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# taz.de -- Rücktritt von Sabine Schormann: Documenta in der Schuld
> Der Rücktritt von documenta-Chefin Schormann ist zu begrüßen. Dabei darf
> es jedoch nicht bleiben. Nötig ist eine Aufarbeitung der misslichen
> Affäre.
Bild: Zog schließlich die Konsequenzen aus dem Skandal: documenta-Chefin Sabin…
Die Mitteilung vom Rücktritt der [1][documenta-Chefin Sabine Schormann] ist
das bisher einzig Begrüßenswerte, was zuletzt von den Veranstaltern zu
hören gewesen ist. Der Schritt war überfällig, denn Schormann hat sich im
Skandal um antisemitische Bildmotive als vollständig beratungsresistent
erwiesen. Dafür zeigte sie sich als umso geschickter dabei, andere für den
Skandal verantwortlich zu machen, den sie selbst mit angerichtet hat.
Diese anderen, das waren zuerst diejenigen, die vor antisemitischen
Tendenzen warnten, und dann, als das Kind schon in den Brunnen gefallen
war, die, die sich darum bemühten, aus der Zurschaustellung
judenfeindlicher Kunstwerke Konsequenzen zu ziehen. Dazu ist es bisher
nicht gekommen.
Es fragt sich allerdings, ob es bei diesem Rücktritt bleibt oder ob die
documenta tatsächlich dazu bereit ist, ihren Umgang mit Antisemitismus
aufzuarbeiten. Zweifel sind angebracht, die sich aus den Ausflüchten der
Vergangenheit speisen, die aber auch durch die Erklärung des Aufsichtsrats
neue Nahrung erhalten. Von einer Entschuldigung ist da nicht die Rede, nur
von „tiefer Betroffenheit“, [2][antisemitische Bildmotive] zur Schau
gestellt zu haben.
Dann folgt schon der Hinweis, dass „der documenta damit ein erheblicher
Schaden zugefügt“ worden sei. Vom Schaden, den die Ausstellung den in
diesem Land lebenden Jüdinnen und Juden beigefügt hat, spricht der
Aufsichtsrat lieber nicht. Hat er überhaupt begriffen, was er da
angerichtet hat? Oder geht es dem Gremium nur darum, die Schau möglichst
schnell aus den negativen Schlagzeilen zu holen?
Es sei „viel Vertrauen verloren gegangen“, heißt es in der Erklärung an
anderer Stelle. Da ist etwas dran. Es ist geradezu bewundernswert, mit
welcher Engelsgeduld ausgewiesene [3][Antisemitismusexperten wie Meron
Mendel] ihre Bereitschaft dazu erklären, den Prozess der Aufarbeitung mit
anzugehen. Aber Geduld ist endlich. Den documenta-Verantwortlichen ist
anzuraten, es jetzt schnell nicht länger bei Erklärungen zu belassen,
sondern rasch eine Haltung einzunehmen, was Kunst darf – und was nicht.
18 Jul 2022
## LINKS
[1] /Neue-Entwicklungen-in-documenta-Debatte/!5864980
[2] /Antisemitismus-bei-der-Documenta/!5859644
[3] https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-1060765.html
## AUTOREN
Klaus Hillenbrand
## TAGS
Kunstbetrieb
Antisemitismus
Rücktritt
Documenta
Antisemitismus
Schwerpunkt Kunst und Kolonialismus
Liedermacher
Kolumne Der rote Faden
Documenta
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