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# taz.de -- Waldbrände in Ostdeutschland: Glutnester in Brandenburg
> Fast 400 Waldbrände wüten derzeit allein in Brandenburg. Beim Kampf gegen
> das Feuer fehlt es an Personal, Strategie und Ausrüstung.
Bild: Falkenberg in Brandenburg. Die Rauchschwaden eines Waldbrandes wehen an W…
Berlin taz | Es gibt keine Region in Deutschland, die so sehr durch
Waldbrände gefährdet ist [1][wie Brandenburg]. Die Kiefernwälder, der
wenige Regen, die Sandböden – das alles trägt dazu bei, dass es immer
wieder brennt. Der Landesbetrieb Forst Brandenburg geht davon aus, dass ein
Drittel aller Waldbrände in ganz Deutschland genau hier stattfinden.
Der Mensch ist Ursache Nummer eins: Die achtlos weggeworfene
Zigarettenkippe, die ein Feuer entfacht, ist das beste Beispiel dafür.
Jetzt kamen die heißen Temperaturen von 37 bis 38 Grad und die Dürre dazu.
Und der Wind, der die Flammen immer weiter antrieb. Der Landesforst
Brandenburg zählte am Freitag 397 kleinere und größere Waldbrände in seinem
Gebiet.
Vor allem den Süden hat es derzeit erwischt: Bergholz-Rehbrücke,
[2][Falkenberg], Rehfeld. Im Landkreis Elbe-Elster war am Montag ein Brand
ausgebrochen, der sich rasend schnell auf etwa 800 Hektar ausbreitete. Eine
Großschadenslage wurde ausgerufen, damit auch Einsatzkräfte außerhalb des
Landkreises angefordert werden konnten.
Laut einer Mitteilung des Landkreises war und ist die Lage mit eigenen
Kräften allein nicht zu bewältigen. Als besonders gefährlich schätzen
Behörden und Feuerwehrleute sogenannte Glutnester ein. Solange sie noch
glimmen, ist der Brand längst nicht bekämpft – und sie können jederzeit in
offenes Feuer umschlagen.
## Panzer und Wasserwerfer
Der Kampf gegen die Flammen ist langwierig und mühsam in dem oft unwegsamen
Gelände rund um Kölsa, Rehfeld und die Bundesstraße 183. Rund 250
Einsatzkräfte sind vor Ort. Auch die Bundeswehr wurde frühzeitig angefragt.
Sechs Hubschrauber sind laut Kreissprecher im Einsatz. Sie erkunden die
Lage und unterstützen beim Löschen, vom frühen Morgen bis in die Nacht
hinein. 5.000 Liter passen in die Wassertanks pro Flugeinsatz. Das Wasser
kommt aus dem Kiebitzsee bei Falkenberg – und so pendeln die
Transporthubschrauber zwischen Brandherd und See hin und her.
Die Polizei hat Wasserwerfer zur Verfügung gestellt, die Bundeswehr dazu
noch Tanklöschfahrzeuge und Löschpanzer für die Gebiete, in denen Reste von
Kampfmitteln vermutet werden. Zwei Pionierpanzer sind dort, um Schneisen
und Wege zu schlagen, damit die Feuerwehrleute auch an die Brandstellen
gelangen. Um zu verhindern, dass sich das Feuer entlang der B 183 weiter
ausbreitet und womöglich auf die andere Straßenseite überschlägt, hat eine
Spezialfirma am Freitag damit begonnen, gezielt und kontrolliert Wald
entlang der Bundesstraße abzubrennen.
Bereits jetzt ist klar, dass der Schaden in die Milliarden geht. Ein herber
Schlag für die klammen Kommunen Brandenburgs. Kurzfristige Hilfen wurden
von Bund und Land zugesagt. Doch das Ausmaß der Brände zeigt, dass die
Region für solche Großeinsätze nicht gewappnet ist.
Forstwissenschaftler:innen und Waldbrandexpert:innen fordern nun
neue Ansätze, um Feuer in dieser Dimension richtig bekämpfen zu können. In
Spanien, Portugal oder Griechenland habe man Erfahrung mit solchen
Großfeuern. Aber in Deutschland hinke man hinterher. Es fehlt an Ausbildung
der Feuerwehrkräfte, an Personal, an Strategien. Aber auch an Ausrüstung.
## Brandbekämpfung ist Ehrenamt
Der Brand- und Katastrophenschutz wird vor allem im Ehrenamt gestemmt. Laut
dem brandenburgischen Innenministerium sind rund 38.000 Personen bei den
freiwilligen Feuerwehren engagiert. Die Ausbildung ist langwierig, muss
neben Job und Familie absolviert werden. Insbesondere in kleineren
Ortschaften und Dörfern kämpfen die alteingesessenen und oft überalterten
freiwilligen Feuerwehren um Nachwuchs. Hinzu kommt: Der Ruf, politisch eher
rechtskonservativ ausgerichtet zu sein, vertreibt jüngere
Dorfbewohner:innen mehr, als sie für den Einsatz zu begeistern.
Bereits im Juni plädierte die Linke im Landtag für einen Feuerwehrgipfel.
Vertreter:innen aus den Ministerien, aus den Kommunen und von den
Rettungskräften sollten dort zusammenkommen. Eine Forderung: Entlastung der
freiwilligen Feuerwehren über hauptamtliche Kräfte in besonders betroffenen
Gebieten. Viel getan hat sich bisher nicht.
Am Freitag ging der Landkreis Elbe-Elster noch von einer Brandfläche von
rund 600 Hektar aus. Entspannung an der Wetterfront ist nicht in Sicht. Die
nächste Hitzewelle wird bereits in der kommenden Woche erwartet.
29 Jul 2022
## LINKS
[1] /Folgen-der-Klimakrise-in-Deutschland/!5869609
[2] /Waldbraende-in-Brandenburg/!5870974
## AUTOREN
Tanja Tricarico
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