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# taz.de -- Quarantäne auf Nordseeinsel: 550 Euro für den Privatflug
> Wangerooge-Reisende mit positivem Coronatest können nur mit dem teuren
> Privatflugzeug von der Insel. Gerade für Klassenfahrten wird das zum
> Problem.
Bild: Privatflüge von der Insel nicht nur für Ministerpräsident Stefan Weil:…
Bremen taz | Urlaub auf Wangerooge! Das Meer, der Schlick, die frische
Luft! Die selbsternannte Familieninsel in der Nordsee ist dank
Jugendherbergen und anderer Häuser gern gewähltes Ziel für Klassenfahrten.
Blöd nur, wenn sich jemand Corona holt. Oder zwei, drei, viele
Schüler*innen. Ein dunkler Schatten, der momentan zwar über allen
Klassenfahrten schwebt – aber: Auf der Insel wäre Corona ganz besonders
teuer.
Denn einfach abholen lassen von den Eltern is’ nicht: Wer nicht durchs Watt
aufs Festland stiefeln will (was von Wangerooge aus eh verboten ist), der
ist auf einer Insel naturgemäß abhängig von örtlichen Transportangeboten.
Doch die Fähre nimmt positiv Getestete nicht mit. Und anders als
individuell reisende Erwachsene können Schüler*innen ihren Urlaub auf
der Insel auch nicht einfach um ein paar Quarantänetage verlängern.
Es bleibt: das Flugzeug, und nur das Flugzeug. 550 Euro kostet ein
Privatflug über die kurze Strecke bis nach Harlesiel. Doppelt so viel in
etwa wie sonst die ganze Klassenfahrt.
Andere Inseln, andere Lösungen. Das benachbarte Spiekeroog etwa stellt im
Quarantänefall seit Sommer 2020 einfach einen Container auf die Fähre, in
dem Infizierte gut abgesondert mitfahren können. Auch das kostet extra –
aber nur etwa 90 Euro.
## Keine Infos zum Kostenrisiko
Warum das in Wangerooge nicht geht, dafür will keiner recht verantwortlich
sein. Betrieben wird die Fähre von der Deutschen Bahn. Deren Sprecherin ist
empört: Mit der Entscheidung gegen einen Quarantänecontainer habe die Bahn
nichts zu tun!, ruft sie ins Telefon. Das! Wäre! Aufgabe! des
Gesundheitsamts im Landkreis! Der aber sieht die Verantwortung bei der
Bahn, schließlich transportiere die grundsätzlich keine Infizierten. Als
Landkreis Friesland könne man gar nix daran tun.
Fest steht, dass Landkreis und Kurverwaltung Urlaubende nicht vorab
informieren. Online gibt es für Wangerooge zwar ausführliche Infos zum
Umgang mit der Pandemie. Zum finanziellen Quarantänerisiko aber herrscht
Schweigen.
Erschwert wird die Lage dadurch, dass Klassenfahrten momentan ohnehin ein
Vabanquespiel sind. Das Risiko der Folgen einer Infektion wird allein dem
Individuum aufgedrückt: Eltern allerorten sind im Fall der Fälle für die
Rückholung ihrer Kinder zuständig, logistisch und finanziell.
[1][Gesellschaftliche Verantwortung] für die Veranstaltung von
Klassenfahrten unter diesen Umständen übernimmt keine Institution:
Krankenkassen zahlen nur, wenn die Infizierten per Krankentransport ins
Krankenhaus müssen – bei schulpflichtigen Kindern zum Glück seltenst der
Fall. Und auch Land und Schulbezirke – in Niedersachsen, aber auch anderswo
– halten sich aus der Finanzierung raus; sie sichern sich über die
Unterschrift der Eltern ab.
Die Wahrscheinlichkeit, dass bei einer Reise mit 30 Menschen eine Person
infiziert ist, [2][beträgt aktuell] übrigens rund 70 Prozent; im Norden mit
höheren Inzidenzen sind es sogar 82 Prozent. Ansteckungen auf der Fahrt
kommen dann noch dazu. Die 550 Euro für einen Quarantäneflug jedenfalls
sollte man im Klassenfahrtbudget ganz realistisch einberechnen. Vielleicht
[3][doch lieber Sylt?]
22 May 2022
## LINKS
[1] /Ende-fast-aller-Corona-Massnahmen/!5842993
[2] https://covid-o-mat.de/
[3] /Billig-mit-dem-Zug-nach-Sylt/!5850477
## AUTOREN
Lotta Drügemöller
## TAGS
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