# taz.de -- Spannungen bei EU-Außenministertreffen: Die Fassade bröckelt | |
> Einig und entschlossen? Beim Treffen der EU-Außenminister sorgt nicht nur | |
> der geplante Nato-Beitritt Schwedens und Finnlands für Unruhe. | |
Bild: Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba auf dem Weg zum Treffen der … | |
Brüssel taz | Einig, entschlossen und solidarisch – so präsentiert sich die | |
EU seit Beginn des Ukrainekriegs. Im Konflikt mit Russland dürfe man sich | |
keine Blöße geben, heißt es in der Europäischen Kommission. | |
Doch beim Treffen der EU-Außenminister am Montag in Brüssel bröckelte die | |
schöne Fassade. Der Streit um das geplante Ölembargo und die Debatte über | |
den Nato-Beitritt der EU-LändEUer Schweden und Finnland sorgten für Unruhe. | |
[1][Das Embargo auf Öl aus Russland sollte eigentlich schon am Europatag | |
vor einer Woche verhängt werden]. Ein Beschluss kam jedoch nicht zustande – | |
Ungarn, die Slowakei und andere EU-Staaten stehen auf der Bremse. | |
Auch beim Außenrat ging es nicht voran. Eine schnelle Einigung sei nicht zu | |
erwarten, sagte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell. Die Positionen seien | |
„ziemlich stark“, deshalb brauche der Beschluss noch Zeit. | |
## Ungarn drohte mit Veto | |
Optimistischer äußerte sich Außenministerin Annalena Baerbock. „Es ist | |
wichtig, dass alle Länder den Weg des Ausstiegs gemeinsam gehen können“, | |
sagte die Grünen-Politikerin. Man dürfe sich „keinen Millimeter“ spalten | |
lassen. | |
Zuletzt hatten sich die Fronten verhärtet. Ungarn drohte mit einem Veto | |
gegen das sechste Sanktionspaket, wenn das Ölembargo unverändert kommen | |
sollte. Das Land bezieht mehr als 60 Prozent seines Öls aus Russland sowie | |
85 Prozent seines Erdgases. | |
Der litauische Außenminister Gabrielius Landsbergis warf Ungarn vor, die EU | |
als Geisel zu nehmen. Verständnisvoller äußerte sich sein irischer Kollege | |
Simon Coveney. Ein Embargo sei für manche Länder schwer umzusetzen, sagte | |
er. | |
Der geplante Importstopp für Öl würde nämlich nicht nur Russland treffen. | |
Er treibt die Preise am Ölmarkt nach oben und schneidet Europa vom billigen | |
Brennstoff aus dem Osten ab. Öl und Benzin dürften deshalb dauerhaft teuer | |
werden, was Russland sogar noch höhere Einnahmen beschert. | |
## Drohgebärden aus Moskau | |
[2][Für Unruhe sorgt auch die geplante Nato-Norderweiterung]. Offiziell war | |
sie zwar kein Thema beim Treffen der Außenminister, zu dem auch der | |
ukrainische Chefdiplomat Dmytro Kuleba geladen war. Doch am Rande der | |
Beratungen ging es immer wieder um Finnland und Schweden. | |
Dafür gibt es einen gewichtigen Grund: Beide EU-Länder fürchten russische | |
Repressalien, wenn sie wie geplant in den nächsten Tagen ihren | |
Beitrittsantrag bei der Nato stellen. In der Zeit zwischen dem Antrag und | |
der Aufnahme wären sie aber nicht durch die Militärallianz geschützt. | |
Der Artikel 5 des Nordatlantikvertrags gilt nämlich nur für Mitglieder, | |
nicht für Anwärter. Hier könnte die EU ins Spiel kommen. Sie hat eine | |
eigene, kaum bekannte Beistandsklausel, den Artikel 42.7 des EU-Vertrags. | |
Er könnte zum Zuge kommen, falls Russland Ärger macht. | |
Aus Moskau kommen schon Drohgebärden. Die Ausweitung der Nato wäre ein | |
„schwerer Fehler mit weitreichenden Konsequenzen“, sagte Vize-Außenminister | |
Sergei Ryabkov. Russland werde nicht tatenlos zusehen, sondern das | |
„militärische Gleichgewicht“ wiederherstellen. | |
Was das in der Praxis bedeutet, ist unklar. Doch die EU könnte schneller in | |
den Streit hineingezogen werden, als ihr lieb ist. Die Spannungen nehmen zu | |
– innerhalb und außerhalb der Union. | |
16 May 2022 | |
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## AUTOREN | |
Eric Bonse | |
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