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# taz.de -- US-Basketballerin in russischer Haft: Druck und Gegendruck
> Die in russischer Haft befindliche US-Basketballerin Brittney Griner
> hofft auf einen Deal. In dieser Woche beginnt der Prozess gegen sie.
Bild: Mit angstgeweiteten Augen: Brittney Griner betritt einen russischen Geric…
Zwei Buchstaben, BG, prangten neulich auf den T-Shirts der
Basketballerinnen in der Frauenprofiliga WNBA. BG – das steht für Brittney
Griner. Die Korbjägerinnen erinnerten an das Schicksal einer Kollegin, die
seit dem 17. Februar in russischer Haft sitzt, in der Stadt Chimki im
Nordwesten von Moskau. Griner wurde damals auf dem Flughafen Scheremetjewo
nahe der Haupstadt festgenommen, weil sich in ihrem Gepäck angeblich
Ampullen mit Haschischöl befunden haben sollen.
[1][Die 2,03 Meter große Spielerin] war zu diesem Zeitpunkt auf dem Weg zu
ihrem Zweitklub UGMK Jekaterinburg; normalerweise hat die Center-Spielerin
einen Vertrag mit dem US-Team Phoenix Mercury, aber in der spielfreien Zeit
verdienen sich die Profis ein paar Dollars im Ausland hinzu: in China,
Europa und bis vor Kurzem eben auch in Russland.
Es dauerte, bis die Dringlichkeit der Nachricht durchschlug. Brittney
Griner, immerhin zweimalige Olympiasiegerin in ihrer Sportart, schien zwar
nicht in Vergessenheit zu geraten, aber es war doch in den ersten Wochen
nach ihrer Inhaftierung merkwürdig still um die schlaksige Frau. Das hat
sich mittlerweile geändert. Aktivisten unter Anleitung der Ehefrau von
Griner, Cherelle, machen mobil.
Über 40 Menschenrechtsgruppen, darunter die National Association for the
Advancement of Colored People (NAACP), die Menschenrechtskampagne GLAAD,
die National Urban League und die Women’s National Basketball Players
Association (WNBPA) haben [2][einen Brief an den Präsidenten der
Vereinigten Staaten], Joe Biden, geschrieben.
Er möge doch bitte aktiv werden und sich endlich kümmern, so die
Aufforderung: „Präsident Biden und Vizepräsidentin Harris, wir bitten Sie
dringend, einen Deal zu machen, um unsere Teamkollegin, Frau, Schwester,
Heldin und Freundin Brittney Griner schnell und sicher nach Hause zu
bringen“, heißt es in dem Schreiben.
## Vorbild Trevor Reed?
In der Mache ist tatsächlich ein Deal, wie er dem Special Presidential
Envoy for Hostage Affairs, also dem Sondergesandten des Präsidenten für
Geiselnahmen, kürzlich gelungen ist: Da wurde der ehemalige US-Soldat
Trevor Reed, der sich seit 2020 in russischer Gefangenschaft befunden
hatte, gegen den russischen Piloten Konstantin Jaroschenko ausgetauscht;
der Russe war 2010 in den USA wegen Drogenschmuggels zu 20 Jahren Gefängnis
verurteilt worden.
Die russische Nachrichtenagentur Tass hat nun angedeutet, dass die
Regierungen der USA und Russlands eine Vereinbarung erzielen könnten, um
Brittney Griner gegen den russischen Waffenhändler Viktor Bout
auszutauschen, der in den USA eine 25-jährige Haftstrafe verbüßt, weil er
Waffen an eine kolumbianische Terrorgruppe verkauft hat.
Die russische Regierung erklärte, dass es sich bei Brittney Griner
keinesfalls um eine Geisel handle, und auch ein Bezug zum Krieg in der
Ukraine bestehe nicht. Präsident Wladimir Putins Sprecher, Dimitri Peskow,
sagte: „Ich würde dem absolut widersprechen. Wir können sie nicht als
Geisel bezeichnen. Sie hat gegen russisches Recht verstoßen, und jetzt wird
sie strafrechtlich verfolgt.“
Am Montag wurde Griner in Handschellen zu einer Anhörung vor Gericht
gebracht. Die Frau, die in der vergangenen Saison in Durchschnitt 20,5
Punkte pro Partie erzielte, erfuhr, dass ihr Prozess am Freitag beginnt.
Die 31-Jährige wird wohl mindestens weitere sechs Monate hinter Gittern
verbringen müssen. Falls keine Einigung mit den USA erzielt wird, drohen
Brittney Griner sogar bis zu 10 Jahre Gefängnis.
Das Worst-Case-Szenario versucht Cherelle Griner mit allen Mitteln zu
verhindern. Sie baut medialen Druck auf und beklagte sich unter anderem
beim Fernsehsender CNN darüber, dass sie bislang nur mit Außenminister
Antony Blinken habe direkt sprechen können, aber nicht mit Joe Biden oder
Vizepräsidentin Kamala Harris von den Demokraten. „Die Menschen, die die
höchste Macht haben, haben nicht mit mir und meiner Familie gesprochen“,
klagte sie.
Cherelle Griner sagt, sie habe seit dem 17. Februar nicht mehr mit ihrer
Frau gesprochen. Griners Agentin, Lindsay Kagawa Colas, unterstützt die
Aufrufe an den Präsidenten, sich mit der Familie zu treffen: „Wenn
BrittneyGriner ganz oben auf der Liste steht, wird sich @POTUS mit
Brittneys Familie treffen, und diese Regierung wird alles Notwendige tun,
um sie schnell und sicher nach Hause zu bringen“, twitterte Kagawa Colas
und nahm Präsident Biden, Akronym POTUS, erneut in die Pflicht.
„Jeder Tag ist kostbar und kein anderer sollte ohne die erforderlichen
Maßnahmen vergehen, um BG nach Hause zu bringen.“ Seit über vier Monaten
dauert Brittney Griners Martyrium nun schon an.
28 Jun 2022
## LINKS
[1] https://en.wikipedia.org/wiki/Brittney_Griner
[2] https://edition.cnn.com/2022/06/23/sport/brittney-griner-wife-president-bid…
## AUTOREN
Markus Völker
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