| # taz.de -- EZB-Hilfen für Italien und Griechenland: Vermeidbare Panik | |
| > An der Fast-Eurokrise hat die EZB Schuld. Sie hatte Zweifel an | |
| > Staatsanleihen aus Ländern wie Italien oder Griechenland gesät. | |
| Bild: Unter den Investoren grassierte erneut die Angst, dass Italien in die Ple… | |
| Die Eurokrise war nie vorbei. Sie kann jederzeit aufflackern, wenn die | |
| [1][Europäische Zentralbank] (EZB) falsch kommuniziert. Diesmal begann das | |
| Drama, als die EZB in der vergangenen Woche bekannt gab, dass sie im Juli | |
| die [2][Leitzinsen] um 0,25 Prozentpunkte anhebt. So weit, so gut. | |
| Gleichzeitig teilte die Zentralbank jedoch mit, dass sie keine weiteren | |
| Staatspapiere mehr aufkaufen werde – ohne klar zu sagen, was die bisherigen | |
| Programme ersetzt. Nebulös verkündete EZB-Chefin [3][Christine Lagarde], | |
| man werde „bei Bedarf“ mit „neuen Instrumenten“ gegen eine „Fragmenti… | |
| im Euroraum vorgehen. | |
| Prompt wurden die Finanzanleger nervös und bevorzugten europäische | |
| Staatsanleihen, die als bombensicher gelten. Beliebt sind etwa Papiere aus | |
| Deutschland. Solche aus Italien, Spanien oder Griechenland wurden hingegen | |
| verschmäht, weil nicht mehr klar war, ob sie von der EZB noch gestützt | |
| würden. Unter den Investoren grassierte erneut die Angst, dass die | |
| südlichen Länder in die Pleite rutschen könnten. Also schossen die | |
| Risikoprämien in die Höhe, was die Schulden für die betroffenen Länder | |
| schon bald unbezahlbar gemacht hätte. Es drohte ein Teufelskreis: Die | |
| panischen Anleger provozierten genau jenen Staatsbankrott, den sie selbst | |
| so fürchteten. | |
| Eine Woche währte das verheerende Börsenspiel, dann griff die EZB ein: Am | |
| Mittwoch traf man sich zu einer Sondersitzung und stellte klar, dass die | |
| Staatsanleihen des Südens auch weiterhin aufgekauft werden, um die Zinsen | |
| zu drücken. Diese Notsitzung hätte man sich sparen können – wenn Lagarde | |
| von Anfang an deutlich kommuniziert hätte. | |
| Trotzdem bleibt ein Schaden. Fahrlässig hat die EZB den Eindruck erzeugt, | |
| dass die südlichen Staatsanleihen nicht sicher sein könnten. Das werden | |
| sich die Investoren merken – und bei nächster Gelegenheit erneut testen, ob | |
| die Zentralbank hinter allen Euroländern steht. Die Eurokrise ist erst | |
| vorbei, wenn die EZB daran keinen Zweifel mehr lässt. | |
| 16 Jun 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Ulrike Herrmann | |
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