen. Dafür
wird russisches Material benötigt: von Patronen bis zur
Mittelstreckenrakete.
Umgekehrt hat Ugandas Regierung den Russen vergangenes Jahr einen
lukrativen Auftrag zugespielt. Die russische Firma [9][Global Security]
stattet in Uganda landesweit alle Fahrzeuge mit GPS-Nummernschildern aus,
um deren Bewegungen nachzuvollziehen – ein absolut überteuertes
Überwachungsprojekt für das bankrotte Land. Später stellte sich heraus,
dass die russische Firma ebenfalls bankrott ist und in Moskau deswegen
zahlreiche Verfahren anhängig sind. Doch Ugandas Regierung sieht darin kein
Problem.
26 Jul 2022
## LINKS
[1] /Wahlen-in-Kongo-Brazzaville/!5761265
[2] https://au.int/
[3] /Bedeutung-der-Wahlen-in-Uganda/!5739114
[4] https://www.rusemb.org.uk/article/769
[5] https://www.courrierinternational.com/article/vu-du-burkina-faso-emmanuel-m…
[6] https://eg.usembassy.gov/special-envoy-for-the-horn-of-africa-mike-hammers-…
[7] https://eagle.co.ug/2022/06/01/nrm-united-russia-party-leaders-sign-a-coope…
[8] /Der-Praesidentensohn-von-Uganda/!5849316
[9] https://www.parliament.go.ug/news/5734/russian-firm-make-vehicle-trackers-u…
## AUTOREN
Simone Schlindwein
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