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# taz.de -- Die Wahrheit: Alles muss auf den Tisch
> Er war einfach da. Gekommen, um zu bleiben. Das hässliche Möbelstück wird
> unsere Hausgemeinschaft so schnell wohl nicht verlassen …
Bild: Übernächtigt, überreizt, überarbeitet. Robert Habeck ist bis in die B…
Vor einigen Jahren habe ich an dieser Stelle engagiert darüber berichtet,
wie in unserem heimischen Berliner Treppenhaus, das ein Treppenhaus der
Mieter ist, in einem fort etwas auf der Fensterbank im ersten Stock
platziert und getauscht wird. Platziert und getauscht werden bis heute dort
Dinge des täglichen sowie des nicht alltäglichen Bedarfs. Zwei Beispiele
sollen genügen, wir müssen ja schließlich zum diesmaligen Kern der
Geschichte vorstoßen.
Ding eins, keine zwei Wochen ist es her: ein aufblasbares
Kinderplanschbecken mit Loch. Wahrscheinlich war die Tonne für Plastikmüll
voll. Geschenkt. Ebenfalls geschenkt: ein Lexikon Türkisch-Kabardinisch, im
Frühjahr auf der Fensterbank, zerfleddert, doch nutzbar. Recherchen
ergaben, dass die kabardinische Sprache aus dem Westkaukasus kommt und sie
wohl mehr als 1,5 Millionen Menschen sprechen. Auch in der Türkei und in
Deutschland parliert man auf Kabardinisch. Und im Nordkaukasus liegt die zu
Russland gehörende Republik Kabardino-Balkarien. Unruhig dort, steht
geschrieben, nicht im Treppenhauslexikon, sondern im Netz. Unruhig wie so
vieles derzeit.
## Plötzlich war er da
Aber jetzt zum eigentlichen Sujet dieses Textes: der Tisch. Der Tisch im
Zwischengeschoss von zweitem und drittem Stock. Der Tisch war eines Tages
plötzlich da. Er ist hässlich, der Tisch, aber niemand trägt ihn fort von
seinem Platz vor dem Etagenfenster, niemand erbarmt sich seiner, niemand
will ihn. Nicht mal das strenge Aufsehen des Hausmeisters hat er bis jetzt
erregt; ja, wir haben noch einen echten Hausmeister, der im Haus wohnt, ich
möchte ihnen das Modell sehr anempfehlen.
Eigentlich ist unser Hausmeister von der schnellen Eingreiftruppe, geht es
darum, Dinge gnadenlos zu entsorgen, wenn diese nicht bei drei einen neuen
Besitzer gefunden haben. Ein Tag wird ihnen gewährt auf der Fensterbank,
oder es werden maximal zwei, und in Ausnahmefällen, wie den gesammelten
Sammelbänden der Apotheken Umschau vielleicht sogar drei Tage. Nicht so
verhält es sich seltsamerweise mit dem Tisch. Der Tisch steht dort jetzt
seit mindestens drei Wochen, er trägt mittlerweile eine dicke Staubschicht
auf seiner Glasplatte, traurig hält er sich aufrecht qua seiner vier
hässlichen schwarzen Stahlrohrbeine. Alles an diesem Tisch ruft: „Nimm mich
mit auf die Reise, alles besser als hier zu bleiben!“
## Reisen mit dem Tisch
Das erinnert mich an ein sattes Erlebnis beim Einchecken in
Berlin-Tempelhof, Jahre ist es her. Ein soignierter älterer Herr stand vor
mir in der Schlange. Neben ihm ein Tisch, ungefähr von der Couchtischgröße
jenes Tisches, der sich jetzt in unserem Treppenhaus Raum verschafft hat.
Samt querlaufenden Stahlrohren zur Fernsehzeitschriftenablage. Als der Herr
nach Handgepäck gefragt wurde, beschied er: „Der Tisch. Ich reise immer mit
diesem Tisch.“ Es dauerte dann noch etwas mit dem Einchecken, und ich
verpasste beinahe das Flugzeug. Was lernen wir daraus? Ein Tisch bleibt ein
Tisch.
14 Jul 2022
## AUTOREN
Harriet Wolff
## TAGS
Kolumne Die Wahrheit
Möbel
Reisen
Tauschen
Robert Habeck
Die Wahrheit
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