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# taz.de -- Ideen von cis Männern: Hosentaschen für andere
> Cis Männer denken vieles nicht zu Ende – ob bei Hosentaschen,
> Spielplätzen oder Brückengeländern. Das zeigt sich auch in Sachen
> Arbeitszeit.
Bild: Bietet Platz für Action-Figuren, Sand und Dreck: die kindliche Hosentasc…
Es gibt Dinge, die können nur cis Männern einfallen. Hosen ohne Taschen zum
Beispiel. Vor allem zu finden in Frauenabteilungen. Selbst der Vierjährige
hat Taschen an seinen Hosen. Auch das kann nur einem cis Mann einfallen.
Wozu brauchen Kinder Hosentaschen? Eine rhetorische Frage, jeder weiß, dass
Kinder Hosentaschen für Dreck, Steine und Kastanien brauchen. Aber wohin
mit meinen Steinen und Kastanien? Wohin mit meinem Dreck?
Jedes Mal, wenn ich Kinderhosen vom Wäscheständer nehme, aus deren Taschen
bereits getrockneter Sand rieselt, frage ich mich, ob der Sand in der Kita
wirklich aus hygienischen Gründen einmal jährlich gewechselt wird, oder ob
das Ding einfach leer ist, weil täglich jedes Kind Hosentaschen voller Sand
mit nach Hause bringt, um sie in der Wohnung zu verteilen.
Wie cismännlich unsere Welt ist, sieht man überall, es wurden bereits viele
Bücher darüber geschrieben. Politik, Design, Technik, Medizin – alles. Und
Architektur erst. Stadtplanung! Vor einiger Zeit wurde ein Spielplatz in
unserer Nähe umgebaut. Er war zwar weitgehend eingezäunt, aber ohne Tor.
Direkt am Wasser gelegen, was mit gern weglaufenden Nichtschwimmern keine
optimale Sicherheitslage darstellt.
Nun wurde da also endlich ein Tor eingebaut und zwar ein klitzekleines, mit
einer Klinke auf Kniehöhe, damit die Kinder das selbst öffnen können.
Montessori aus der Hölle. Fehlte nur noch das Sprungbrett ins Wasser. Aber
nur konsequent, denn ganz in der Nähe gibt es auch Fußgängerbrücken, deren
Geländer so designt wurden, dass man 1- bis 3-jährige Kinder problemlos
durchwerfen könnte. Es gibt endlos viele Beispiele von Ideen, die einfach
nur cis Männer gehabt haben können. Ideen, bei denen man sich fragt: Wie um
alles in der Welt kommen diese Leute zu ihren Jobs?
## Für den Wohlstand!
Sigmar Gabriel hat vergangene Woche in der Bams appelliert, Menschen in
Deutschland sollten 42 bezahlte Stunden pro Woche arbeiten [1][wegen des
Fachkräftemangels]. Denn „wenn wir unseren Wohlstand erhalten wollen“,
führe daran kein Weg vorbei. Und es überkommt einen direkt das Gefühl, dass
er mit „unserem Wohlstand“ vielmehr seinen und den seiner Kumpels meint.
Als würden die Menschen nicht [2][schon jetzt Überstunden machen, oft
unbezahlt]. Als wäre die Lösung für schlecht bezahlte Stunden einfach mehr
Stunden. Als gäbe es nicht Migrant*innen, die händeringend auf einen Job
oder eine Anerkennung ihrer Ausbildung warten. Als würden Unternehmen nicht
lieber eine „[3][Ausgleichsabgabe“ zahlen, als Menschen mit Behinderung
anzustellen.] Als wären Eltern, vor allem Alleinerziehende, nicht schon
jetzt [4][enormer Belastung ausgesetzt]. Als fehle es nicht schon jetzt an
guter, angemessen bezahlter Kinderbetreuung, um die Arbeitszeiten von
Eltern abzudecken. Als würde sich die Unfallgefahr nicht schon [5][nach
acht Stunden Arbeit deutlich erhöhen].
Als würde die Arbeit nicht schon jetzt das Leben von so vielen Menschen bis
zur Erschöpfung auffressen.
2 Aug 2022
## LINKS
[1] https://www.fr.de/politik/sigmar-gabriel-42-stunden-woche-laengere-arbeitsw…
[2] https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/ueberstunden-statistik-101…
[3] https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2022/06/berlin-menschen-mit-behinderun…
[4] https://editionf.com/burnout-arbeitsleben-vereinbarkeit-eltern-who/
[5] https://www.ibg.at/arbeitsmedizinische-konsequenzen-einer-tagesarbeitszeit-…
## AUTOREN
Saskia Hödl
## TAGS
Kolumne Kinderspiel
Familie
Kinder
Schwerpunkt Gender und Sexualitäten
Sigmar Gabriel
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Erziehung
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