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# taz.de -- Prozess um ermordete Afghanin in Berlin: Böse Onkel
> Die beiden Kinder der ermordeten Frau schildern Schikanen und Gewalt der
> Brüder: „Die waren so gemein zu ihr, aber sie hat sie trotzdem geliebt.“
Bild: Die Angeklagten zum Prozessauftakt im März
Berlin dpa | Die beiden Kinder der getöteten 34-jährigen Mutter aus
Afghanistan haben bei richterlichen Vernehmungen von Gewalt durch die
angeklagten Brüder des Opfers berichtet. „Wir hatten Angst vor ihnen“,
erklärte der 14-jährige Sohn in einer Befragung, die vor rund sechs Monaten
als Bild-Ton-Aufzeichnung durchgeführt und [1][am Freitag im Prozess wegen
Mordes am Berliner Landgericht] abgespielt wurde. Sie hätten die „Mutter
geknechtet nach ihrer Scheidung“.
Auch seine vier Jahre jüngere Schwester berichtete damals, dass ihre beiden
Onkel ihre Mama „geschlagen und unter Druck gesetzt“ hätten. Die
Angeklagten sollen die Leiche der Frau nach Bayern transportiert und dort
vergraben haben.
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass [2][die beiden Männer ihre
geschiedene Schwester ermordet haben,] weil sie sich nicht den
Moralvorstellungen der Familie unterworfen und zudem eine Liebesbeziehung
geführt habe. Die 27 und 23 Jahre alten Männer sollen ihre Schwester am 13.
Juli 2021 getötet und dann deren Leiche in einem Rollkoffer nach Bayern
gebracht haben. Bislang haben die Angeklagten zu den Vorwürfen geschwiegen.
Seine beiden Onkel seien „schlechte Menschen“, sagte der Sohn. „Die sind
wirklich das Schlimmste, was man sich vorstellen kann.“ Sie hätten seine
Mutter geschlagen und kontrolliert, ihr einen Freund verboten und ihr
gedroht. Die Tat habe „nichts mit Ehre zu tun, sondern mit Ehrlosigkeit“.
Seine Mutter sei eine sehr gute Frau gewesen, die viel gearbeitet habe –
„die beste Mutter der Welt“.
## Geschubst, geschlagen, an den Haaren gezogen
Die Tochter sagte, die beiden Brüder ihrer Mutter hätten auch sie
geschubst, geschlagen, an den Haaren gezogen. Ein Onkel habe sie zwingen
wollen, ein Kopftuch zu tragen. „Aber ich will das nicht.“ Ihre Mutter habe
Übergriffe ihrer Brüder erduldet und nicht zur Polizei gehen wollen. „Die
waren so gemein zu ihr, aber sie hat sie trotzdem geliebt“, sagte die
damals Zehnjährige in der richterlichen Vernehmung im November 2021.
Der Fall hatte für Schlagzeilen gesorgt und eine Debatte um den Begriff
„Ehrenmord“ und die gescheiterte Integration von Flüchtlingen ausgelöst.
Die Frau und die Brüder waren vor einigen Jahren aus Afghanistan nach
Deutschland gekommen. Von ihrem afghanischen Mann hatte sich die 34-Jährige
im Jahr 2018 scheiden lassen. Die Verhandlung wird am 25. Mai fortgesetzt.
20 May 2022
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Hatun Sürücü
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