| # taz.de -- Regierungschefs Ungarns und Österreichs: Gemeinsames Feindbild Mig… | |
| > In Wien verteidigt Ungarns Regierungschef umstrittene Äußerungen: Es sei | |
| > nicht rassistisch, weil er nicht biologisch, sondern kulturell | |
| > argumentiere. | |
| Bild: Viktor Orbán und Karl Nehammer bei der Pressekonferenz im Bundeskanzlera… | |
| Wien taz | In einem waren sich Ungarns Premier Viktor Orbán und Österreichs | |
| Kanzler Karl Nehammer am Donnerstag in Wien einig: Die „irreguläre | |
| Migration“ müsse eingedämmt werden. Und diesem Thema hatte ja auch der | |
| Besuch des Nachbarn in Österreichs Hauptstadt gegolten. Als Dritten im | |
| Bunde will man Serbien ins Boot holen. | |
| „Wir sind an der Südgrenze Ihre Burghauptmänner“, zog Orbán Parallelen z… | |
| mittelalterlichen Mongolensturm: „Wenn wir die Grenzen nicht schützten, | |
| würden illegale Migranten zu Hunderttausenden bei Ihnen eintreffen.“ | |
| Die Polizeikooperation zwischen den beiden Ländern funktioniere gut, sei | |
| aber nicht genug. Vereinbart haben die beiden Regierungschefs daher eine | |
| Konferenz mit Serbien, deren Zweck es sei, die Migration noch weiter | |
| südlich zu stoppen. „Es ist wichtig, dass Serbien seine Grenzen verteidigen | |
| kann – je weiter südlich, desto besser“, so Orbán. | |
| Dutzende Presseleute, die den Saal im Bundeskanzleramt am Wiener | |
| Ballhausplatz füllten, wollten aber nicht über neue Abwehrpläne gegen | |
| Flüchtlinge aus dem Nahen und Mittleren Osten informiert werden, sondern | |
| hören wie Nehammer auf die jüngsten Ausfälle seines ungarischen | |
| Amtskollegen reagierte. | |
| ## Orbán sieht seine jüngsten Äußerungen nicht als rassistisch | |
| [1][Vergangenen Samstag] hatte Orbán im rumänischen Kurort Băile Tușnad | |
| rassenhygienische Parolen ausgegeben: „Es gibt Orte, wo sich Völker aus | |
| Europa und Völker von außerhalb Europas mischen, und Orte, wo sich | |
| europäische Völker untereinander mischen, wie in den Karpaten.“ | |
| Im Westen Europas habe man da Grenzen überschritten, die Ungarn nicht | |
| überschreiten wolle, so Orbán: „Wir sind keine gemischte Rasse, und das | |
| wollen wir auch gar nicht sein.“ | |
| Das war selbst einer seiner engsten Mitarbeiterinnen zu viel. Zsuzsanna | |
| Hegdüs, Beraterin für Verbesserungen des Lebens bedürftiger Ungarn, | |
| erklärte in einem offenen Brief an ihren Chef ihren Rücktritt. Solchen | |
| „Nazi-Sprech“ könne sie nicht akzeptieren. | |
| Orbán war natürlich darauf vorbereitet, in Wien mit seiner Rede | |
| konfrontiert zu werden. Nehammer ging zwar nicht direkt auf diese Rede und | |
| einen geschmacklosen Witz seines Gastes über deutsche Gaskammern ein, | |
| verwies aber auf die besondere Verantwortung Österreichs angesichts der | |
| eigenen Geschichte. | |
| Verharmlosung von Rassismus oder Antisemitismus seien auf das Schärfste | |
| zurückzuweisen, so der Kanzler. Diese sensiblen Fragen seien „in aller | |
| Freundschaft, Offenheit und Klarheit“ besprochen und aufgelöst worden. | |
| ## Orban: Ungarn führt bei Bekämpfung von Rassismus | |
| Orbán selbst klärte auf, dass seine Warnung keineswegs „rassistisch“ | |
| gewesen sei, weil er nicht biologisch argumentiere, sondern kulturell. | |
| Ungarn und vor allem seine Regierung seien „Spitzenreiter“ in der | |
| Bekämpfung von Rassismus. | |
| Auch sein Ausscheren aus der europäischen Energiesolidarität durch | |
| Sonderabkommen mit Russland verteidigte er. Die Sanktionsstrategie der EU | |
| gegen Russland führe zu Kriegswirtschaft und Rezession. Die von der EU für | |
| den Ernstfall angestrebte vorgeschriebene Rationierung von Erdgas „ist das | |
| erste Zeichen einer Kriegswirtschaft“, sagte Orbán. | |
| 28 Jul 2022 | |
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| [1] /Orbans-Rede-in-Rumaenien/!5867061 | |
| ## AUTOREN | |
| Ralf Leonhard | |
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