# taz.de -- Kein Gender Gap beim Taschengeld: Kinder gleicher als Erwachsene | |
> Bei Gehältern, Renten und Erbschaften klafft eine deutliche Lücke | |
> zwischen Frauen und Männern. Nicht so beim Taschengeld, zeigt eine | |
> Studie. | |
Bild: Mädchen und Jungs, beim Taschengeld noch gleich bedacht | |
Berlin taz | Dass Frauen für gleiche Arbeit weniger Geld bekommen als | |
Männer, ist eine ebenso traurige wie allgemein bekannte Tatsache. Umso | |
erfreulicher ist das Ergebnis einer neuen [1][Untersuchung des Deutschen | |
Instituts für Wirtschaftsforschung] (DIW), die am Mittwoch veröffentlicht | |
wurde und der taz vorab vorlag: Beim Taschengeld gibt es in Deutschland | |
keine systematische Ungleichbehandlung zwischen beiden Geschlechtern. | |
In der Vergangenheit wurde bereits mehrfach über eine vermeintliche | |
[2][Gender Pay Gap auch beim Taschengeld] in Deutschland und Großbritannien | |
berichtet. Die Studienlage stützt diese Behauptung jedoch nicht: Der | |
Großteil der Untersuchungen findet hierfür keine Belege. Vielmehr | |
fokussieren sich die Berichte auf wenige Ausreißer, deren Ergebnisse | |
lediglich auffälliger sind. | |
Eine neue Analyse von Daten des sozio-oekonomischen Panels, einer vom DIW | |
durchgeführten, repräsentativen Wiederholungsbefragung von Privathaushalten | |
in Deutschland, ergab keinen signifikanten Unterschied in der Höhe der | |
finanziellen Zuwendungen, die Jungen und Mädchen in Deutschland von ihren | |
Eltern erhalten. Spannend ist das vor allem deshalb, weil Väter und Mütter | |
bei Schenkungen und Erbschaften sehr wohl zwischen den Geschlechtern ihrer | |
Kinder zu diskriminieren scheinen, [3][wie frühere Studien des DIW] | |
belegen. | |
Augenscheinlich spielt es für Eltern bei großen finanziellen Entscheidungen | |
also durchaus eine Rolle, ob ihr Kind ein Mann oder eine Frau ist – nicht | |
aber beim Taschengeld. „Viele Leute sind der Ansicht, dass Frauen sich mit | |
weniger ökonomischen Ressourcen zufriedengeben sollen als Männer, und vor | |
diesem Hintergrund ist es eine besonders erfreuliche Nachricht, dass das | |
auf Kinder offenbar nicht zutrifft.“, kommentiert Katharina Wrohlich, eine | |
Autorin der Studie. | |
## Niedriges Einkommen, hohes Taschengeld | |
Woran genau das liegt, bleibt zu klären. Es liegt aber nah, dass Eltern | |
ihren Kindern im jungen Alter noch keine geschlechtsspezifischen | |
Eigenschaften andichten, wenn es um Geld geht. Eine solche Unterscheidung | |
stellt sich offenbar erst später ein. | |
Eine weitere Erkenntnis der Studie ist die, dass Kinder aus unterschiedlich | |
einkommensstarken Haushalten nahezu das gleiche Taschengeld bekommen. Im | |
Gegenteil: Kinder aus einkommensschwächeren Familien erhalten tendenziell | |
sogar mehr Geld zur eigenen Verfügung als solche aus besser situierten. Die | |
Autor*innen führen als mögliche Erklärung an, „dass ärmere Haushalte | |
mehr Wert auf die finanzielle Selbstbestimmung ihrer Kinder legen als | |
reichere.“ | |
11 May 2022 | |
## LINKS | |
[1] https://www.diw.de/de/diw_01.c.841052.de/publikationen/wochenberichte/2022_… | |
[2] https://www.presseportal.de/pm/67839/4964868 | |
[3] https://www.diw.de/de/diw_01.c.542152.de/publikationen/wochenberichte/2016_… | |
## AUTOREN | |
Josa Zeitlinger | |
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