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# taz.de -- US-Olympiasiegerin in Russland in Haft: Öliger Konfliktstoff
> US-Basketballerin Brittney Griner, zweimalige Olympiasiegerin, ist unter
> mysteriösen Umständen in Moskau verhaftet worden.
Bild: Schönen Dunk auch! Brittney Griner im Trikot des US-Basketball-Nationalt…
Alles an Brittney Griner ist groß. Sie trägt Sneaker Größe 50. Ihre Arme
haben eine Spannweite von 2,22 Meter. Sie überragt mit 2,03 Meter ihre
Mitspielerinnen bei Phoenix Mecury. Wenn sie den Basketball durch die Reuse
stopft, stößt sie gern mal einen animalischen Schrei aus und trommelt sich
auf die Brust. Griner hat das Spiel in der Women’s National Basketball
Association, WNBA, verändert. Die lesbische Sportlerin blockt die Bälle wie
keine andere. Sie hat den Dunk, eher eine Seltenheit bei den Frauen, fest
etabliert. Derzeit ist allerdings nicht an Sport zu denken: Die
US-Amerikanerin sitzt in einer russischen Gefängniszelle.
Die 31-Jährige wurde im Februar auf dem Moskauer Flughafen Scheremetjewo
festgesetzt; wann genau, ist nicht bekannt. In einem Überwachungsvideo ist
eine großgewachsene Frau zu sehen, die ihre Tasche durchleuchten lässt. Auf
ihrem Hoodie steht: „Peace“. Ein Zollbeamter durchwühlt den Inhalt der
Tasche und fördert Ampullen zutage, die, so wurde verlautbart, Cannabis-Öl
enthalten haben sollen: THC-haltiges Öl, also die verbotene psychotrope
Substanz – oder doch nur das unverdächtige CBD? Wieso musste über eine
Woche vergehen, bis der Fall Griner der Weltöffentlichkeit bekannt wurde,
schließlich handelt es sich um eine zweimalige Olympiasiegerin, die
vielleicht beste Basketballerin dieser Tage?
Griner drohen in Russland bis zu zehn Jahre Haft. Nicht nur paranoide
Gemüter auf Twitter vermuten, die Center-Spielerin sei mitten in einen
geopolitischen Konflikt geraten, der durch den Einmarsch der russischen
Truppen in die Ukraine beispiellos befeuert wurde. Für Griner schien die
Reise nach Moskau zunächst völlig normal abzulaufen, sie ist schon oft nach
Russland geflogen, denn immer dann, wenn die WNBA Pause macht, verdienen
sich die US-Spielerinnen in Europa oder Asien etwas dazu.
Griner ist seit 2014 bei UMMC Jekaterinenburg unter Vertrag, vorher spielte
sie eine Saison bei den Zhejiang Golden Bulls in China. Starspielerinnen
können bis zu 1,5 Millionen Dollar pro Saison einstreichen, was nicht
schlecht ist, verdiente Griner in der abgelaufenen [1][WNBA-Saison doch nur
221.450 Dollar].
## „Wie politische Schachfiguren“
Langsam laufen die Unterstützungskampagnen für die Basketballerin an.
[2][Auf change.org haben fast 50.000 Menschen eine Petition unterzeichnet],
in der Griners Freilassung gefordert wird. Die demokratische
Kongressabgeordnete Sheila Jackson Lee hat sich dieser Forderung
angeschlossen. In einem CNN-Interview sagte John Garamendi, Vertreter
Kaliforniens im Repräsentantenhaus, dass es „sehr schwierig“ sei, Griner
aus Russland herauszuholen.
Zwar könne es Verhandlungen über ihre Freilassung geben, diese würden aber
durch die Tatsache behindert, dass die diplomatischen Beziehungen zwischen
Russland und den USA wegen der Invasion in der Ukraine angespannt seien.
Die WNBA erklärte, Griner habe „die volle Unterstützung“ der Liga: „Uns…
Hauptpriorität liegt auf ihrer schnellen und sicheren Rückkehr in die
Staaten.“
Die New York Times zitiert Joaquín Castro, demokratischer Abgeordneter im
Repräsentantenhaus: „Dies folgt einem Muster, bei dem Russland US-Bürger zu
Unrecht festhält und einsperrt. US-Bürger sind aber keine politischen
Schachfiguren.“ Castro bezieht sich auch auf den Fall Trevor Reed. Der
ehemalige US-Soldat wurde, nachdem er zwei russische Polizisten angegriffen
haben soll, zu einer Haftstrafe von neun Jahren verurteilt.
Brittney Griner ist nicht zum ersten Mal ins Visier der Russen geraten. Als
die vermutlich [3][staatsnahe Hacker-Gruppe „Fancy Bears“] in Daten der
Antidopingagentur Wada wilderte und versuchte, Westsportler und deren
legale Inanspruchnahme von medizinischen Ausnahmegenehmigungen als Doping
darzustellen, tauchte auch Griners Name auf.
10 Mar 2022
## LINKS
[1] https://www.spotrac.com/wnba/phoenix-mercury/brittney-griner-29940/
[2] https://www.change.org/p/secure-brittney-griner-s-swift-and-safe-return-to-…
[3] https://www.hackread.com/fancy-bear-hackers-leak-more-wada-data/
## AUTOREN
Markus Völker
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